Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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6 II.
An Cynthia.

        Was, mein Leben, für Lust, in stattlichen Locken einhergehn,
    Und zartfaltigen Flor regen des Koergewands?
Was für Lust, einfeuchten das Haar mit orontischer Myrrhe,
    Und ausländischer Prunkehre verkaufen dich selbst,
5   Und der Natur Anmut mit erhandelter Zierde verderben,
    Statt durch eigenes Gut glänzen zu lassen den Leib?
Glaube mir, deiner Gestalt dient nichts, was Verschönerung heuchelt.
    Nackt ist Amor und feind bildendem Fleiße der Kunst.
Schau doch, welcherlei Farben die Erd' holdselig emporsprießt;
10       Wie sich der Efeu hebt, froher aus eigenem Trieb;
Wie um einsame Grotten der Arbutus schöner sich wölbet,
    Und ungewiesene Bahn weiß zu durchlaufen der Bach. 7
Hell von natürlichen Steinchen umher sind bunte Gestade,
    Auch das Vögelchen singt lieblicher ohne die Kunst.
15   Nicht so reizte den Pollux die Leucippid' Hilaïra,
    Nicht den Kastor mit Puz Phöbe, die Schwester, zur Glut.
Nicht so ward Marpesa dem lüsternen Phöbus und Idas
    An des Euenusstroms Vatergestaden ein Streit.
Nicht auch, den Phrygergemahl durch trügrische Gleiße bezaubernd,
20       Flog mit fremdem Gespann Hippodamia hinweg;
Sondern ihr Antliz war nicht edelem Steine verpflichtet,
    So wie die Farb' im Gemäld' eines Apelles erscheint.
Niemals eiferten jen' in dem Schwarm Liebhaber zu suchen;
    Jenen genug Schönheit war die bescheidene Zucht.
25   Nicht bin ich jezo besorgt, mir seist du geringer denn solche.
    »Wenn sie nur Einem gefällt, hübsch ist ein Mädchen genug:
Da dir zumal selbst Phöbus verehrete seine Gesänge,
    Und das aonische Spiel gerne Kalliope bot, 8
Auch kein einziger Reiz anmutiger Worte dir fehlet,
30       Was nur Venus für hold, was nur Minerva bewährt. 30
Hiermit wirst du beständig die Lust sein unseres Lebens;
    Widerlich nur sei dir ärmlicher Üppigkeit Tand!

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