Tobias Smollett
Die Abenteuer des Roderick Random
Tobias Smollett

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Dreiundzwanzigstes Kapitel

Miß Williams' Erzählung wird durch einen ganz unerwarteten Vorfall unterbrochen und, nachdem alles wieder beigelegt ist, beschlossen

 

In dieser Geschichte wurden wir durch ein heftiges Anklopfen an unsere Tür gestört. Kaum hatte ich sie geöffnet, als drei oder vier grimmig aussehende Kerle hereinstürmten. »Ihr Diener, Miß!« wandte sich der eine gegen meine Stubengenossin, »Sie werden so gut sein und mit mir spazieren. Da, hier ist meine Order.« Indes der Gerichtsdiener – denn das war der Mann – dies sagte, umringten seine dienstbaren Geister die Gefangene und begannen sie sehr rauh zu behandeln.

Diese Begegnung machte mich so aufgebracht, daß ich nach der Feuerzange griff und, ohne Rücksicht auf die Stärke und Anzahl ihrer Gegner, das Mädchen gewiß verteidigt haben würde, wenn sie nicht mit einer Fassung, die ich nicht begriff, mich gebeten hätte, ihretwegen keine Gewalttätigkeiten zu verüben, denn ihr könne dies nichts helfen und mir würde es sehr nachteilig sein. Sodann wandte sie sich an den Führer dieses fürchterlichen Trupps, um seine Vollmacht zu sehen. Wie sie dieselbe gelesen hatte, sagte sie mit stotternder Stimme: »Ich bin nicht die Person, deren Name hier drinsteht; setzt mich auf Eure Gefahr fest.«

»Schon gut, schon gut, Miß«, versetzte der Obrist der Häscher. »Daß Sie die Rechte sind, soll an Ort und Stelle schon bewiesen werden. Wollen Sie lieber nach meinem Hause oder nach dem Gefängnis spazieren?« – »Wenn ich denn einmal soll in Haft genommen werden«, erwiderte sie, »so will ich lieber in Ihrem Hause sein als im gemeinen Gefängnis.« – »Gut, gut«, versetzte er, »wenn Sie brav Moneten in der Tasche haben, sollen Sie wie eine Prinzessin traktiert werden.« Die Williams machte ihn mit ihrer dürftigen Lage bekannt. Darauf schwor er, daß er nie Kredit gäbe, und befahl einem seiner Trabanten, einen Wagen zu holen, um sie sogleich nach Marshalsea zu bringen.

Während der Zeit zog sie mich beiseite und bat mich, ihretwegen gar nicht bange zu sein; sie würde sich aus diesem schlimmen Handel bald heraushelfen und vielleicht noch gar etwas dabei verdienen. So geheimnisvoll mir diese Worte auch klangen, so lieb war mir doch jene Versicherung.

Als die Kutsche da war, erbot ich mich, sie nach dem Gefängnis zu begleiten. Nach vielem Weigern gab sie es endlich zu. Wie wir uns vor dem Tor von Marshalsea befanden, stieg unser Führer aus, verlangte eingelassen zu werden und zeigte dem Schließer seinen Befehl. Kaum hatte dieser den Namen Elisabeth Cary gelesen, als er rief: »Aha! Meine alte gute Bekannte, Betty!« Mit diesen Worten öffnete er den Schlag und half der Gefangenen aussteigen.

Wie er ihr ins Gesicht sah, fuhr er zurück und sagte: »Potz Blitz! Wen haben wir denn da aufgefischt?« Der Gerichtsdiener wurde über diese Frage unruhig und sagte mit einiger Wallung: »Wen zum Teufel sonst als Elisabeth Cary?« – »Was, Elisabeth Cary?« versetzte der Schließer. »Ich will verdammt sein, wenn sie's ist. Sie ist es sowenig wie meine Großmutter. Potz Blitz! Ich kenne Betty Cary so gut, als wenn ich sie gemacht hätte.«

Nunmehr hielt das junge Frauenzimmer es für gut, sich ins Mittel zu legen. Wenn er ihr auf das erste Wort geglaubt hätte, sagte sie zum Obristen der Häscher, hätte er sowohl sich als ihr viele Mühe ersparen können. »Mag sein«, gab er ihr zur Antwort; »aber Kreuzelement! Eh wir auseinandergehen, will ich noch mehr Beweise haben, daß Sie nicht die Rechte sind.« – »Das sollen Sie«, sagte die Gefangene, »und zwar auf Ihre Kosten.«

Wir begaben uns in das Stübchen des Schließers und bestellten eine Flasche Wein. Hier schrieb meine Gefährtin die Adresse von zwei ihrer Bekannten auf und bat mich um die Gefälligkeit, nach deren Wohnungen zu gehen und sie zu ersuchen, sich sogleich hierherzuverfügen. Ich fand sie beide in einem Hause der Bridgesstreet, Drury Lane. Zum Glück waren sie unbeschäftigt, daher setzten sie sich ohne Bedenken mit mir in eine Mietskutsche. Ich hatte ihnen die ganze Geschichte erzählt, und dies gab ihnen die schmeichelhafte Hoffnung, einen Gerichtsdiener ausgeschimpft zu sehen; denn zwischen Freudenmädchen und jener Rasse von Leuten herrscht eine so natürliche Antipathie wie zwischen Mäusen und Katzen.

