Tobias Smollett
Die Abenteuer des Roderick Random
Tobias Smollett

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Zweiundvierzigstes Kapitel

Bowling kehrt nach England zurück, und ich reise mit einem Kapuziner nach Paris. Galantes Abenteuer unterwegs

 

Nachdem wir unsere Mahlzeit beendigt hatten, gingen wir nach dem Hafen hinunter. Dort trafen wir einen Kutter, der noch denselben Abend nach Deal segeln wollte. Bowling ward mit dem Schiffer wegen der Überfahrt einig.

Mittlerweile schlenderten wir, um unsere Neugier zu befriedigen, in der Stadt herum. Unser Gespräch betraf den Entschluß, den ich wegen meines künftigen Unterkommens gefaßt. Noch hatte ich darüber nichts bei mir bestimmt. Daß mir nicht wohl zumute war, wenn ich daran dachte, kann man sich wohl vorstellen. Am Rande der äußersten Dürftigkeit, mitten unter Ausländern, von denen ich keinen kannte, wo sollte ich auf guten Rat oder Freundschaftsdienste rechnen können?

Meinem Oheim ging diese hilflose Lage nahe. Er drang in mich, mit ihm nach England zu gehen, wo er mich auf eine oder die andere Art unterzubringen gar nicht zweifelte. Allein außer den anderen Ursachen, die ich hatte, dies Reich zu fliehen, sah ich es als das schlimmste Land auf dem ganzen Erdboden für einen armen, ehrlichen Mann an. Daher beschloß ich, auf jeden Fall in Frankreich zu bleiben. In diesem Entschluß bestärkte mich ein ehrwürdiger Priester, der um die Zeit an uns vorüberging und uns, als er uns englisch sprechen hörte, in ebender Sprache anredete. Er sagte, er wäre unser Landsmann und wünschte, imstande zu sein, uns irgendworin dienen zu können. Wir dankten dem wackeren Geistlichen für sein höfliches Anerbieten und nötigten ihn, ein Glas Wein mit uns zu trinken. Er schlug diese Einladung nicht aus, und wir gingen zusammen in ein Weinhaus, das er uns empfahl.

Nachdem er einen Humpen mit gutem Burgunder auf unsere Gesundheit getrunken hatte, begann er, sich nach unseren Umständen, besonders nach unserer Vaterstadt, zu erkundigen. Kaum hatten wir diese genannt, als er aufsprang, unsere Hände mit großer Innigkeit drückte und mit einer Tränenflut ausrief: »Ich bin aus ebender Gegend, vielleicht sind wir gar verwandt miteinander.«

Ich war bei diesen Liebkosungen, die mir höchst verdächtig vorkamen, sehr auf meiner Hut. Mir fiel mein Abenteuer mit dem Geldfinder wieder ein. Jedoch ließ ich mir nichts von meinem Mißtrauen merken und sagte, da er in der Gegend unseres Landes bekannt wäre, würde er auch zuverlässig unsere Familien kennen, die, so unscheinbar auch unser jetziger Aufzug wäre, nicht unter die niedrigsten und unansehnlichsten gehörten.

Ich entdeckte ihm sodann unsere Namen und fand, daß sie ihm gar nicht fremd wären. Er hatte meinen Großvater persönlich gekannt und wußte, ungeachtet er fünfzig Jahre von Schottland entfernt gewesen war, mir von den Familien aus der Nachbarschaft so manche genaue Nachricht zu geben, daß meine Skrupel gänzlich behoben wurden und ich mich glücklich schätzte, mit diesem Manne bekannt geworden zu sein.

Bei unserer ferneren Unterredung offenbarte ich ihm ohne allen Hehl meine Lage und wußte meine Talente so vorteilhaft an den Tag zu stellen, daß der alte Pater mich mit Bewunderung ansah und mir versicherte, wenn ich in Frankreich bleiben wolle und vernünftigen Vorschlägen Gehör gäbe, so müßte ich unfehlbar mein Glück machen, und er selbst wolle nach seinen Kräften dazu beitragen.

