Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XVII.
An Cynthia.

        Ha, und mit Recht, da einmal ich gekonnt abscheiden vom Mägdlein,
    Wend' ich jezt an des Meers einsame Vögel das Wort!
Auch Kassiope nicht will schaun, wie sie pfleget, das Schiflein;
    Alle Gelübde verwehn zum unempfindlichen Strand. 47
5   Ja, wie du ferne gebeutst, so, Cynthia, folgen die Winde.
    Schau, unbändiger Wut Drohungen brauset der Sturm!
Wird kein günstig Geschick annahn des versöhnten Orkanes?
    Hier der winzige Sand soll mich bestatten zur Gruft?
Doch zum Besseren lenke der grausamen Klagen Verwünschung!
10       Sei dir Strafe genug Nacht und gefährlicher Grund!
Wird mit trockenem Auge mein Loos zu vernehmen dir leicht sein,
    Und von meinem Gebein nichts auch zu halten im Schooß?
Fahr' in Verderb, wer zuerst sich Bord' und Segel bereitet,
    Durch unwillige Meerstrudel zu bahnen den Weg!
15   Wars nicht besser, getrost ausstehn der Gebieterin Launen?
    (Grausam war sie gewiss, aber die Seltenste doch!)
Als mit so wildfremdem Gehölz umwachsene Ufer
    Anschaun, und mir umsonst suchen des Tyndarus Paar? 48
Wenn mir dort Schicksale beerdiget hätten den Kummer,
20       Und auf des Liebenden Gruft ständ' ein Erinnerungsstein;
Sie dann hätte mich Todten geehrt mit dem theueren Haupthaar,
    Und die Gebeine zur Ruh sanft mir auf Rosen gelegt;
Sie hätt' über dem Staube mich noch beim Namen gerufen.
    Dann ohn' einige Last würde die Erde mir sein.
25   Aber, o Meergöttinnen, erzeugt von der lieblichen Doris,
    Im heilbringenden Chor löset die Segel zur Fahrt!
Wenn in euere Fluten einmal auch Amor geschlüpft ist,
    Schont des Genossen, und lasst freundlicher werden den Strand!

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