Sophie von La Roche
Geschichte des Fräuleins von Sternheim
Sophie von La Roche

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Herr von St. an den Pfarrer zu S**

Bald werde ich mit der besten Hälfte meines Lebens wieder vereinigt werden. Mein Haus und die Glücksumstände meiner Sophie sind bestellt; dies war das Letzte und Geringste, was mir für sie zu tun übriggeblieben ist. Ihre gute und gesegnete Erziehung als die erste und wichtigste Pflicht eines treuen Vaters habe ich nach dem Zeugnis meines Herzens niemals verabsäumt. Ihre mit der Liebe zur Tugend geborne Seele läßt mich auch nicht befürchten, daß Sie, in meine Stelle eintretender väterlicher Freund, den Sorgen und Verdrüßlichkeiten ausgesetzt sein werden, welche gemeindenkende Mädchen in ihren Familien machen. Besonders wird die Liebe, bei aller der Zärtlichkeit, die sie von ihrer würdigen Mutter geerbt hat, wenig Gewalt über sie erhalten; es müßte denn sein, daß das Schicksal einen nach ihrer Phantasie tugendhaften MannDer Verfolg und der ganze Zusammenhang dieser Geschichte gibt die Auslegung über diesen Ausdruck. Er soll ohne Zweifel nichts anders sagen als einen Mann, der dem besondern Ideal von Tugend und moralischer Vollkommenheit, welches sich in ihrer Seele ausgebildet hatte, bis auf die kleinsten Züge ähnlich wäre.     A. d. H. in die Gegend ihres Aufenthalts führte. Was ich Sie, mein teurer Freund, zu besorgen bitte, ist, daß das edeldenkende Herz des besten Mädchens durch keine Scheintugend hingerissen werde. Sie faßt das Gute an ihrem Nebenmenschen mit so vielem Eifer auf, und schlüpft dann über die Mängel mit so vieler Nachsicht hinweg, daß ich nur darüber mit Schmerzen auf sie sehe. Unglücklich wird keine menschliche Seele durch sie gemacht werden; denn ich weiß, daß sie dem Wohl ihres Nächsten tausendmal das ihrige aufopfern würde, ehe sie nur ein minutenlanges Übel auf andre legte, wenn sie auch das Glück ihres ganzen eignen Lebens damit erkaufen könnte. Aber da sie lauter Empfindung ist, so haben viele, viele die elende Macht, sie zu kränken. Ich habe bis itzt meine Furcht vor dem Gemütscharakter der Gräfin Löbau geheimgehalten; aber der Gedanke, meine Sophie bei ihr zu wissen, macht mich schaudern! Die äußerliche Sanftmut und Güte dieser Frau sind nicht in ihrem Herzen; der bezaubernd angenehme Witz, der feine gefällige Ton, den ihr der Hof gegeben, verbergen viele moralische Fehler. Ich wollte meiner Tochter niemals Mißtrauen in diese Dame beibringen, weil ich es für unedel, und auch, solang ich meiner Gesundheit genoß, für unnötig hielt. Aber wenn meine teure Frau Schwiegermutter auch unter der Last von Alter und Kummer erliegen sollte, so nehmen Sie meine Sophie in Ihren Schutz! Gott wird Ihnen diese Sorge erleichtern helfen, indem ich hoffe, daß er das letzte Gebet eines Vaters erhören wird, der für sein Kind nicht Reichtum, nicht Größe, sondern Tugend und Weisheit erbittet. Vorsehen und verhindern kann ich nichts mehr. Also übergebe ich sie der göttlichen Güte, und der treuen Hand eines versuchten Freundes. – Doch trenne ich mich leichter von der ganzen Erde als von dem Gedanken an meine Tochter. Ich erinnere mich hier an eine Unterredung zwischen uns, von der Stärke der Eindrücke, die wir in unsrer Jugend bekommen. Ich empfinde würklich ein Stück davon mit aller der Macht, die die Umstände dazu beitragen. Mein Vater hatte mir zwo Sachen sehr eingeprägt, nämlich die Gewißheit des Wiedervergeltungsrechts und den Lehrsatz der Wohltätigkeit unsere Beispiels. Die Gründe, welche er dazu anführte, waren so edel, sein Unterricht so liebreich, daß es notwendigerweise in meiner empfindlichen Seele haften mußte. Von dem ersten bin ich seit langer Zeit wieder eingenommen, weil er mir oft sagte, daß der Kummer oder das Vergnügen, die ich ihm geben würde, durch meine Kinder an mir würde gerächt oder belohnt werden; Gott sei Dank, daß ich durch meine Aufführung gegen meinen ehrwürdigen Vater den Segen verdient habe, ein gehorsames tugendvolles Kind zu besitzen, welches mich an dem Ende meines Lebens das Glück der Erinnerung genießen läßt, daß ich die letzten Tage meines Vaters mit dem vollkommensten Vergnügen gekrönt habe, das ein treues väterliches Herz empfinden kann, nämlich zu sagen – »Du hast mich durch keine böse Neigung, durch keinen Ungehorsam jemals gekränkt, deine Liebe zur Tugend, dein Fleiß deinen Verstand zu üben und nützlich zu machen, haben mein Herz, so oft ich dich ansah, mit Freude erfüllt. Gott segne dich dafür und belohne dein Herz für die Erquickung, die dein Anblick deinem sterbenden Vater durch die Versicherung gibt, daß ich meinen Nebenmenschen an meinem Sohn einen rechtschaffenen Mitbürger zurücklasse.« Dieses Vergnügen, mein Freund, fühle ich itzt auch, indem ich meiner Tochter das nämliche Zeugnis geben kann, in der ich noch eine traurige Glückseligkeit mehr genossen habe. Ich sage traurige Glückseligkeit, weil sie als das wahre Bild meiner seligen Gemahlin das Andenken meiner höchstglücklichen Tage und den Schmerz ihres Verlusts bei jedem Anblick in mir erneuerte. Wie oft riß mich der Jammer von dem Tisch oder aus der Gesellschaft fort, wenn ich in den zwei letztern Jahren (da sie den ganzen Wuchs ihrer Mutter hatte, und Kleider nach meinem Willen trug) den eignen Ton der Stimme, die Gebärden, die ganze Güte und liebenswürdige Fröhlichkeit ihrer Mutter an ihr sah!

