Tobias Smollett
Die Abenteuer des Roderick Random
Tobias Smollett

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Einundsechzigstes Kapitel

Man weist mir ein Logis in Marshalsea an. Ich finde dort einen alten Bekannten, der mir einen meiner nunmehrigen Hausgenossen aufführt

 

Da ich von dem Schiff, worauf sich mein Oheim befand, keine Nachrichten erhalten konnte, führte ich den mir an die Hand gegebenen Plan aus. Ich brachte dadurch fünfundzwanzig Guineen zusammen und gab Banter für seinen Rat fünf ab. Allein dieser Notbehelf hatte in wenig Wochen eine ganz unvorhergesehene Folge. Ein Schauspieler kaufte sich einen von diesen feilhängenden Anzügen und erschien damit eines Abends auf dem Theater. Unglücklicherweise war just mein Schneider unter den Zuschauern. Er erkannte sogleich sein Machwerk und zog darüber genaue Erkundigung ein. Dadurch kam er hinter meine ganze List. Nunmehr lief er in mein Logis, sagte mir, er brauche außerordentlich nötig Geld, und überreichte mir seine Rechnung, die sich auf über fünfzig Pfund belief.

Über diese unerwartete Forderung höchst stutzig gemacht, versuchte ich es, mich ganz kavaliermäßig gegen ihn zu benehmen. Ich fluchte ein wenig, fragte, ob er an meiner Ehrlichkeit zweifle, sagte, ich würde mich hüten, künftig mehr mit ihm zu tun zu haben, und hieß ihn in drei Tagen wiederkommen.

Er gehorchte pünktlich, verlangte abermals sein Geld, und da er fand, daß ich ihn mit bloßen Versprechungen bezahlte, ließ er mich des anderen Tages auf der Straße in Verhaft nehmen.

Dieser Vorfall erschütterte mich eben nicht sehr, weil dadurch meine fürchterlichen Erwartungen mit einemmal ein Ende nahmen. In das Haus des Gerichtsdieners mochte ich mich nicht bringen lassen, weil ich gehört hatte, daß man dort aufs ärgste geprellt würde. Daher wurde ich, wie eine Kutsche war herbeigeschafft worden, nach Marshalsea geführt. Der Gerichtsdiener und sein Begleiter, höchst ärgerlich über ihre fehlgeschlagenen Erwartungen, leisteten mir Gesellschaft.

Der Schließer, der aus meinem Äußern schloß, ich müßte Geld bei mir haben, rief mir einige Male »Depone!« zu und gab mir zu verstehen, ich müsse zum voraus bezahlen, wenn ich ein Zimmer bei ihm bewohnen wolle. Ich besah sein Logis und mietete mir ein enges, elendes Schlafkämmerchen für eine Krone die Woche, das an jedem anderen Ort kaum die Hälfte würde gekostet haben.

Nachdem ich von dieser grausenvollen Wohnung Besitz genommen hatte, schickte ich nach Strap. Ich war eben darauf bedacht, Trostgründe für meinen treuen Knappen einzusammeln, als jemand an die Tür klopfte. Kaum hatte ich sie geöffnet, als ein junger Mann in sehr abgeschabter Kleidung und erstaunlich schmutziger Wäsche hereintrat.

Er machte eine tiefe Verbeugung und fragte mich sodann, ob ich mich seiner nicht mehr erinnere. Seine Stimme half mir zurecht, und ich erkannte ihn gar bald für Jackson, meinen alten Bekannten, dessen im ersten Teil dieser Geschichte gedacht worden ist.

Ich bewillkommte ihn mit vieler Wärme, äußerte ihm mein Vergnügen, ihn noch am Leben zu finden, und zugleich mein Beileid, ihn in einer solchen Lage zu erblicken. Doch seine mißlichen Umstände schienen keinen tiefen Eindruck auf ihn zu machen, denn er lachte recht herzlich über die Veranlassung zu unserer unerwarteten Zusammenkunft an diesem Ort.