Mein Oheim wurde über dies hingeworfene Anerbieten des Predigers sofort besorgt und erklärte ganz brüsk, daß er, wenn ich meiner Religion entsagen sollte, allen Umgang mit mir abbrechen würde. Denn er war der Meinung, ein ehrlicher Mann dürfe die Grundsätze, in denen er erzogen wäre, nie abschwören, sie möchten nun türkisch, protestantisch oder römisch-katholisch sein.

Der Pater lehnte sich gegen diese Erklärung mit großer Heftigkeit auf und begann eine lange Rede, worin er die Gefahren des Starrsinns, wenn man seine Augen gegen das Licht der Wahrheit verschlösse, weitläufig auseinandersetzte. Wenn wir Gelegenheit hätten, besseren Unterricht zu bekommen, sagte er, könnten wir uns nicht mit Unwissenheit schützen; und wenn die Menschen der Überzeugung keinen Zugang verstattet hätten, so würde die christliche Religion nicht in der Welt fortgepflanzt sein und wir uns noch in dem Zustand der heidnischen Finsternis und Barbarei befinden. Er bemühte sich, aus verschiedenen Schriftstellen und manchen Zitaten der Kirchenväter zu beweisen, daß der Papst der Nachfolger des heiligen Peter und der Statthalter Jesu Christi sei; daß die römisch-katholische Kirche die allein wahre und allein rechtgläubige wäre, der protestantische Glaube dagegen eine ruchlose Ketzerei und ein verdammliches Schisma, wodurch manche Millionen von Seelen ins ewige Verderben gerieten.

Als er diese Predigt geendigt hatte, wobei er meines Bedenkens mehr Eifer als Klugheit zeigte, wandte er sich an meinen Oheim und verlangte seine Einwürfe gegen das zu wissen, was er eben gesagt hatte.

Der Leutnant, dessen Aufmerksamkeit ganz mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt war, nahm seine Pfeife aus dem Mund und sagte: »Was mich anbelangt, guter Freund, so habe ich gar nichts gegen das, was Ihr sagt; es mag meinethalben wahr oder falsch sein; ich kümmere mich nur um meine eigenen Angelegenheiten; der Kanonier gehört an seinen Ladestock, der Steuermann ans Steuerruder, wie man zu sagen pflegt. Ich habe kein anderes Glaubensbekenntnis als den Kompaß und behandle jeden Menschen so, wie ich behandelt werden möchte. So mißtraue ich dem Papst, dem Teufel und dem Prätendenten und hoffe, selig zu werden so gut wie jeder andere.«

Diese Zusammenstellung verdroß den Mönch ungemein, und er beteuerte mit großer Leidenschaft, wenn der Leutnant nicht sein Landsmann wäre, würde er ihn für seine Ungebührlichkeit ins Gefängnis werfen lassen. Ich wagte es, meines Oheims Übereilung zu tadeln, und besänftigte den alten Herrn durch die Versicherung, daß jener gar nicht willens gewesen sei, ihn zu beleidigen. Bowling, der jetzt seinen Verstoß einsah, schüttelte dem Beleidigten die Hand und bat ihn wegen der Freiheit, die er sich genommen hatte, um Verzeihung.

Nachdem dieser Zwist freundschaftlich beigelegt war, lud er uns ein, ihn den Nachmittag in seinem Kloster zu besuchen, und nahm sodann Abschied. Mein Oheim ergriff nunmehr die Gelegenheit, mir recht scharf einzuprägen, bei dem Glauben meiner Vorfahren zu beharren, so viele Vorteile ich mir auch immerhin durch eine Religionsveränderung versprechen könnte, weil ich dadurch unumgänglich ins ewige Verderben geraten und meiner Familie Schimpf und Schande machen würde. Ich versicherte ihm, nichts in der Welt sollte mich vermögen können, seine Freundschaft und gute Meinung zu verscherzen. Diese Erklärung machte ihn sehr vergnügt, und er erinnerte mich hierauf, es wäre Zeit, etwas zu essen. Wir bestellten sogleich das Mittagessen und nahmen es zu uns, sowie es fertig war.