Gott gebe, daß dieses Beispiel des Wiedervergeltungsrechts von meiner Tochter bis auf ihre späteste Enkel fortgepflanzt werde; denn ich habe ihr ebenso viel davon gesprochen als mein Vater mir!

Mit lebhafter Wehmut erinnere ich mich der letzten Stunden dieses edeln Mannes, und seiner Unterredungen während den Tagen seiner zunehmenden Krankheit. Das teure Fräulein konnte wenig weinen, sie lag auf ihren Knien neben dem Bette ihres Vaters; aber der Ausdruck des tiefsten Schmerzens war in ihrem Gesicht und in ihrer Stellung. Die Augen ihres Vaters auf sie geheftet – eine Hand in den ihrigen; ein Seufzer des Vaters »Meine Sophie!« und dann die Arme des Fräuleins gegen den Himmel ausgebreitet, ohne einen Laut – aber eine trostlose bittende Seele in allen ihren Zügen! O dieser Anblick des feierlichen Schmerzens, der kindlichen Liebe, der Tugend, der Unterwerfung zerriß uns allen das Herz.

»Sophie, die Natur tut uns kein Unrecht, sechzig Jahre sind nicht zu früh. Der Tod ist kein Übel für mich; er vereinigt meinen Geist mit seinem liebreichen Schöpfer, und mein Herz mit deiner würdigen Mutter ihrem! Gönne mir dieses Glück auf Unkosten des Vergnügens, das dir das längere Leben deines Vaters gegeben hätte.«

