Tobias Smollett
Die Abenteuer des Roderick Random
Tobias Smollett

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Dreizehntes Kapitel

Ein neuer nächtlicher Schreck. Unsere ersten Abenteuer in London

 

Sowie wir im Gasthof angelangt waren, aßen wir und gingen zu Bett. Straps Unpäßlichkeit war noch nicht ganz vorbei; er stand daher mitten in der Nacht auf, nahm das Licht, das er zu dem Zweck hatte brennen lassen, und ging hinaus. Einen Augenblick darauf kam er in der größten Hast zurück. Sein Haar stand zu Berge, sein Blick verriet Schreck und Erstaunen. Ohne ein Wort zu sprechen, setzte er das Licht hin, sprang ins Bett über mich weg und legte sich mit dem heftigsten Zittern neben mich.

Als ich ihn fragte, was es denn gäbe, antwortete er mit gebrochener Stimme: »Gott sei uns gnädig. Ich habe den Teufel gesehen!« Wiewohl mein Vorurteil nicht so stark war wie das seinige, so ward ich dennoch durch diesen Ausruf nicht wenig beunruhigt. Mir wurde noch bänger, als ich den Klang von Schellen hörte, die sich unsrer Kammer zu nähern schienen. Mein Bettgesell klammerte sich dicht an mich an und stieß die Worte aus: »Christe! O du Sohn Gottes, erbarme dich unser! Da kommt er.«

In demselben Augenblick trat ein ungeheuer großer Rabe mit Schellen an den Füßen in unsre Stube und ging gerade auf unser Bett zu. Da nun dieses Tier in unserm Lande für das auserwählte Rüstzeug des Teufels und der Hexen zu ihren Tücken gilt, so ward mir nicht wohl zumute.

Ich glaubte wirklich, daß dies ein höllisches Gespenst sei, und versteckte mich in der heftigsten Angst unter die Bettdecke. Die fürchterliche Erscheinung sprang auf das Bett, pickte einigemal gar derb durch die Decke, hüpfte dann weg und verschwand. Strap und ich empfahlen uns gar andächtiglich dem Schutze des Himmels.

Zeichnung: George Cruikshank

Die fürchterliche Erscheinung sprang auf das Bett

Als wir kein Geräusch weiter hörten, wagten wir es, hervorzugucken und Atem zu holen. Wir waren nicht lange von diesem Phantom befreit gewesen, als ein anderes erschien, das uns beinahe aller unsrer Sinne beraubt hätte. Es war ein alter Mann mit einem langen weißen Bart, der bis auf die Mitte seines Körpers reichte. Aus seinen Augen und seinem ganzen Benehmen leuchtete eine besondere Wildheit, die ganz und gar nicht nach dieser Welt schmeckte. Sein Anzug bestand aus einem langen, braunen Rock, der hinterwärts und um die Hände zugeknöpft war, und einer possierlich gebildeten Mütze von dem gleichen Zeuge. Ich war so bestürzt, daß ich meine Augen von diesem geisterhaften Gegenstande nicht wegwenden konnte. Daher lag ich ohne Bewegung und sah ihn auf mich zuschreiten.

Als er das Bett erreicht hatte, rang er die Hände und schrie mit einer Stimme, die nicht von einem menschlichen Geschöpf herzukommen schien: »Wo ist Ralph?« Ich antwortete keine Silbe. Nunmehr wiederholte er mit einem noch gespenstigeren Ton: »Wo ist Ralph?« Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als ich von weitem aufs neue Schellenklang hörte. Die Erscheinung lauschte darauf, schlurfte dann weg und ließ mich, vor Furcht ganz versteinert, zurück.

Es dauerte eine gute Weile, ehe ich mich so weit erholte, daß ich sprechen konnte; und als ich mich zuletzt an Strap wandte, fand ich, daß er in einer Ohnmacht lag, die indes nicht lange dauerte. Nachdem er wieder zu sich gekommen war, fragte ich ihn, was er von dem, so sich zugetragen habe, dächte. Er versicherte mir, die erste Erscheinung wäre sicher die Seele von einem Verdammten, wie aus den Ketten an den Beinen ganz deutlich erhellte. (Seine Furcht hatte der Gestalt die Größe eines Pferdes gegeben und aus dem Klange der kleinen Schellen das Geklirre großer Ketten gemacht.) Was den alten Mann anbetraf, so hielte er ihn für den Geist einer Person, die in diesem Gasthof vor geraumer Zeit ermordet worden sei. Dieser habe denn die Macht erhalten, den Mörder in der Gestalt eines Raben zu quälen, und Ralph müsse der Name dieses Mörders sein.