Ich bildete mir ein, meine Bekanntschaft mit dem schottischen Priester könnte mir, wenn ich es recht anfinge, vorteilhaft sein; daher beschloß ich, diese zu pflegen, soviel in meinem Vermögen stände. In der Absicht besuchten wir ihn, seiner Einladung gemäß, im Kloster. Er zeigte uns alle Merkwürdigkeiten und setzte uns Wein nebst Konfekt vor. Wir unterhielten uns so eine Zeitlang, und dann nahmen wir Abschied, auch mußte ich ihm versprechen, ihn des folgenden Tages wieder zu besuchen.

Jetzt war die Stunde da, wo mein Oheim sich einschiffen sollte. Ich begleitete ihn zum Hafen und sah ihn an Bord gehen. Wir schieden nicht ohne Tränen voneinander, nachdem wir uns mit Innigkeit umarmt und alles Wohlergehen gewünscht hatten. Er bat mich, ihm oft zu schreiben, und gab mir zu diesem Zweck seine Adresse.

Ich kehrte nach dem Hause zurück, wo wir uns gefunden hatten. Hier brachte ich die Nacht höchst unangenehm in Betrachtungen über mein strenges Schicksal und mit Entwürfen für die Zukunft hin. Sosehr ich auch meine Einbildungskraft anstrengte, so konnte ich dennoch keine passende Lebensart für mich ausfindig machen. Überall standen mir unübersteigliche Hindernisse im Wege. Diese Aussicht stürzte mich beinahe in Verzweiflung. Um aber kein mögliches Mittel zu vernachlässigen, stand ich frühmorgens wieder auf, verfügte mich zu dem Geistlichen und bat ihn sehr dringend um Rat und Beistand.

Dieser Mann empfing mich recht freundschaftlich und gab mir zu verstehen, es wäre ein Weg vorhanden, worauf eine Person von meinen Talenten notwendig eine große Figur machen müßte. Ich erriet seine Meinung und erklärte ihm ein für allemal, ich wäre fest entschlossen, nie meine Religion zu verändern; ginge daher sein Vorschlag auf die Annahme des geistlichen Standes, so möchte er die Mühe sparen, sich darüber weiter auszulassen.

»Ach, mein Sohn, mein Sohn«, rief er, schüttelte den Kopf und seufzte, »um was für herrliche Aussichten bringst du dich durch deine eisernen Vorurteile! Laß dich doch durch die Vernunft lenken und nimm sowohl auf dein zeitliches Glück als auf dein ewiges Seelenheil Rücksicht. Ich kann es durch meine Fürsprache vielleicht dahin bringen, daß du als Novize in dieses Haus aufgenommen wirst, wo ich dich denn mit wahrer väterlicher Liebe leiten und über jeden deiner Schritte wachen würde.«

Sodann brach er in Lobpreisungen des Mönchslebens aus. »Dies wird«, sagte er, »von keinem Geräusch, von keinen Sorgen beunruhigt, von keinen Gefahren belagert. Das Herz wird in diesem Stande von allen fleischlichen Neigungen entwöhnt, von allen gröberen Gelüsten geläutert und die Seele auf den Schwingen des tiefen Nachdenkens in das göttliche Gebiet der Philosophie und der Wahrheit geführt.«

Allein alle seine Beredsamkeit war bei mir fruchtlos. Zwei Rücksichten setzten mich in den Stand, seinen Versuchungen zu widerstehen, das Versprechen, das ich meinem Oheim getan hatte, und meine Abneigung gegen den geistlichen Stand. Denn was den Religionsunterschied anlangt, so sah ich diesen für eine Sache von zu geringem Belang an, als daß er in Anschlag gebracht werden dürfe, wenn die Rede von dem Glück eines Menschen sei.

