Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XII.
Amor's Bild.

        Wer auch immer es war, der als Kind abmalte den Amor,
    Glaubest du nicht, kunstreich hab' er die Hände geführt? 91
Der hat erstlich gesehn, wie verstandlos lebe, wer liebet,
    Und durch nichtige Sorg' all ihm verschwinde das Gut.
5   Auch nicht hat er umsonst ihm luftige Flügel gegeben,
    Dass er des Menschengeschlechts Herzen durchflöge, der Gott:
Weil ja umher wir treiben in wechselndem Wogengetümmel,
    Und uns nirgendwoher günstig beharret die Luft.
Dann ist billig die Hand mit hakigen Pfeilen gewafnet,
10       Und an der Schulter ihm liegt gnosisch ein Köcher umher:
Weil er die Sicheren trift, noch ehe den Feind sie gewahret,
    Und nicht einer gesund seiner Verwundung entkömmt.
Mir nun bleibt sein Geschoss, mir bleibt sein kindisches Ansehn;
    Aber die Fittige, traun! hat er verloren bei mir:
15   Weil mir, ach! aus dem Busen er niemals wieder hinwegfliegt,
    Und mir im innersten Blut ewiglich führet den Krieg. 92
Was doch behaget es dich, im dorrenden Marke zu haften?
    Schämst du dich, anderswohin schnelle doch einst dein Geschoss!
Noch Unberührete magst du mit jenem Gifte versuchen;
20       Ich nicht fühle den Schlag, nein, nur ein Schatten von mir!
Wenn du den auch verderbst, wo bleibt dir ein Sänger für so was?
    Diese mir tändelnde Mus' ist dir doch immer ein Ruhm.
Lass sie denn Haupt und Finger an Dem schwarzäugigen Mägdlein,
    Lass sie singen, wie sanft schwebe der niedliche Fuß.

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