Sie überwand ihren Kummer; sie selbst war es, welche ihren Herrn Vater aufs sorgfältigste und ruhigste pflegte. Er sah diese Überwindung, und bat sie, ihm in den letzten Tagen den Trost zu geben, die Frucht seiner Bemühungen für sie in der Fassung ihrer Seele zu zeigen. Sie tat alles. »Bester Vater! Sie haben mich leben gelernt, Sie lernen mich auch sterben; Gott mache Sie zu meinem Schutzgeist, und zum Zeugen aller meiner Handlungen und Gedanken! Ich will Ihrer würdig sein!«

Wie er dahin war, und sein ganzes Haus voll weinender Untertanen, sein Sterbezimmer voll kniender schluchzender Hausbedienten war, das Fräulein vor seinem Bette die kalten Hände küssend nichts sagen konnte, bald kniend, bald sich erhebend die Hände rang – o meine Freundin! wie leicht grub sich das Andenken dieses Tages in mein Herz! Wie viel Gutes kann eine empfindende Seele an dem Sterbebette des Gerechten sammeln! –

Mein Vater sah stillschweigend zu; er war selbst so stark gerührt, daß er nicht gleich reden konnte. Endlich nahm er das Fräulein bei der Hand: »Gott lasse Sie die Erbin der Tugend Ihres Herrn Vaters sein, zu deren Belohnung er nun gegangen ist! Erhalten Sie in diesen gerührten Herzen (wobei er auf uns wies) das gesegnete Andenken Ihrer verehrungswürdigen Eltern durch die Bemühung, in ihren Fußstapfen zu wandeln!«

Die alte Dame war auch da, und dieser bediente sich mein Vater zum Vorwand, das Fräulein aus dem Zimmer zu bringen, indem er sie bat, ihre Frau Großmutter zur Ruhe zu führen. Wie das Fräulein anfing zu gehen, machten wir alle Platz. Sie sah uns an, und Tränen rollten über ihre Backen; da drängten sich alle, und küßten ihre Hände, ihre Kleider; und gewiß, es war nicht die Bewegung sich der Erbin zu empfehlen, sondern eine Bezeugung der Ehrfurcht für den – Überrest des besten Herrn, den wir in ihr sahn.

Mein Vater und der Beamte sorgten für die Beerdigung.

Niemals ist ein solches Leichbegängnis gewesen. Es war vom Herrn von Sternheim befohlen, daß es nachts und ruhig sein sollte: weil er seine Sophie mit der Marter verschonen wollte, ihn beisetzen zu sehen. Aber die Kirche war voller Leute; alle feierlich angezogen, der Chor beleuchtet, wie es die traurige Ursache erfoderte; alle wollten ihren Herrn, ihren Wohltäter noch sehen. Greise, Jünglinge weinten, segneten ihn, und küßten seine Hände und Füße, das Leichentuch, den Deckel des Sarges – und erbaten von Gott, er möchte an der Tochter alles das Gute, so ihnen der Vater bewiesen, belohnen!

Noch lange Zeit hernach war alles traurig zu S., und das Fräulein so still, so ernsthaft, daß mein Vater ihrenthalben in Sorgen geriet; besonders da auch die alte Dame, welche gleich gesagt hatte, daß ihr dieser Fall das Herz gebrochen hätte, von Tag zu Tage schwächlicher wurde. Das Fräulein wartete sie mit einer Zärtlichkeit ab, welche die Dame sagen machte: »Sophie, die Sanftmut, die Güte deiner Mutter, ist ganz in deiner Seele! Du hast den Geist deines Vaters, du bist das glückseligste Geschöpf auf der Erde, weil die Vorsicht die Tugenden deiner Eltern in dir vereiniget hat! Du bist nun dir selbst überlassen, und fängst den Gebrauch deiner Unabhängigkeit mit Ausübung der Wohltätigkeit an deiner Großmutter an. Denn es ist eine edlere Wohltat, das Alter zu beleben, und liebreich zu besorgen, als den Armen Gold zu schenken.«

Sie empfahl sie auch dem Grafen und der Gräfin von Löbau auf das eifrigste, als sie von ihnen noch vor ihrem Ende einen Besuch erhielt. Diese beiden Personen waren, dem Ansehen nach, gegen das Fräulein sehr verbindlich, und wollten sie sogleich mit sich nehmen; aber sie bat sich aus, ihr Trauerjahr in unserm Hause zu halten.