Da mich der Mönch in diesem Stück unbeweglich fand, sagte er mir, er sei über meine geringe Willfährigkeit in diesem Punkt mehr betrübt als aufgebracht und nichtsdestoweniger noch immer geneigt, mir Dienste zu leisten.

»Dieselben irrigen Grundsätze«, fuhr er fort, »die Ihnen bei Ihrer Beförderung zu kirchlichen Ämtern im Wege stehen, werden Ihnen auch unfehlbar hinderlich sein, in der Armee angestellt zu werden. Doch wenn Sie sich zu Domestikendiensten entschließen wollen, so will ich Ihnen Empfehlungsschreiben an verschiedene Personen von Rang in Versailles mitgeben, die ich kenne. Leicht möglich, daß einer davon Sie als Maître d'hôtel annimmt, und ich zweifle gar nicht, daß Sie bei Ihren Eigenschaften bald einen besseren Posten erhalten werden.«

Dieses Anerbieten nahm ich mit der größten Begierde an. Er hieß mich den Nachmittag wiederkommen, wo er mir nicht nur die Briefe mitgeben, sondern mich auch einem Kapuziner von seiner Bekanntschaft vorstellen wollte, der den folgenden Morgen nach Paris zu gehen im Begriffe war. Mit diesem, fügte er hinzu, könnte ich denn die Reise machen, ohne daß sie mir selbst einen Livre würde zu stehen kommen.

Eine so gute Nachricht verursachte mir unendliches Vergnügen, und ich bezeigte dem wohlwollenden Pater meine Erkenntlichkeit dafür in den lebhaftesten Ausdrücken. Er kam seinem Versprechen pünktlich genau nach, stellte mir die Briefe zu und machte mich mit dem Kapuziner bekannt, in dessen Gesellschaft ich den folgenden Morgen bei Tagesanbruch die Stadt verließ.

Nicht lange, so entdeckte ich, daß mein Reisegefährte ein recht munterer Zeisig war, trotz seines Berufes und seines abkasteiten Wesens gutes Essen und Trinken mehr liebte als seinen Rosenkranz und für ein artiges Mädchen tiefere Ehrerbietung hatte als für die Jungfrau Maria oder die heilige Genoveva. Dieser junge Mann war fett und muskulös, hatte rote Augenbrauen, eine Hakennase, das Gesicht mit Sommersprossen besät und führte den Namen Bruder Balthasar. Da ihm sein Orden keine Wäsche zu tragen erlaubte, so daß er gar keine Gelegenheit hatte, sich umzuziehen, so war er eben nicht eins von den reinlichsten Geschöpfen. Überdies dünstete er so stark aus, daß ich es für ratsam hielt, mich auf unserem ganzen Marsch so zu drehen, daß ich ihm nie unter den Windstrich kam.

Er war des Weges sehr kundig, daher aßen wir gar köstlich, ohne etwas dafür zu bezahlen, und die Beschwerlichkeiten unserer Reise wurden durch die frohe Laune meines Gefährten erleichtert, der eine unendliche Menge Lieder sang, die Liebe und Wein zum Gegenstand hatten.

Unser erstes Nachtlager hielten wir in einem Bauernhause, nicht weit von Abbeville. Wir bekamen zum Abendbrot ein herrliches Ragout, das unsere Wirtstöchter, von denen die eine recht hübsch war, zugerichtet hatten. Nachdem wir herzhaft gegessen und ein hinreichendes Quantum jungen Weines zu uns genommen hatten, wurden wir in eine Scheune geführt, wo zwei tüchtige Decken auf dem Stroh zu unserem Nachtlager ausgebreitet waren.

