Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

190 VIII.
An Cynthia.

        Lieblich war mir der Zank bei schon ausgehenden Lampen,
    Was auch in rasendem Laut Übeles du mir gesagt;
Als wahnsinnig vom Wein du den Tisch fortstießest, und auf mich
    Warfst mit rasender Hand volle Pokale daher.
5   O du wage mir immer getrost in die Haare zu fallen,
    Auch mit den Nägelchen gar zeichne mir du das Gesicht;
Ja du drohe die Augen mir auszusengen mit Feuer,
    Und im zerrissnen Gewand mache den Busen mir bloß,
Dadurch werden mir, traun! wahrhaftige Guten bescheinigt;
10       Denn ohn' heftige Lieb' eiferte nimmer ein Weib.
Wann mit wütiger Zung' ein Mägdelein Schmähungen austobt,
    Und, o Venus, mit Flehn dir vor den Füßen sich dreht; 191
Wann von bewachenden Heerden umringt sie jezo dahergeht,
    Jezo die Gassen im Sturm gleich der Mänade durchrennt;
15   Oder wenn häufig mit Furcht unsinnige Träume sie schrecken,
    Wenn im Gemäld' Unruh irgend ein Mädchen ihr macht:
Dann ist gespannt auf die Folter das Herz, dann deut' ich die Wahrheit;
    Hieran hab' ich genau oft die Verliebten erkannt.
Nicht ist Treue bewährt, die nicht von Kränkung gedrillt wird.
20       Werde dem Feind' ein kaltblütiges Mädchen zu Theil!
Lass die Gespielen mir schaun am gebissenen Halse die Narben!
    Gebe die Bläue Beweis, dass ich mein Liebchen gehabt!
Bald in der Liebe zu klagen gefällt, bald Klage zu hören,
    Und bald Thränen von mir, bald auch zu sehen von dir;
25   Wenn du einmál mit der Wimper verborgene Worte zurückwinkst,
    Oder dein Fingerchen auch heimliche Züge mir malt. 192
Mir ist Schlummer verhasst, den niemals Seufzer beängsten;
    Stets für eine, die zürnt, möcht' ich erblassen in Pein.
Lieblicher war dem Paris die Glut, da bei grajischem Kriegssturm
30       Tyndarus Tochter mit ihm zärtlicher Freuden genoss.
Während die Danaer siegen, und obsteht Hektor der Barbar,
    Führt er in Helena's Schooß Kriege, der tapfere Held.
Fehde mit dir, und Fehde für dich mit anderen Buhlern,
    Daure mir stets; kein Fried' ist mir behaglich bei dir.
35   Freue dich, dass sonst keine so schön ist! Wehe dir, kennt' ich
    Eine nur! Jezo mit Recht magst du im Stolze dich blähn.
Doch dir, welcher die Neze gestrickt hat unserem Lager,
    Sei stets Schwiegerpapa, sei auch Mama dir daheim!
Ward dir jezo gewährt ein Genuss mir entzogener Nächte,
40       Launisch hat sie auf mich, nicht dir aus Lieb' ihn gewährt.

 << zurück weiter >>