Als unsere gegenseitigen Komplimente beendigt waren, fragte ich nach seiner Liebschaft mit dem reichen Frauenzimmer, die, wie ich das Vergnügen gehabt, ihn zum letztenmal zu sehen, ihrem glücklichen Ende so nahe geschienen hätte. Nach einem unmäßigen Gelächter sagte er: »Mit der Bewerbung lief es gar schäbig ab. Sie müssen wissen, einige Tage nach unserem Abenteuer mit der alten Kupplerin wußte ich's so einzuhalten, daß ich das saubere Mädel, von dem Sie sprechen, wegfreite. Ich brachte die Nacht in ihrem Logis mit ihr zu. Sie war nunmehr recht fidel gegen mich geworden. Gegen Morgen gestand sie daher nach vielem Heulen und Stöhnen, sie könne es nicht verheimlichen, sie wäre weiter nichts als ein Dirnlein und habe mich darum geködert, damit sie vor ihren Gläubigern gedeckt sei. Zugleich riet sie mir, mich auf der Stelle davonzustehlen, sonst würden die Gerichtsdiener, die schon einen Wink davon hätten, mich wegen der Schulden, die sie gemacht habe, in Haft nehmen lassen.

»Über diese Nachricht«, fuhr Jackson fort, »ward ich nicht wenig stutzig. Ich sprang augenblicklich auf und nahm mit einigen herzlichen Flüchen von meiner jungen Frau Abschied. Stracks machte ich mich in die Hoffreiheit und hielt mich da so lange verborgen, bis ich zum Unterchirurgus eines Kriegsschiffs war ernannt worden, das zu Portsmouth lag. An einem Sonntag entwischte ich meinen Gläubigern und kam in kurzem nach dem Ort meiner Bestimmung. Von da segelten wir nach den Straits, wo ich das Glück hatte, Wundarzt auf einer Schaluppe zu werden. Wenige Monate darauf kam diese nach Hause und wurde außer Dienst gesetzt. Nunmehr ging ich wieder nach London, in der Meinung, von meiner Frau und den Gläubigern vergessen zu sein. Aber kaum war ich eine Woche in der Stadt, als ich wegen zwanzig Pfund, welche meine Frau schuldig war, weggeschleppt und hierhergesetzt wurde, wo ich noch wegen einer anderen Schuldforderung bis jetzt habe brummen müssen. Sie wissen, was für ein fideler Kerl ich bin, wenn ich auch noch so sehr in Schwulitäten stecke, daß ich Kummer und Sorgen immer zu trotzen weiß. Da ich nun noch meinen halben Sold habe, so leb ich hier ganz erträglich.«

Ich wünschte Jackson zu diesem philosophischen Gleichmut Glück, und da ich mich besann, daß ich noch sein Schuldner sei, so bezahlte ich ihm das mir ehemals geliehene Geld, das ihm meines Dafürhaltens jetzt sehr zustatten kommen mußte. Sodann erkundigte ich mich nach der Art und Weise, wie man hier lebte, worüber er mir hinlängliche Auskunft gab. Wir verabredeten hierauf, künftig immer zusammen zu essen. Er ging eben weg, um das Mittagessen zu bestellen, als Strap hereintrat.

In meinem ganzen Leben habe ich auf keines Menschen Gesicht den Kummer in so abenteuerlichen Zügen gemalt gesehen wie auf dem Antlitz meines biederen Freundes, das die Natur zu dergleichen Eindrücken ganz eigen gebildet zu haben schien. Sobald wir allein waren, entdeckte ich ihm mein Unglück. Zugleich bemühte ich mich, ihn mit ebendem Trostgrunde aufzurichten, dessen er sich vor kurzem gegen mich bedient hatte mit der herrlichen Aussicht, gar bald durch Leutnant Bowlings Ankunft befreit zu werden. Allein bei seiner Betrübnis schlug nichts an. Er schien achtzugeben, ohne auf mich zu hören, und rang die Hände, ohne ein Wort zu sagen.

Ich war auf dem schönsten Wege von der Welt, durch Strap angesteckt zu werden, als Jackson zurückkam. Als dieser sah, mit was für Achtung ich jenen behandelte, wiewohl er Livree trug, so teilte er seine Brocken Trost mit solchem komischen und unbefangenen Wesen aus, daß die Falten des hochbekümmerten Knappen sich allmählich verloren, er selbst die Sprache wiedererhielt und sich in den traurigen Vorfall ein wenig mehr fügen lernte.

