Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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261 III.
Arethusa an Lykotas.

        Dieses erlässt Arethusa zur Nachricht ihrem Lykotas;
    Wenn du, so oft mir getrennt, meiner zu sein noch vermagst.
Wenn dir Lesenden aber zum Theil was Erloschenes fehlet,
    Thränen von meinem Gesicht haben die Worte verlöscht.
5   Oder wenn etwa dich teuscht mit wankendem Zuge der Buchstab,
    Zeichen erkennst du darin meiner ersterbenden Hand.
Bald sah ferne dich Baktra im zweimal bewanderten Aufgang,
    Bald dich der norische Feind auf dem gepanzerten Ross,
Auch der umwinterte Get', und in farbigem Wagen Britanner,
10       Und von eoischer Glut dunkeles Indergeschlecht.
Ist dies ehlicher Bund? Sind dies die gelobeten Nächte,
    Als ich Neulingin dir, stürmischer Mann, mich ergab? 262
Ha, die zum Bräutigam mir mit Ahnungen leuchtende Fackel,
    Dort wo ein Todter gebrannt, nahm sie das düstere Licht!
15   Sprenge war stygische Flut; nicht grad' auch band man des Haares
    Bind'; ich Geschleierte ging ohne des Gottes Geleit.
Ach, an jegliches Thor schon hänget' ich, bange Gelübd' auf;
    Dies dein Lagergewand web' ich, das vierte bereits.
Sterbe der Mann, der enthaun unschuldigen Bäumen den Schanzpfahl,
20       Und aus schnarrendem Bein Jammertrompeten gehöhlt!
Mehr als Oknos, der alte, das Seil zu drehen verdient er,
    Und, o Eselein, dir ewig zu nähren den Fraß.
Sage mir, brennet dich auch auf zärtlicher Achsel der Harnisch?
    Drückt auch den Händchen so weich Schwielen des Speeres Gewicht?
25   Schade dir dieses vielmehr, als wenn, mir zu Thränen, ein Mägdlein
    Dir am Halse verliebt zeichnete Mäler des Zahns.
Schmal von Magerkeit, sagt man, sei jezt dein Antliz; doch wünsch' ich,
    Nur das Verlangen nach mir habe die Farbe gebleicht. 263
Aber wenn Hesperus mir die bitteren Nächte daherführt,
30       Sie, die verlassen wo ruhn, küss' ich, die Waffen von dir.
Dann liegt nirgend ein Polster mir recht, und nirgend ein Mantel;
    Sehnlich erwart' ich der tagmeldenden Vögel Gesang.
Winternächte hindurch arbeit' ich dir Kleider des Feldzugs,
    Und zu Verbrämungen dir scheid' ich das Purpurgespinnst.
35   Wo unbesiegt noch fleußt der Araxes, lern' ich, und wie viel
    Meilen ein parthisches Ross ohne Gewässer durchläuft.
Auch drängt michs, auf der Tafel gemalt zu schauen die Länder,
    Und wie umher allweis' Alles geordnet ein Gott;
Wo starr liege die Erde von Frost, wo staubig von Hize;
40       Welcherlei Wind gen Rom trage die Segel des Schifs.
Bei mir sizet die Schwester in Sorg' und blasses Gesichtes
    Schwört die Pflegerin falsch, Stürme nur weilen die Fahrt. 264
Glücklich Hippólyte du, die offener Brust du Gewehr trugst,
    Und dein niedliches Haupt, Barbarin, bargst in den Helm!
45   Wäre doch auch Rom's Mädchen das kriegrische Lager geöfnet!
    Dir auf dem Zuge gesellt wär' ich ein treues Gepäck;
Ja, nicht hemmten mich Gletscher in Scythia, wann auch der Vater
    Afrikus bindet mit Frost tiefe Gewässer in Eis.
Jegliche Lieb' ist groß; noch mehr bei offenem Bündnis.
50       Ihr schwingt Cypria selbst immer die Fackel in Brand.
Wozu mir, wenn leuchtet mit punischer Röthe der Purpur,
    Und der Krystall fluthell schmücket der Eignerin Hand?
Taub ist alles und stumm; und gewöhnt an seltne Kalenden
    Öfnet die einzige Magd kaum das verschlossene Haus.
55   Glaucis sogar, mein Hündchen, mit winselndem Laute vergnügt mich;
    Diese behauptet im Bett einzig die Stelle von dir. 265
Blumen und heiliges Grün um Kreuzweg' häng' ich und Tempel,
    Und auf altendem Herd knattert der Sebe Gespross.
Ob vom benachbarten Giebel die Nachteul' ächzte das Klaglied,
60       Ob kargbrennend die Lamp' heischte Besprengung des Weins;
Gleich ist der folgende Tag für heurige Lämmer ein Bluttag,
    Und der geschürzete Pfaf glühet am neuen Gewinn.
Achte doch nicht so theuer den Ruhm des erstiegenen Baktra,
    Oder den zartesten Lein duftenden Fürsten geraubt;
65   Da rings bleierne Lasten im Schwung ausstreuet die Schleuder,
    Und vom gewendeten Ross tückisch der Bogen ertönt.
Doch so mögest du einst, wann gezähmt sind Parthia's Krieger,
    Folgen mit lauterem Schaft nach des Triumfes Gespann:
Ach, ungefälscht mir bewahre den Bund des heiligen Lagers!
70       Nur auf solchen Beding wünsch' ich dich kehren zu sehn. 266
Wann die gelobete Wehr ich gebracht dem kapenischen Thore,
    Schreib' ich dazu: »Für des Manns Rettung das Mädchen zum Dank.«

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