Kaum hatten wir hier eine halbe Stunde gelegen, als wir jemand sanft an die Tür klopfen hörten. Balthasar stand auf, ließ unsere beiden Wirtstöchter herein und unterhielt sich mit ihnen insgeheim im Finstern. Nachdem sie eine Zeitlang zusammen gewispert hatten, kam der Kapuziner zu mir und fragte, ob ich ganz gefühllos gegen die Liebe und so hartherzig sei, einen Teil meines Lagers einem hübschen Mädchen abzuschlagen, die ein gewisses Tendre für mich habe. Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich mich durch meine Hauptleidenschaft überwältigen ließ und die Gelegenheit mit großer Begierde ergriff, da ich hörte, daß die liebenswürdige Nanette meine Bettgesellin sein sollte. Vergebens stellte mir meine Vernunft die Hochachtung vor, die ich meiner teuren Gebieterin Narzissa gewidmet hatte; das Bild der holden Zauberin vermehrte eher die Wallung meiner Lebensgeister, als daß es sie besänftigte; und die junge Bäuerin hatte nicht Ursache, sich über dieses lebhafte Andenken zu beschweren.

Gegen den grauenden Morgen verließen uns die gefälligen Geschöpfe, damit wir ruhen möchten. Dies geschah denn bis um acht Uhr, wo wir aufstanden und zum Frühstück von unseren feinen Liebchen mit Schokolade und Eau-de-vie bewirtet wurden. Sie beichteten sodann bei meinem Gefährten, bekamen von ihm die Absolution und nahmen nachher Abschied von uns.

Unterwegs fiel die Unterredung auf unser nächtliches Abenteuer. Der Kapuziner fragte nämlich, wie mir unser Logis gefallen hätte. Ich sprach von der angenehmen Nanette mit Entzücken. Er schüttelte den Kopf dazu und sagte lächelnd, sie wäre ein morceau pour la bonne bouche. »Ich habe mir«, fuhr er fort, »mit keiner Eroberung so viel zugute getan als mit der von Nanette, und ohne Ruhmredigkeit gesagt, ich bin in Liebeshändeln recht glücklich.«

Diese Nachricht war mir nicht wenig anstößig, da ich genau wußte, auf was für einem vertrauten Fuße er mit der Schwester stand. Mit dürren Worten hielt ich ihm nun zwar sein Verfahren nicht vor, allein ich bezeigte ihm mein Erstaunen über die in der verwichenen Nacht getroffene Wahl, da doch, wie ich vermutete, sich ihm die andere ganz gewidmet hatte.

Auf diesen Wink antwortete er, außer seiner natürlichen Gefälligkeit für das andere Geschlecht habe er noch einen triftigen Grund, seine Gunstbezeigungen unter ihnen zu teilen, den nämlich, den Hausfrieden zu erhalten, der sonst nicht bestehen könnte. Überdies habe Nanette Zuneigung für mich gefaßt, und er liebe sie zu sehr, um ihren Wünschen in den Weg zu treten, zumal, weil er dadurch zugleich Gelegenheit bekommen habe, sich einem Freunde gefällig zu erweisen.

Ich dankte ihm für diesen Dienst, wiewohl mich sein Mangel an Delikatesse äußerst verdroß, und ich verwünschte den Vorfall, der mich in seine Bekanntschaft gebracht hatte. Sosehr ich auch Wildfang war, so konnte ich doch nicht gut einen Mann vor mir sehen, der seinem einmal angenommenen Charakter so sehr entgegenhandelte. Ich gab auf seinen moralischen Wert und seine Ehrlichkeit nur gar wenig und würde auf meine Tasche ein sehr wachsames Auge gehabt haben, wenn ich mir vorgestellt hätte, daß er die geringste Versuchung zum Stehlen hätte haben können. Allein ich ließ es mir gar nicht einfallen, daß ein Kapuziner, der seinen Ordensregeln nach wie ein Bettler einhergehen muß und alle andere Notwendigkeit des Lebens gratis bekommt, doch Geld nötig habe. Überdies schien mein Reisekumpan viel zu sorglos und sanguinisch, um in dem Punkt nur im allergeringsten besorgt zu sein. Daher benahm ich mich ganz voller Zutrauen gegen ihn, in der Erwartung, daß unsere Reise bald ein Ende haben würde.


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