In dieser Zeit bildete sich die vertraute Freundschaft, welche sie in der Folge allezeit mit meiner Schwester Emilia unterhielt. Mit dieser ging sie oft in die Kirche zum Grabstein ihrer Eltern, kniete da, betete, redete von ihnen. – »Ich habe keine Verwandten mehr, als diese Gebeine«, sagte sie. »Die Gräfin Löbau ist nicht meine Verwandtin; ihre Seele ist mir fremde, ganz fremde, ich liebe sie nur, weil sie die Schwester meines Oheims war.«

Mein Vater suchte ihr diese Abneigung, als eine Ungerechtigkeit, zu benehmen, und war überhaupt bemüht, alle Teile ihrer Erziehung mit ihr zu erneuern, und besonders auch ihr Talent für die Musik zu unterhalten. Er sagte uns oft: daß es gut und wahr wäre, daß die Tugenden alle an einer Kette gingen, und also die Bescheidenheit auch mit dabei sei. Und was würde auch aus der Fräulein von Sternheim geworden sein, wenn sie sich aller ihrer Vorzüge in der Vollkommenheit bewußt gewesen wäre, worin sie sie besaß?

Der Sternheimische Beamte, ein rechtschaffener Mann, heiratete um diese Zeit meine älteste Schwester; und sein Bruder, ein Pfarrer, der ihn besuchte, nahm meine Emilia mit sich; mit dieser führte unser Fräulein einen Briefwechsel, welcher mir Gelegenheit geben wird, sie künftig öfter selbst reden zu lassen.

Aber vorher muß ich Ihnen noch das Bild meiner jungen Dame malen. Sie müssen aber keine vollkommene Schönheit erwarten. Sie war etwas über die mittlere Größe; vortrefflich gewachsen; ein länglich Gesicht voll Seele; schöne braune Augen voll Geist und Güte, einen schönen Mund, schöne Zähne. Die Stirne hoch, und, um schön zu sein, etwas zu groß, und doch konnte man sie in ihrem Gesichte nicht anders wünschen. Es war so viel Anmut in allen ihren Zügen, so viel Edles in ihren Gebärden, daß sie, wo sie nur erschien, alle Blicke auf sich zog. Jede Kleidung ließ ihr schön, und ich hörte Mylord Seymour sagen, daß in jeder Falte eine eigne Grazie ihren Wohnplatz hätte. Die Schönheit ihrer lichtbraunen Haare, welche bis auf die Erde reichten, konnte nicht übertroffen werden. Ihre Stimme war einnehmend, ihre Ausdrücke fein, ohne gesucht zu scheinen. Kurz, ihr Geist und Charakter waren, was ihr ein unnachahmlich edles und sanftreizendes Wesen gab. Denn ob sie gleich bei ihrer Kleidung die Bescheidenheit in der Wahl der Stoffe auf das Äußerste trieb, so wurde sie doch hervorgesucht, wenn die Menge von Damen noch so groß gewesen wäre.

So war sie, als sie von ihrer Tante an den Hof nach D. geführt wurde.

Unter den Zubereitungen zu dieser Reise, wozu sie mein Vater mit bereden half, muß ich nur eine anmerken. Sie hatte die Bildnisse ihres Herrn Vaters und ihrer Frau Mutter in Feuer gemalt, und zu Armbändern gefaßt, welche sie niemals von den Händen ließ. Diese wollte sie umgefaßt haben, und es mußte ein Goldarbeiter kommen, mit welchem sie sich allein beredete.