Auf diese Auslegung baute ich nun freilich nicht ganz; allein ich war zu sehr beunruhigt, um wieder einschlafen zu können. Nie habe ich bei meinen nachherigen Abenteuern eine üblere Nacht gehabt.

Den folgenden Morgen erzählte Strap Joey den ganzen Vorfall. Dieser schlug ein unmäßiges Gelächter an und gab ihm volle Auskunft. Der alte Mann, erzählte er, sei des Wirts Vater, der seit einigen Jahren kindisch geworden sei und sich mit einem zahmen Raben die Zeit vertriebe. Dieser müsse wohl in der Nacht aus seines Herrn Zimmer weggehüpft sein und seinen Besitzer bewogen haben, ihm bis in das unsrige zu folgen, wo er unter dem Namen Ralph nach ihm gefragt habe.

Während des übrigen Teils unserer Reise, die noch sechs oder sieben Tage dauerte, begegnete uns nichts Merkwürdiges. Endlich langten wir in der Hauptstadt an. Wir brachten die Nacht in dem Wirtshaus zu, wo die Landkutsche einzukehren pflegte. Den folgenden Morgen trennten sich alle Passagiere voneinander.

Mein Reisegefährte und ich machten uns auf den Weg, das Parlamentsmitglied ausfindig zu machen, an welches mir Crab ein Empfehlungsschreiben mitgegeben hatte. Zuvor bezahlten wir unser Nachtquartier, dann nahm Strap unsere Bagage und ging, wie gewöhnlich mit dem Quersack auf dem Rücken, hinter mir her. Dies gab denn einen sehr possierlichen Aufzug.

Ich meinerseits hatte mich auf das vorteilhafteste gekleidet, das will sagen, ich hatte ein reines Manschettenhemd und meine besten Zwirnstrümpfe angezogen. Meine Haare, die rotblond waren, hingen mir gerade und schlicht wie Kerzen auf die Schultern, und die Rockschöße reichten mir bis auf die Waden. Meine Weste und Beinkleider waren aus demselben Zeuge und nach demselben Zuschnitt gemacht. Mein Hut hatte wegen des flachen Kopfes und des schmalen Randes viel Ähnlichkeit mit einem Barbierbecken.

Weniger auffallend war Straps Kleidung; allein eine kurze Stutzperücke, die einem abgenutzten Theaterbesen ähnelte, und der Quersack auf dem Rücken, wozu das kam, was man eine komische Physiognomie nennt und die aus einem langen Kinn, einer Hakennase und hervorstehenden Backenknochen bestand, machte ihn im ganzen zu einem schicklichen Gegenstand des Gelächters und der Neckerei.

Ich bat meinen Kameraden, bei einem vorüberfahrenden Kärrner Erkundigung einzuziehen, wo Cringer wohne. Der Mensch starrte ihn an und begleitete diesen Blick mit den Worten: »Hä, was?« Ich wollte ihm die Frage deutlicher machen und hatte das Unglück, ebenso unverständlich zu sein. Der Kärrner verfluchte uns als »lausiges schottisches Pack« und trieb seine Pferde mit einem »Hott jüh!« fort.

Dies wurmte mich sehr und machte Strap so ärgerlich, daß er, wie der Fuhrmann schon eine gute Strecke fort war, zu mir sagte, er wolle sich für einen Farthing mit ihm boxen. Indes wir beratschlagten, was wir tun sollten, kam ein Mietskutscher langsam die Straße heraufgefahren. Da er uns bei einer Rinne stehen sah, fuhr er dicht bei uns vorüber und rief: »Aufgeschaut, meine Herren!« Durch eine geschickte Lenkung der Zügel traten die Pferde in die Gosse und bespritzten uns über und über mit Kot. Darauf jagte er fort und lachte sich recht herzlich Beifall zu.

