Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XI.
An Cynthia.

        Die du, o Cynthia, weilst im gesundheitquellenden Bajä,
    Wo sich des Herkules Pfad längs den Gestaden erstreckt, 31
Und mit Bewunderung bald an dem Fuß der thesprotischen Herschaft,
    Bald an des edlen Misen's, wallende Fluten umschaust:
5   Treibt dich das Herz, ach! meiner gedenkende Nächte zu wachen?
    In auswärtiger Lieb', ist noch ein Pläzchen für mich?
Oder hat irgend ein Mann mit geheuchelten Gluten, ein Feind mir,
    Hat er, o Cynthia, dich meinen Gesängen entraft
O dass vielmehr dich jezo, gelenkt vom kleinlichen Ruder,
10       Wieg' ein winziger Kahn auf dem lucrinischen See;
Oder dich halt', umschlossen im klar hinwallenden Teuthras,
    Jene der wechselnden Hand willig entschlüpfende Flut:
Als dass von Anderen du liebkosende Lispel belauschest,
    Sanft im Gras' an des Meers schweigendem Strande gedehnt;
15   So wie leicht, wenn der Hüter entfernt ist, gleitet ein Mägdlein,
    Und, o die Falsche! gemeinschaftliche Götter vergisst! 32
Nicht dass im lautersten Rufe du mir nicht völlig bewährt seist,
    Nein, weil dort uns Furcht jeglicher Amor erweckt.
Nachsicht habe daher, wenn dir, was etwa betrübet,
20       Unsere Blätter gebracht; schuldig ist dessen die Furcht.
Könnte mir mehr anliegen der theueren Mutter Bewachung?
    Hätte das Leben mir noch ohne dich einigen Werth?
Du bist einzig mir Haus, du, Cynthia, einzig mir Eltern,
    Du in allem allein meine Beseligerin.
25   Ob ich traurig erschein', ob fröhliches Mutes den Freunden:
    Was ich auch bin, sag' ich, Cynthia machte mich so.
Du nur lass mir in Eil', o lass das verdorbene Bajä!
    Oft hat jenes Gestad' innige Herzen getrennt:
Jenes Gestad', ungünstig von je zuchtliebenden Mägdlein.
30       Bajä vergeh', und die Flut, welche die Treue verfälscht!

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