Die Bildnisse kamen wieder mit Brillanten besetzt, und zween Tage vor der Abreise nahm sie meine Emilia, und ging zum Grab ihrer Eltern, wo sie einen feierlichen Abschied von den geliebten Gebeinen nahm, Gelübde der Tugend erneuerte, und endlich ihre Armbänder losmachte, an welchen sie die Bildnisse hatte hohl fassen lassen, so daß sie mitten ein verborgenes Schloß hatten. Dieses machte sie auf, und füllte den kleinen Raum mit Erde, die sie in der Gruft zusammen faßte. Tränen rollten über ihre Wangen, indem sie es tat, und meine Emilia sagte: »Liebes Fräulein, was tun Sie? Warum diese Erde?« – »Meine Emilie«, antwortete sie, »ich tue nichts, als was bei dem weisesten und edelsten Volke für eine Tugend geachtet wurde; den Staub der Rechtschaffenen zu ehren; und ich glaube, es war ein empfindendes Herz, wie das meinige, welches in spätern Zeiten die Achtung der Reliquien anfing. Dieser Staub, meine Liebe, der die geheiligte Überbleibsel meiner Eltern bedeckte, ist mir schätzbarer als die ganze Welt, und wird in meiner Entfernung von hier das Liebste sein, was ich besitzen kann.«

Meine Schwester kam in Sorgen darüber und sagte uns, es hätte sie eine Ahndung von Unglück befallen; sie fürchte, das Fräulein nicht mehr zu sehen. Mein Vater beruhigte uns, und dennoch wurde auch er bestürzt, da er erfuhr, das Fräulein sei in den Dörfern, die ihr gehörten, von Haus zu Haus gegangen, hätte allen Leuten liebreich zugesprochen, sie beschenkt, zu Fleiß und Rechtschaffenheit ermahnt, die Almosen für Witwen, Waisen, Alte und Kranke vermehrt, dem Schulmeister eifrig zugeredet, seine Besoldung verbessert, und Preise für die Kinder ausgesetzt, meinen Schwager, den Amtmann, mit einer Tabatiere, und meine Schwester mit einem Ring zum Andenken beschenkt, und den ersten um wahre Güte und Gerechtigkeit für ihre Untertanen gebeten. Wir weinten alle über diese Beschreibung. Mein Vater sprach uns Mut ein, indem er sagte: alle melancholisch-zärtliche Charakter hätten die Art, ihren Handlungen eine gewisse Feierlichkeit zu geben, es wäre ihm lieb, daß sie mit so starken Eindrücken des wahren Edeln und Guten in die große Welt träte, worin doch manche von diesen Empfindungen geschwächt werden dürften, also, daß durch eine unmerkliche Mischung von Leichtsinn und glänzender Munterkeit und die Vermehrung ihrer Kenntnis vom menschlichen Herzen der Enthusiasmus ihrer Seele gemildert und in den gehörigen Schranken würde gehalten werden.

Meine Emilia bekam ihr Bildnis und ein artiges Kästgen, worin Geld zu einer Haussteuer war. Ihren Bedienten ließ sie zurück, weil er verheuratet war, und der Graf von Löbau geschrieben hatte, daß seine Leute zu ihren Diensten sein sollten.

Etliche Tage hernach kam der Graf, ihr Oncle, sie abzuholen, und ich begleitete sie, wie sie sich's ausgebeten hatte. Der Abschied von meinem Vater war rührend. Sie haben ihn gekannt, den ehrwürdigen Mann, Sie wissen, daß er alle Hochachtung, alle Liebe verdient. Wir reiseten erst auf das Löbauische Gut, und von da mit der Gräfin nach D.; wo sich nun der fatale Zeitpunkt anfängt, worin Sie diese liebenswürdigste junge Dame in Schwierigkeiten und Umstände verwickelt sehen werden, die den schönen Plan eines glücklichen Lebens, den sie sich gemacht hatte, auf einmal zerstörten, aber durch die Probe, auf welche sie ihren innerlichen Wert setzten, ihre Geschichte für die Besten unsers Geschlechts lehrreich machen. Ich glaube, daß ich am besten tun werde, wenn ich hier, anstatt die Erzählung fortzusetzen, Ihnen eine Reihe von Originalbriefen, oder Abschriften, welche in der Folge in die Hände meines geliebten Fräuleins gekommen sind, vorlege, aus denen Sie, teils den Charakter ihres Geistes und Herzens, teils die Geschichte ihres Aufenthalts in D. weit besser als durch einen bloßen Auszug werden kennenlernen.


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