Wir aßen zusammen Rindfleisch mit Zugemüse aus einer benachbarten Garküche; und obgleich dies Gericht nicht auf eine Art serviert wurde, die mit dem Fuße nur im geringsten übereinstimmte, worauf ich bisher gelebt hatte, so machte ich doch aus der Not eine Tugend und aß mit herzlichem Appetit. Die Flasche Wein, die ich meinen Freunden vorsetzte, tat die erwünschte Wirkung. Meines Mitgefangenen Frohlaunigkeit ward dadurch ungemein erhöht und Strap ganz aufgeheitert. Nunmehr begann auch er mein Unglück auf die leichte Achsel zu nehmen.

Nach dem Essen ging Jackson fort, um uns über unsere Privatangelegenheiten ungestört sprechen zu lassen. Ich trug jetzt meinem Freund auf, alle meine Habseligkeiten zusammenzupacken und sie nach einem wohlfeileren Logis zu schaffen, das ich ihm in der Nähe von Marshalsea zu mieten riet. Zugleich gab ich ihm Geld mit, um für unsere bisherige Wohnung den Wirt bezahlen zu können. Hierbei schärfte ich ihm ein, gegen jedermann mein Unglück geheimzuhalten und allen und jedem, die sich nach mir erkundigten, zu sagen, ich wäre einige Wochen aufs Land gereist. Überdies trug ich ihm streng auf, jeden zweiten Tag bei Banter nachzufragen, ob er durch Freemans Vermittlung einen Brief von Narzissa empfangen habe. Auch müsse er unumgänglich die Adresse von seiner Wohnung in meines Oheims Logis zurücklassen, damit dieser mich aufzufinden vermöchte, wenn er einträfe.

Als er fortgegangen war, um meine Befehle zu vollziehen, die er, nebenbei gesagt, noch denselben Abend pünktlich ausrichtete, fand ich meine jetzige Lage so wenig behaglich, daß ich mich fürchtete, allein zu sein, und mich durch die Unterhaltung mit dem Bruder Lustig zu zerstreuen suchte. Dieser versprach mir, mich mit einer Vorlesung über den Geschmack zu bewirten, und führte mich nach dem gemeinschaftlichen Wohnort der Gefangenen. Dort erblickte ich eine Versammlung elender, halbnackter Geschöpfe.

Wir waren erst einige Minuten da, als eine Figur erschien, die sich in eine schmutzige, zottige Bettdecke gewickelt hatte, die mit zwei Tuchleisten von verschiedener Farbe um die Lenden herum befestigt war. Ein buschiger schwarzer Bart und eine ungeheure Masse von brauner Perücke, die man irgendeiner Vogelscheuche abgenommen zu haben schien, zeichneten diese Erscheinung nicht wenig aus. Sie stapfte mit vieler Feierlichkeit einher und machte der Versammlung eine tiefe Verbeugung. Diese erwiderte sie durch den einhelligen Zuruf: »Wie geht's, Doktor?« Er wandte sich sodann zu uns und beehrte Jackson mit einem besonderen Gruß. Hierauf führte mich mein Freund ganz förmlich bei ihm ein. Als diese Zeremonie vorüber war, stellte sich Melopoyn – so hatte jener ihn genannt – in die Mitte seines Auditoriums, das ihn dicht umschloß. Nun räusperte er sich dreimal und hielt dann zu meinem äußersten Erstaunen mit dem nachdrucksvollsten Ton und dem bedeutendsten Anstande eine sehr elegante und geistreiche Rede über Genie und Geschmack. Er bekräftigte das, was er behauptete, mit geschickt zitierten Steilen aus den besten Schriftstellern des Altertums sowohl als der neueren Zeit.

Als er mit seiner Rede, die eine volle Stunde gedauert hatte, zu Ende war, machte er wieder eine tiefe Verbeugung gegen die Zuhörer. Keiner davon – erfuhr ich nachher durch Jackson – verstand nur das Allergeringste von dem, was er gesagt hatte; dessenungeachtet bezeigten sie ihm ihre Bewunderung und Achtung durch eine freiwillige Kollekte, die sich, eine Woche in die andere gerechnet, auf achtzehn Pence belief.

