Sophie von La Roche
Geschichte des Fräuleins von Sternheim
Sophie von La Roche

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Madam Leidens in den schottischen Bleygebürgen

Emilia! teurer geliebter Name! Ehemals warst du mein Trost und die Stütze meines Lebens, itzt bist du eine Vermehrung meiner Leiden geworden. Die klagende Stimme, die Briefe deiner unglücklichen Freundin dringen nicht mehr zu dir, alles, alles ist mir entrissen, und noch mußte mein Herz mit der Last des bittern Kummers beschweret werden, die Angst meiner Freunde zu fühlen. Beste Lady! – liebste Emilia! warum mußte euer liebreiches Herz mit in das Los von Qual der Seele fallen, welches das Verhängnis mir Unglücklichen zuwarf? – O Gott, wie hart strafest du den einzigen Schritt meiner Abweichung von dem Pfade der bürgerlichen Gesetze! Kann meine heimliche Heurat dich beleidiget haben? Arme Gedanken, wo irret ihr umher? Niemand höret euch, niemand wird euch lesen; diese Blätter werden mit mir sterben und verwesen; niemand als mein Verfolger wird meinen Tod erfahren, und er wird froh sein die Zeugnisse seiner Unmenschlichkeit mit mir begraben zu wissen. O Schicksal, du siehst meine Unterwerfung, du siehst, daß ich nichts von dir bitte; du willst mich langsam zermalmen; tue es – rette nur die Herzen meiner tugendhaften Freunde von dem Kummer, der sie meinetwegen beängstiget!


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