Zu meiner großen Kränkung äußerten verschiedene Leute ihre Freude darüber. Einer aber, der mitleidiger war als die übrigen, gab mir, da er sah, daß wir Fremde waren, den Rat, in eine Bierschenke zu gehen und mich dort zu trocknen. Ich dankte ihm, folgte seinem Fingerzeig und ging mit meinem Reisebegleiter in das Haus, das mir der Mann angewiesen hatte. Ich forderte einen Krug Bier und setzte mich mit Strap in der Gaststube beim Feuer nieder, wo wir uns so gut wie möglich reinigten.

Ein Spaßvogel, der in einem Winkel saß und seine Pfeife rauchte, hörte aus unserem Dialekt, daß wir Schotten waren; er stand auf und ging auf mich zu. »Ist es schon lange her, daß Sie eingefangen worden sind?« hub er an. Da ich den Sinn dieser Frage nicht verstand, antwortete ich auch nicht darauf. »So gar lange«, fuhr er fort, »kann's nicht sein, denn der Schweif ist ihm noch nicht abgeschnitten.« Zugleich faßte er mich bei den Haaren und zeigte sie der übrigen Gesellschaft, der sein witziger Einfall viel Unterhaltung zu gewähren schien.

Diese Behandlung brachte mich sehr in Wallung; aber ich fürchtete mich, sie zu ahnden, sowohl weil ich an einem fremden Orte war, als auch weil der Mensch, der mich verhöhnt hatte, zu handfest schien und ich ihm nicht gewachsen zu sein glaubte. Allein Strap, der entweder mehr Mut oder weniger Bedachtsamkeit hatte, konnte die mir widerfahrene Beschimpfung nicht vertragen, daher sagte er ihm rundheraus, er sei ein unverschämter Bursch, daß er so Leuten mitspiele, die besser wären als er.

Jetzt ging der lustige Kauz auf ihn los und fragte: »Was hat der Herr in seinem Schnappsack? Grütze oder Häckerling?« Dabei faßte er ihn beim Kinn und schüttelte ihn heftig, zum nicht geringen Vergnügen aller Umstehenden.

Mein Gefährte, der sich so schimpflich behandelt fand, riß sich im Hui los und gab seinem Gegner einen solchen Schlag hinter die Ohren, daß er in die andere Ecke des Zimmers taumelte. In diesem Augenblick war ein Kreis um die Fechtenden geschlossen. Strap begann sich auszuziehen.

Als ich dies sah, schwanden bei dem Unwillen, von dem ich kochte, alle andern Vorstellungen, und ich entkleidete mich bis aufs Hemd. Zugleich erklärte ich, da die Beleidigung, die den Streit veranlaßt habe, eigentlich mir widerfahren sei, so wolle ich sie auch selbst ausfechten. Sogleich riefen zwei oder drei: »Ein braver schottischer Junge, wahrhaftig, bei Gott! Euch soll nicht Unrecht geschehen.« Diese Versicherung gab mir Mut, und ich ging auf meinen Widerpart los. Nach seiner Miene zu urteilen, war ihm dieser Zweikampf nicht so recht gemütlich. Ich gab ihm einen so harten Schlag vor den Magen, daß er über eine Bank weg zu Boden stürzte. Sogleich wollte ich, wie es in meinem Lande üblich ist, über ihn her, um meinen Sieg vollständig zu machen. Allein die Zuschauer hielten mich zurück. Einer von ihnen bemühte sich, meinen Gegner aufzumuntern, den Streit fortzusetzen, aber umsonst. Er beteuerte, er wolle sich nicht weiter schlagen, weil er von einer alten Krankheit noch nicht ganz hergestellt sei. Diese Entschuldigung ließ ich mir recht gern gefallen und zog mich sogleich wieder an.

