Auswahl Deutscher Gedichte für höhere Schulen
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Sprüche

1.

Ins Innre der Natur dringt kein erschaffner Geist,
Zu glücklich, wann sie noch die äußre Schale weist;
Du hast nach reifer Müh' und nach durchwachten Jahren
Erst selbst, wieviel uns fehlt, wie nichts du weißt, erfahren.

Albrecht von Haller

 

2. Wissenschaft

Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem andern
Eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt.

Friedr. Schiller (1796)

 

3. Kolumbus

Steure, mutiger Segler! Es mag der Witz dich verhöhnen,
   Und der Schiffer am Steu'r senken die lässige Hand.
Immer, immer nach West! Dort muß die Küste sich zeigen,
   Liegt sie doch deutlich und liegt schimmernd vor deinem Verstand.

Traue dem leitenden Gott und folge dem schweigenden Weltmeer,
   Wär' sie noch nicht, sie stieg' jetzt aus den Fluten empor.
Mit dem Genius steht die Natur in ewigem Bunde,
   Was der eine verspricht, leistet die andre gewiß.

Friedr. Schiller (1795)

 

4. Kant und seine Ausleger

Wie doch ein einziger Reicher so viele Bettler in Nahrung
   Setzt! Wenn die Könige baun, haben die Kärrner zu tun.

Friedr. Schiller. (Xenien)

 

5. Wissen und Herz

Wohl denen, die des Wissens Gut
Nicht mit dem Herzen zahlen.

Friedr. Schiller

 

6.

Irrtum verläßt uns nie, doch ziehet ein höher Bedürfnis
   Immer den strebenden Geist leise zur Wahrheit hinan.

Wolfgang Goethe

 

7.

Studiere nur und raste nie,
Du kommst nicht weit mit deinen Schlüssen;
Das ist das Ende der Philosophie,
Zu wissen, daß wir glauben müssen.

Emanuel Geibel

 

8.

Was noch so fein Philosophie gesponnen,
Das bringt die Poesie ans Licht der Sonnen.

Marie von Ebner-Eschenbach

 

9.

Im Glücke zweifelnd hören
   Der Freunde stolzes Lob;
Die Arbeit sich nicht stören,
   Schallt auch der Tadel grob;
Den Mantel um sich schlagen,
   Wenn wild das Wetter brüllt;
Das größte Leid ertragen
   Still und das Haupt verhüllt;
Die Liebe treu bewahren
   In wohlverschloßnem Schrein
Und unter lauten Scharen
   Gern summen: »doch allein« –
Das, ihr verehrten Freunde, war
   Philosophie seit manchem Jahr.

Gustav Freytag. (Gekürzt)

 

10.

Daran erkenn' ich den gelehrten Herrn!
Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern;
Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar;
Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr;
Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht;
Was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht.

Wolfgang Goethe. (Faust II. 1)

 

11.

Nie wird der alte Irrtum ausgereutet.
Mit dem Beschränktheit selbstgefällig prunkt:
Weil dir dein Horizont die Welt bedeutet,
Erscheinst du selber dir als Mittelpunkt.

Ludwig Fulda

 


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