Auswahl Deutscher Gedichte für höhere Schulen
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Sprüche

Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist alles dunkel und düster;
Und so sieht's auch der Herr Philister:
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.
Kommt aber nur einmal herein!
Begrüßt die heilige Kapelle;
Da ist's auf einmal farbig helle,
Geschicht' und Zierat glänzt in Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein;
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergötzt die Augen!

Wolfgang Goethe

 

Ein gut Gedicht ist wie ein schöner Traum,
Es zieht dich in sich, und du merkst es kaum;
Es trägt dich mühlos fort durch Raum und Zeit,
Du schaust und trinkst im Schaun Vergessenheit,
Und gleich als hättest du im Schlaf geruht,
Steigst du erfrischt aus seiner klaren Flut.

Emanuel Geibel

 

Medusa

Schönes zu bilden ist schwer, doch wer das Entsetzliche selber
Schön zu gestalten gestrebt, rang um den obersten Kranz.

David Friedrich Strauß

 

Verkehrte Welt

Des Abends, wenn ich früh aufsteh',
Des Morgens, wenn ich zu Bette geh',
Dann krähen die Hühner, dann gackelt der Hahn,
Dann fängt das Korn zu dreschen an.

Die Magd, die steckt den Ofen ins Feuer,
Die Frau, die schlägt drei Suppen in die Eier;
Der Knecht, der kehrt mit der Stube den Besen,
Da sitzen die Erbsen, die Kinder zu lesen.

O weh, wie sind mir die Stiefel geschwollen,
Daß sie nicht in die Beine 'nein wollen!
Nimm drei Pfund Stiefel und schmiere das Fett,
Dann stelle mir vor die Stiefel das Bett.

Volkslied

 


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