Ich sowohl als Strap hatten der Gesellschaft einen guten Begriff von unsrer Herzhaftigkeit beigebracht. Mein Kamerad schüttelte mir die Hand und wünschte mir zu meinem Siege Glück. Als wir unsern Krug ausgetrunken und unsre Kleider getrocknet hatten, fragten wir den Wirt, ob er ein Parlamentsmitglied namens Cringer kenne. Sein Nein setzte uns nicht wenig in Verwunderung. Wir bildeten uns ein, er müsse hier ein solcher Matador sein wie in dem Flecken, dessen Repräsentant er war. Inzwischen sagte uns der Bierzapfer, wir möchten vielleicht ein paar Häuser weiter etwas von ihm erfahren.

Wir begaben uns sonach wieder auf die Straße. Da wir vor einer Tür einen Lakaien stehen sahen, so wandten wir uns an den und fragten ihn, wo unser hoher Gönner wohne. Dies Mitglied der buntröckigen Zunft sah uns von Kopf bis Fuß an und sagte darauf, wir müßten durch die erste Gasse linker Hand gehen und dann uns rechts und nachher wieder links wenden, da würden wir ein schmales Gäßchen finden, das müßten wir passieren; an dessen Ende läge ein Durchgang, der führe nach einer Straße, wo wir ein Schild mit einer Distel und drei Hausierern erblicken würden, und da logiere dieser Mister Cringer.

Wir dankten ihm für diese Belehrung recht sehr und gingen fürbaß. Strap sagte mir unterwegs, er habe es diesem Burschen, noch ehe er den Mund aufgetan, gleich angesehen, daß er ein ehrlicher, diensteifriger Mensch wäre. Dieser Meinung fiel ich bei und schrieb sein gutes Benehmen der Gesellschaft zu, die er täglich in dem Hause zu sehen bekäme, wo er diente.

Pünktlich treu befolgten wir seine Instruktion, wandten uns links, dann rechts und darauf wieder links. Statt aber ein enges Gäßchen vor uns zu sehen, befanden wir uns am Ufer des Flusses. Dieser Umstand machte uns nicht wenig bestürzt und brachte meinen Gefährten auf die Vermutung, wir müßten den rechten Weg verfehlt haben.

Wir waren jetzt von unserem Herumstreifen recht artig müde; und da wir nicht wußten, wo wir weiter zugehen sollten, trat ich in einen nahe dabei gelegenen kleinen Schnupftabakladen. Das Schild, das einen Hochländer vorstellte, lockte mich hinein. Ich traf wirklich in dem Krämer zu meinem unaussprechlichen Vergnügen einen Landsmann.

Kaum erfuhr er unsere Wanderungen und die erhaltene Instruktion, als er uns sagte, der Bediente habe uns angeführt, Cringer wohne im entgegengesetzten Teile der Stadt. Noch heute dahin zu gehen, fügte er hinzu, könne zu nichts helfen, denn er sei schon im Parlament. Ich fragte ihn jetzt, ob er uns nicht ein Logis zuweisen könnte. Er gab uns ein paar Zeilen an einen seiner Bekannten mit, der nicht weit vom St.-Martins-Gäßchen einen Laden mit Hökerware hatte.

Dort mieteten wir uns zwei Treppen hoch eine Schlafstelle, die so schmal war, daß wir, als man das Bett aufgeschlagen hatte, uns genötigt sahen, jedes andere Hausratsstück hinauszuschaffen und an Stelle von Stühlen das Bett zu benutzen.

Um die Mittagszeit kam unser Wirt und fragte, wie wir uns wegen des Essens einzurichten gedächten. Ich gab ihm zur Antwort, daß wir in dem Stück seinen Rat befolgen wollten. »Nu gut«, versetzte er, »Leute von Ihrem Stande können hier in dieser Stadt auf zweierlei Manier speisen. Die eine ist honetter und kostbarer als die andere. Man geht in ein Speisehaus, wo sich nur lauter wohlgekleidete Personen einfinden. Oder man taucht unter. Das pflegt von Leuten zu geschehen, die aus Not oder aus Neigung sparsam leben wollen.«

Ich gab ihm zu verstehen, wenn die letztere Art nichts Schimpfliches hätte, so würde sie zu unseren Umständen besser passen. »Schimpflich?« rief er. »Gott bewahre! Viele ansehnliche, viele reiche, ja sogar viele feine Leute tauchen Tag für Tag unter. Ich habe manchen schmucken Herrn mit 'ner betreßten Weste für drei und 'nen halben Pence auf die Manier sich recht gütlich tun und nachher ins Kaffeehaus gehen sehen, wo er mit dem besten Lord im ganzen Königreiche gleiche Figur spielte. Doch Sie sollen das mit Ihren leiblichen Augen sehen. Ich will mit Ihnen gehen und Sie hinführen.«

