Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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128 XXV.
An Cynthia.

        O du allein mir zum Schmerze geborene liebliche Sehnsucht,
    Da mich das Loos ausschließt, komm du doch öfter zu mir!
Dies wird einst durch meinen Gesang die berühmteste Schönheit;
    Calvus, wenn du es erlaubst, wenn du, Catullus, verzeihst.
5   Liegt doch der alte Soldat nach abgelegeten Waffen;
    Und der bejahrtere Stier weigert zu ziehen den Pflug;
Auch das modernde Schif hat Ruh im einsamen Sande;
    Und zum Streite verbraucht, rastet im Tempel der Schild:
Doch mich zieht von der Liebe zu dir kein grauendes Alter,
10       Ob ein Tithonus ich sei, ob ich ein Nestor auch sei.
War nicht rathsamer mir Frohndienst bei dem grausamen Wütrich?
    Nicht, im ehernen Stier eines Perillus zu schrein? 129
Rathsamer wars, vor der Gorgo versteinerndem Blick zu erstarren!
    Ja, wenn am Kaukasus mich peinigten Vögel des Raubs!
15   Dennoch will Ich obstehn! Auch die eiserne Klinge verschleißt ja
    Nagender Rost, und es höhlt kleines Getröpfel den Stein,
Aber der Herscherin Schwelle verschleißt nicht Liebe; vielmehr stets
    Bleibt sie, und trägt mit unschuldigem Ohre das Drohn.
Er, der Verachtete, fleht, und bringt Abbitte beleidigt;
20       Mit unwollendem Fuß kehret von selbst er zurück.
Du auch, der im Genusse der Lieb' aufschwillet vor Hochmut,
    Nie, Leichtgläubiger, lang' hält dir ein Mädchen Bestand.
Wer doch wird noch mitten im Sturm die Gelübde bezahlen,
    Da oft selber im Port schwimmen die Scheiter des Kiels?
25   Wer wird fodern den Preis auf unvollendeter Laufbahn,
    Ehe der siebente Kreis lenkte mit Kunst um das Ziel? 130
Teuschende Lüftchen umspielen die Fahrt der begünstigten Liebe.
    Wenn verspätet er kommt, schrecklicher kommt er, der Fall.
Du inzwischen jedoch, wie sehr auch jene dich vorzieht,
30       Fest in verschwiegener Brust halte die Freuden gehemmt.
Denn in der eigenen Lieb' hat stets des eigenen Mundes
    Prahlen, ich weiß nicht wie, mancherlei Schaden gebracht.
Wenn sie auch noch so oft dich nöthiget, gehe nur Einmal.
    Was Misgönner erweckt', pfleget nicht lange zu sein.
35   Trüge die Welt noch heute, wie ehmals, artige Mägdlein;
    Ich dann wäre, was Du: jezo besiegt mich die Zeit.
Nie wird aber die Welt mir selbst auch die Sitten verändern.
    Wiss' ein Jeder für sich eigenes Weges zu gehn.
Doch ihr, deren Bewerb auf mehrere Liebchen gewandt ist,
40       O wie quält ihr dadurch euere Augen mit Schmerz! 131
Jezo sahet ihr weiß wie die Lilie blühen ein Mägdlein,
    Jezo ein wenig gebräunt: beiderlei Farbe behagt.
Jezo sahet ihr eine wie Argos Töchter einhergehn,
    Jezo nach unserer Art: beiderlei Bildung entzückt.
45   Ob sie gemeinere Tracht, ob Scharlachröthe sie einhüllt:
    Diese, wie jen', ist euch schlimmer Verwundungen Weg.
Da schon Eine genug Unruh' in die Augen dir bringet,
    Sei denn Eine der Fraun Jeglichem Fülle des Wehs.

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