Dieses mäßige Stipendium samt einigen kleinen Geschenken, die er bekam, wenn er unter den Gefangenen Zwistigkeiten entschied oder Streitfragen auflöste, reichte just zu, ihn am Leben zu erhalten und in dem obenbeschriebenen grotesken Anzuge umhergehen zu können.

Zugleich erfuhr ich, er sei ein vortrefflicher Dichter und habe ein Trauerspiel gemacht, das alle, die es gesehen hätten, für ein sehr gutes Stück erklärten. Überdies besäße er ungemein viel Gelehrsamkeit, tadellose Sitten und eine unbesiegbare Bescheidenheit.

Ein solcher Charakter mußte notwendig meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich sehnte mich höchlich nach seiner Bekanntschaft und drängte Jackson, ihn dahin zu vermögen, daß er den Abend auf meinem Zimmer zubrächte. Diese Einladung wurde angenommen, und Melopoyn beehrte mich mit seiner Gesellschaft.

Als er während unserer Unterredung meines starken Hanges für die schönen Wissenschaften inne ward, ließ er sich darüber mit solcher Gründlichkeit aus, daß ich ihm mein lebhaftes Verlangen bezeigte, etwas von seinen Produkten zu sehen. Er versprach mir, den folgenden Tag seine Tragödie mitzubringen, und unterhielt mich indes mit einigen einzelnen Gedichten, die mir von seinen poetischen Talenten einen sehr vorteilhaften Begriff gaben. Unter anderen fand ich vorzügliches Behagen an einigen dem Tibull nachgeahmten Elegien, besonders an einer, welche die Überschrift ›An Monimia‹ führte.

Dies pathetische Klagelied rührte mich ungemein, es schien so ganz genau nach meinen fehlgeschlagenen Liebeserwartungen eingerichtet zu sein, daß ich nicht umhin konnte, Narzissas Bild mit dem Namen Monimia zu verbinden. Ja, es erzeugte in meinem Geiste so schwermütige Ahnungen für meine Leidenschaft, daß ich meine Gemütsruhe gar nicht wiedererlangen konnte.

Ich sah mich daher genötigt, meine Zuflucht zur Weinflasche zu nehmen. Diese gewährte mir einen tiefen Schlaf, den ich mir auf keine andere Weise zu verschaffen vermögend war.

Ob nun jene Eindrücke eine Reihe von anderweitigen traurigen Betrachtungen nach sich zogen oder ob meine Geistesstärke durch die Anstrengungen erschöpft war, wodurch ich den ersten Tag meiner Gefangenschaft meinen Kleinmut niederzukämpfen gesucht hatte, kann ich nicht bestimmen. Ich weiß bloß so viel, daß ich den folgenden Morgen mit Schreck erwachte und meine Phantasie mit so grauenvollen Bildern angefüllt fand, daß ich der Verzweiflung nahe war. Meine Leser werden mir meines Erachtens zugestehen, daß ich nicht große Ursache hatte, mir Glück zu wünschen, wenn ich über meine Lage nachdachte.

Mitten in diesen trüben Besorgnissen kam Strap, der durch seine Nachricht nicht wenig zu meiner Beruhigung beitrug. Er sagte mir, er wäre wieder bei einem Barbier in Stellung gegangen und dadurch nicht nur imstande, mir eine beträchtliche Ausgabe zu ersparen, sondern auch etwas für mich zurückzulegen, damit ich einigermaßen Unterhalt hätte, wenn mein Geld eher draufginge, als ich befreit wäre.

Während des Frühstücks machte ich Strap mit dem Charakter und dem Zustande des Dichters bekannt. Darüber kam dieser selbst mit seinem Stück in der Hand dazu. Er bildete sich ein, wir hätten Geschäfte; ich konnte ihn nicht vermögen, sich bei mir niederzulassen, er ging und ließ mir sein Trauerspiel da.

Straps zärtliches Herz war innig gerührt, als er einen Gentleman und Christen – für beide Menschenklassen hatte er tiefe Verehrung – in solchem Elend erblickte. Mit Freuden willigte er in den Vorschlag, ihm von unserem Überfluß an Kleidern einen Anzug abzugeben. Er nahm dies auf sich und ging in der Absicht unmittelbar weg.

