Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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178 V.
Der Vorsaz.

        Friedensgott ist Amor; der Fried' ist Liebenden heilig.
    Nur mein Mädchen und ich leben beständig in Streit.
Doch nicht nagt mir am Herzen die Sucht des leidigen Goldes,
    Noch aus edlem Gestein tracht' ich zu löschen den Durst;
5   Auch nicht pflügen mir tausend der Stier' in campanischen Äckern,
    Noch erstreb' ich mit Gier Erze korinthischer Glut.
O unseliger Thon, den zuerst ausformte Prometheus!
    Kein vorsichtiges Herz bildete jener dem Werk.
Als er den Leib kunstreich anordnete, sah er auf Geist nicht.
10       Grad' auf die Seele zuerst musste ja gehen der Weg!
Jezo wogt uns der Wind so weit in die Meere; den Feind auch
    Suchen wir, und an Gefecht knüpfen wir neues Gefecht. 179
Gar nichts trägst du der Habe mit dir zu des Acheron's Ufern;
    Nackt dort unten, o Thor, fährst du im dunkelen Kahn.
15   Sieger zugleich und Besiegte vermischt dort schweben die Schatten;
    Marius hat friedsam neben Jugurtha den Siz;
Krösus, der Lydier, weilt nicht fern dem Dulichier Irus,
    Wohl kommt immer der Tod, führt ihn der Tag des Geschicks.
Wonne mir, dass ich, ein Jüngling, des Helikon's Höhen hinanstieg,
20       Und mit den Musen im Chor tanzend die Hände durchflocht!
Wonne mir, wenn ich die Seel' einwieg' in der Fülle des Bacchus,
    Und mir die Frühlingsros' immer umwindet das Haupt!
Doch wann Cypria's Lust von ernsteren Jahren gehemmt wird,
    Und mein dunkeles Haar grauendes Alter besprengt;
25   Dann sei mir der Natur Weisheit zu ergründen behaglich;
    Was für ein Gott kunstreich füge der Welten Gebäu; 180
»Woher steige die Sonne, wohin sich senke; wie Luna
    Monatlich das Gehörn einige wieder zum Rund;
Wie in dem Meer obwalte der Wind; was brüte der Mishauch
30       Eurus; woher das Gewölk immer sich fülle mit Nass;
Ob einst komme der Tag, der die Höhn einstürze des Weltalls;
    Warum Iris in Glanz trinke den Regenerguss;
Oder woher so erbebe das Haupt des perrhäbischen Pindus;
    Und was die Scheibe des Sol traure mit schwarzem Gespann;
35   Warum Stier und Karren so spät umdrehe Bootes;
    Wie die Plejaden gedrängt stehen aus Gluten im Chor;
Warum nie aus den Schranken die Flut austrete des Meeres;
    Und wie das Jahr vierfach theile den kreisenden Lauf;
Unter der Erd' ob Göttergericht, und Qual der Giganten,
40       Ob der Tisifone schwarz rase die Schlang' um das Haupt;
Ob Alkmäon's Furientrupp, ob Faste des Phineus,
    Ob ein Geklipp, ob ein Rad, ob in dem Teiche der Durst; 181
Ob an der Höll' Eingang dreischlündig ein Cerberus wache,
    Ob für Tityos neun Hufen zu wenig an Maß;
45   Oder ob teuschende Mähr' armseligen Menschen sich aufdrang,
    Und nicht reiche die Furcht über das Scheitergerüst.
Hiermit möge das Leben mir endigen! Ihr, die den Feldzug
    Lieber ihr habt, holt uns Crassus Paniere zurück!

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