Darauf führte er uns durch ein gewisses Gäßchen, stand still und bat uns, es genauso zu machen wie er. Sodann ging er einige Schritte weiter, tauchte in einen Keller unter und verschwand augenblicklich. Ich folgte seinem Beispiel mit vielem Glück und befand mich in einer Garküche, wo mich der Brodem von gekochtem Ochsenfleisch fast erstickte. Rings um mich erblickte ich Mietskutscher, Sänftenträger, Karrenschieber und einige Bediente, die entweder herrenlos waren oder Kostgeld bekamen. Sie aßen an verschiedenen Tischen, welche man mit Tüchern bedeckt hatte, bei deren Anblick sich mein Magen umwenden wollte, und ließen sich Ochsen- und Kuhfüße, Kaldaunen und Würste recht gut schmecken.

Noch stand ich voller Erstaunen und unschlüssig da, ob ich mich hinsetzen oder wieder weggehen sollte, als Strap, der beim Heruntersteigen eine Stufe verfehlt hatte, kopfüber in dieses höllische Speisehaus hereingepurzelt kam. Er riß die Köchin über den Haufen, die gerade ein Näpfchen mit Suppe einem von den Gästen bringen wollte. Im Fallen warf diese das ganze Gericht einem Trommelschläger von der Fußgarde, der ihr gerade im Wege saß, auf die Lende. Sie verbrühte ihn so jämmerlich, daß er emporsprang und auf und nieder tanzte. Dabei schüttete er eine Ladung von Flüchen aus, wobei mir die Haare zu Berge standen.

Zeichnung: George Cruikshank

Er riß die Köchin über den Haufen

Indes dieser Mensch die Gesellschaft auf die Art mit einer ihm eigentümlichen Beredsamkeit unterhielt, erhob sich die Köchin und tat einen herzlichen Fluch auf den Urheber dieses unglücklichen Vorfalles, der unter den Tisch gerollt war, wo er mit einem Ach-und-Weh-Gesicht seinen Leichnam befühlte. Sie nahm ein Salzfaß, zog den Strumpf des Patienten ab, wodurch zugleich die Haut mit herunterging, und streute die beschädigte Stelle ein. Kaum war dieser Umschlag aufgelegt worden, als der Trommelschläger, dessen Gefluche bereits nachgelassen hatte, in ein so fürchterliches Geschrei ausbrach, daß die ganze Gesellschaft davor zitterte und bebte. Zugleich ergriff er einen vor ihm stehenden zinnernen Krug und drückte ihn mit Zähneknirschen und scheußlichem Grinsen so zusammen, als wäre er von geschmeidigem Leder.

Ich mutmaßte die Ursache seines neuen Auftobens und sagte daher zu der Frau, sie möchte das Salz abwaschen und Öl aufgießen. Dies tat sie und verschaffte dadurch dem armen Teufel sogleich Linderung. Allein jetzt entstand eine neue Schwierigkeit. Die Wirtin verlangte von ihm den unbrauchbar gewordenen Krug bezahlt. Aber er schwor, er würde weiter nichts bezahlen, als was er gegessen habe. Sie könne, sagte er, ihm noch danken, daß er sich so gemäßigt habe und daß er sie nicht auf Schmerzensgeld verklagte. Strap, der wohl einsah, daß die ganze Geschichte auf seine Kappe kommen würde, versprach, die Wirtin zu befriedigen, und verlangte einen Wacholderschnaps, um den Trommelschläger zu traktieren. Dies besänftigte ihn gänzlich, und alle Fehde hatte ein Ende.

Nach diesem Vergleich setzten wir uns mit unserm Hauswirt an einen Tisch und hielten ein köstliches Mahl von Ochsenfüßen. Unsere ganze Rechnung belief sich, das Brot und das Dünnbier mit eingerechnet, nur auf zwei und einen halben Penny für jeden.


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