Kaum war er fort, so schloß ich meine Tür ab und machte mich über das Stück. Ich las es von Anfang bis zu Ende mit ungemeinem Vergnügen und wunderte mich nicht wenig darüber, daß die Schauspielunternehmer dies Produkt verworfen hatten. Die Fabel war meines Dafürhaltens gut gewählt und natürlich behandelt, die Zwischenbegebenheiten waren interessant, die Charaktere gut kontrastiert, stark gezeichnet und meisterlich durchgeführt, die drei Einheiten mit der skrupulösesten Sorgfalt beobachtet. Die Diktion war poetisch, geistreich und korrekt; die Exposition fesselte die Aufmerksamkeit und geschah stufenweise; die Peripetie war bewundernswürdig und die Katastrophe ans Herz greifend. Kurz, ich beurteilte diese Tragödie nach den Vorschriften des Aristoteles und Horaz und fand daran nichts auszusetzen, außer einem zuviel verschönenden Zierat an einigen Stellen. Allein der Verfasser widerlegte zu meiner Zufriedenheit diesen Einwurf durch eine Stelle aus Aristoteles' Dichtkunst, worin es heißt, die am wenigsten interessierenden Teile eines Gedichts müßten durch den Zauber und die Energie der Diktion erhöht und aufgeschmückt werden.

Ich bekam tiefe Ehrerbietung für sein Genie und empfand eine lebhafte Neugier, zu wissen, wie er in Umstände geraten sei, die seinen Verdiensten so wenig angemessen waren. In ebendem Augenblick trat Strap mit einem Bündel Kleidungsstücken herein. Sofort schickte ich dieses an Melopoyn mit der Bitte, es als ein geringes Kennzeichen meiner Achtung anzusehen und mich zu Mittag mit seiner Gesellschaft zu beehren. Er nahm mein Geschenk und meine Einladung an und erschien in weniger als einer halben Stunde in einem ganz anständigen Aufzuge, worin er eine sehr vorteilhafte Figur machte.

Ich entnahm aus seinem ganzen Wesen, daß Dankbarkeit sein Herz schwellte, und bat ihn, um den Äußerungen derselben zuvorzukommen, wegen der Freiheit um Verzeihung, die ich mir genommen hatte. Er war nicht imstande, mir zu antworten, und beugte sich mit einem Blick voller Bewunderung und Achtung bis zur Erde, indes Tränen aus seinen Augen rannen. Diese Merkmale eines edlen Herzens rührten mich sehr; ich lenkte das Gespräch schnell in eine andere Bahn und machte ihm ein Kompliment über sein Stück, das, wie ich ihm versicherte, mir ungemein viel Vergnügen bereitet habe. Mein Beifall machte ihn glücklich.

Das Essen wurde aufgetragen. Jackson kam, und ich bat die beiden Herren um die Erlaubnis, daß Strap sich mit uns zu Tisch setzen dürfte, nachdem ich ihnen die außerordentlichen Verbindlichkeiten entdeckt hatte, die ich diesem Mann schuldig war. Sie hatten die Güte, mir meine Bitte zu bewilligen, und wir aßen zusammen in der größten Harmonie und Zufriedenheit.

Nach geendigter Mahlzeit bezeigte ich mein Erstaunen, daß die Welt so wenig Achtsamkeit gegen Melopoyns Verdienste an den Tag gelegt habe. Zugleich äußerte ich ihm mein Verlangen, zu wissen, wie es ihm bei den Schauspielunternehmern ergangen wäre, denen er, wie ich von Jackson gehört, sein Trauerspiel ohne allen Erfolg angeboten hatte.

»Meine Begebenheiten«, versetzte er, »sind so wenig unterhaltend, daß ich überzeugt bin, die Erzählung wird kein Ersatz für Ihre Aufmerksamkeit sein. Doch da Sie einiges Verlangen äußern, dieselben zu hören, so kenne ich meine Schuldigkeit zu gut, als daß ich mich weigern sollte, Ihnen hierin Genüge zu leisten.«


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