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Hunnenzug

Finsterer Himmel, pfeifender Wind,
Wildöde Heide, der Regen rinnt,
Von fern ein Schein, wie ein brennendes Dorf,
Mattdüsierer Glanz auf den Lachen im Torf.

Da plötzlich ein stampfendes, dumpfes Geroll
Wie drohenden Wetters steigender Groll,
Und lauter und lauter erdröhnt die Erde
Vom stürmischen Nahn einer wilden Herde.

Ein Hunnenschwarm mit laut jauchzendem Ruf!
Dumpf donnert und poltert der Rosse Huf,
Es erbebt die Heide, der Schlamm spritzt auf
An den dolchbehangenen Sattelknauf.

Ein köcherumrauschter, gewaltiger Schwarm,
Hell klirren die Spangen an Sattel und Arm,
Das Haupt geneigt auf die struppige Mähne,
Die braune Faust an gespannter Sehne, –

Durch den rauschenden Regen wild gellt ihr Schrei,
Immer mehr, immer neue jagen herbei
Von der heimatlosen, unzählbaren Schar,
Der der Sattel Wiege und Sterbebett war.

Da endlich die letzten vom Völkerheer, –
Zerstampft und zertreten die Heide umher,
Ein letztes Wiehern im Winde, – als Spur
Auf dem schwarzen Schlamme ein Riemen nur. –

Finsterer Himmel, pfeifender Wind,
Wildöde Heide, der Regen rinnt,
Von fern ein Schein, wie ein brennendes Dorf,
Und düsterer Glanz auf den Lachen im Torf.

Börries v. Münchhausen

 


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