Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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72 IV.
An einen Verliebten.

        Viel Mishandlungen erst der Gebieterin musst du bejammern,
    Oftmals bitten um was, oft mit der Weigerung gehn;
Oftmals auch mit dem Zahn unschuldige Nägel zernagst du,
    Und laut stampfet mit wild trampelndem Fuße der Zorn.
5   Fruchtlos feuchtete mir wohlriechende Salbe das Haupthaar,
    Und ausmessend den Schritt säumte die Ferse daher.
Nichts hier frommet ein Kraut, nichts nächtliche Zauber Medea's,
    Nichts auch Gräser, gekocht von perimedischer Hand.
Denn nicht wird Ursache geschaut, noch ofne Verlezung;
10       Woher komme so viel Leidiges, blind ist der Weg.
Hier dient weder ein Arzt, noch weichliches Lager dem Kranken;
    Auch kein Wechsel der Luft schadet ihm, oder ein Wind. 73
Eben noch wandelt er, schnell ob der Leich' erstaunen die Freunde:
    So unverhütbar ist alles, was Liebe sich nennt.
15   Wo doch ein Lugweissager, dem nicht ich selber ein Raub bin?
    Wo doch die Vettel, die nicht zehnmal die Träume mir dreht?
Wer zu unseren Feinden gehört, sei verliebt in ein Mägdlein;
    Freue des Knäbleins sich, wer zu den Freunden gehört!
Schwimm' auf ruhigem Strom im sicheren Nachen hinunter.
20       Was kann Wallung an so kleinem Gestade dir thun?
Oft wird diesem das Herz vom einzigen Worte gewendet;
    Kaum wird jene von hinströmendem Blute dir weich.

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