Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XXXIII.
An Cynthia.

        Ach! nun kehrt uns wieder die traurige Feier der Sazung!
    Cynthia hat nun zehn Nächte zu schaffen im Dienst!
Aber o fahr' in Verderb die Inacherin, welche die Feier
    Sandte vom laulichen Nil zu den ausonischen Fraun! 154
5   Welche Göttin so oft so sehnliche Liebe getrennt hat,
    Was sie sich dünkte zu sein, widerlich musste sie sein!
Wahrlich du selbst, da geheim mit Zeus du buhletest, Io,
    Hast ja gefühlt, was es sei, mancherlei Irren zu gehn:
Als, dir Mädchen das Haupt mit Gehörn ausstattete Juno,
10       Und dir schwand in des Viehs rauhem Getöne das Wort.
Ach, oft hast du den Mund am Eichenlaube verlezet,
    Und dich in eigenen Stall, satt von der Weide, versteckt!
Was? weil Jupiter dir des Gesichts scheuselige Bildung
    Wieder entnahm, darum wurdest du, Göttin, so stolz?
15   Ist dir nicht dein Ägyptus genug mit den braunen Bewohnern?
    Was so ferne daher kommst du zu suchen in Rom?
Oder was hast du davon, dass vereinsamt schlafen die Mägdlein?
    Wart', ich versichere dir, Hörner bekommst du noch eins! 155
Oder aus unserer Stadt, du Grausame, wirst du verjaget;
20       Nie mit dem Tiberis ja meinte der Nilus es gut.
Doch du, welche zu sehr mit unserem Kummer sich heiligt,
    Sind der Nächte wir frei, dreifach erholen wir uns.
Hörest du nicht, und lässest verwehn mir die Worte; da schon dort
    Ikarus Rinder am Pol wenden das träge Gestirn?
25   Zähe verfolgst du den Trunk; nicht lähmt auch die Mitte der Nacht dich!
    Was? noch nicht ist matt, Knöchel zu werfen, die Hand?
Ha, in Verderb! wer auch immer berauschende Trauben entdeckt hat,
    Und mit Nektar zuerst gute Gewässer gefälscht!
Ikarus, du mit Recht von cekropischen Bauren Erwürgter,
30       Selber weißt du, wie gar herbe das Rebengedüft.
Du auch, wilder Centaur, durch Wein, Eurytion, sankst du;
    Und Polyfemus, auch du durch den Ismariertrank. 156
Wein ist der Schönheit Gift, und Wein das Verderben des Lebens;
    Über den Wein miskennt oft die Geliebte den Freund.
35   Weh mir, wie ganz unverändert du bleibst von der Fülle des Bacchus!
    Trinke denn; schön bist du: dir ist unschädlich der Wein,
Wann von der Stirn' abhangen die Blumengewind' in die Becher,
    Und in gesänftigtem Ton meinen Gesang du beginnst.
Reichlicher werde gesprengt dir der Tisch mit verströmtem Falerner,
40       Schäum' es auch milder empor in dem vergoldeten Kelch;
Keine jedoch mag gern sich allein aufnehmen im Lager:
    Etwas ist, das dort Amor zu suchen euch zwingt.
Für Abwesende pflegt inbrünstiger Liebe zu lodern;
    Was stets nahe sich beut, sinket durch langen Verkehr.

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