Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XIX.
An Cynthia.

        Nicht vor traurigen Manen, o Cynthia, beb' ich anjezo,
    Noch vor dem schuldigen Loos' endender Flammen zurück.
Doch dass vielleicht Dein mangle, der Liebenden, meine Bestattung:
    Dies, dies schrecket sogar mehr denn das Leichengepräng. 52
5   Nicht so los' hat der Knabe sich mir in den Augen gesiedelt,
    Dass kalt wäre dem Glück voriger Liebe der Staub.
Konnte die reizende Gattin der phylacidische Heros
    Nie doch vergessen in blind tappender Schemen Bezirk;
Sehnsuchtsvoll nur zu rühren mit nichtigen Händen sein Alles,
10       Kehrte der Thessalergeist heim in den alten Palast.
Was ich drunten auch sei, dein zärtlicher Schatten noch heiß' ich!
    Über die Schicksalsfurt schwinget sich Amor, der Gott.
Dort lass kommen im Chor holdselige Heroinen,
    Die sich aus Troja's Raub Danaerhelden gewählt;
15   Keine davon soll deiner Gestalt mir, Cynthia, vorgehn!
    Solches bestätige mir, Tellus, gerechteste du!
Wenn auch noch so lange beschiedenes Alter dich aufhält,
    Dein doch liebes Gebein werd' ich mit Thränen empfahn.
Könntest du Lebende dieses bei mir auch fühlen, dem Staube!
20       Dann an keinerlei Ort wäre mir herbe der Tod. 53
O wie sorg' ich, du höhnst, o Cynthia, meine Verbrennung,
    Und von der Asche mir weg reißet dich Amor im Zorn,
Welcher dich zwingt, nicht willig die fallende Zähre zu trocknen.
    Durch anhaltendes Drohn wird die Entschlossne gebeugt.
25   Auf, noch ist es vergönnt, lass froh uns werden der Liebe;
    Nie währt einige Zeit Liebenden lange genug.

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