Als sie in die Stube traten, umarmten sie die Gefangene recht herzlich unter dem Namen Nancy Williams und fragten, wie lange sie schon festgenommen sei und weswegen. Nachdem sie die Geschichte noch einmal angehört hatten, erboten sie sich, vor einem Friedensrichter zu schwören, daß sie nicht die Person sei, deren Name im Haftbefehl stand und die sie alle zu kennen schienen. Allein der Gerichtsdiener, der nun seines Irrtums überführt war, erklärte, er wolle ihnen die Mühe nicht machen. »Meine Damen«, sagte er, »noch ist Ihnen ja nichts zuleide getan worden. Erlauben Sie mir, Ihnen noch eine Flasche Wein vorzusetzen, und dann wollen wir wie gute Freunde auseinandergehen.«

Der Vorschlag gefiel der Schwesternschaft gar nicht, und Miß Williams sagte zu ihm, er würde sie doch wohl nicht für so albern halten, daß sie sich mit einem schofeln Glas sauren Weines würde abspeisen lassen. Der Schließer unterbrach sie und bekräftigte mit einem Schwur, sein Wein wäre so gut wie irgendeiner in der Stadt.

»Das mag sein«, versetzte sie, »und wär es auch der beste Champagner, so ist das doch kein Ersatz für den Schaden, der meinem Namen sowohl als meiner Gesundheit dadurch erwachsen ist, daß man mich unrechtmäßigerweise ins Gefängnis geschleppt hat. Unter diesen Umständen ist keine einzige unschuldige Person sicher, wenn ein Gerichtsbeamter aus Bosheit, Groll oder Versehen sie mißhandeln oder unterdrücken darf, ohne dafür bestraft zu werden. – Doch, dem Himmel sei Dank! Ich lebe unter Gesetzen, die dergleichen Beleidigungen nicht ungestraft hingehen lassen, und ich weiß recht gut, wie ich Genugtuung bekommen kann.«

Sowie Vulture – so hieß der Gerichtsdiener – merkte, daß er mit einer Person zu tun habe, die sich nicht überlisten ließ, sah er sehr verdrießlich und betreten aus. Er stützte den Kopf in die Hand, ging einige Minuten mit sich zu Rate und stieß sodann eine Ladung fürchterlicher Flüche gegen das alte Luder von Wirtin aus – wie er sie nannte –, die ihn durch falsche Nachrichten so angeführt habe.

Nach vielem Gezänk und Gefluche ward endlich die Sache der Entscheidung des Schließers übergeben. Dieser ließ noch eine Flasche kommen und verdammte sodann den Gerichtsdiener, die ganze Zeche samt dem Mietswagen zu bezahlen und der Klägerin zwei Guineen zu geben. Dies Geld ward sogleich erlegt; Miß Williams gab den beiden Zeugen die Hälfte und steckte das übrige in ihre Börse. Sodann entfernten wir uns alle vier und verließen den Obristen der Häscher, sehr mißmutig über seinen Verlust, zugleich aber noch recht herzlich froh, daß er so wohlfeilen Kaufs aus einem Handel gekommen war, der ihn zehnmal soviel, ja wohl gar seine Stellung hätte kosten können.

Die eroberte Guinee kam uns sehr zustatten. Wir steckten damals in nicht geringer Not. Ein halbes Dutzend von meinen Hemden und beinahe alle meine Kleider, das ausgenommen, was ich anhatte, waren vor diesem Zwischenfall teils versetzt, teils verkauft worden, um uns Lebensunterhalt zu verschaffen.

Da wir über das Betragen unserer Wirtin unwillig zu sein Ursache hatten, so war unser erstes, uns nach einem anderen Logis umzusehen. Wir bezogen es den folgenden Tag mit dem Entschluß, uns soviel wie nur immer möglich einzuschränken, bis unsere Kur vollendet wäre. Wie wir uns in unserer neuen Wohnung eingerichtet hatten, bestürmte ich meine Freundin, ihre Lebensgeschichte zu Ende zu bringen. Sie tat dies mit folgenden Worten:

»Mein Erfolg bei dem Rechtsgelehrten gab uns Mut, diese List noch gegen andere zu gebrauchen. Ich ward fünfmal als reine Unschuld mit gutem Vorteile verkauft. Allein diese Ernte dauerte nicht lange. Mein Ruf breitete sich aus, und meine bisherige Gouvernante suchte sich andere Mündel.

Ich mietete mir ein Logis, dicht bei Charing Cross, für zwei Guineen wöchentlich und fing an, ganz große Gesellschaften bei mir zu haben. Allein meine Einkünfte waren zu gering, um meine Ausgaben bestreiten zu können, daher war ich genötigt, mich einzuschränken und mit den Aufwärtern in gewissen Wirtshäusern einen Kontrakt einzugehen. Diese versprachen, mir Kunden zu verschaffen, wenn ich meinen Gewinst mit ihnen teilen wollte. Auf die Art hatte ich jede Nacht Gesellschaft und war jeder Kränkung, Gefahr und Mißhandlung ausgesetzt, die von Trunkenheit, Brutalität und Krankheit herrühren kann.

Wie elend ist der Stand einer Kurtisane, deren Geschäft darin besteht, alles zu dulden und gelassen hinzunehmen, was Raserei, Übermut und Wollust eingeben! Mein hoher Geist konnte sich noch immer nicht in sein niedriges Schicksal fügen noch ich mich auf den notwendigen Unterhaltungston für meine Galane stimmen. Mir ward es unmöglich, den Abscheu zu überwinden, den ich vor meiner Profession empfand und der sich aus meinem trüben Gesicht offenbarte. Ich wurde den Söhnen der Fröhlichkeit und der Schwelgerei so verhaßt, daß man mich öfters auf das unanständigste behandelte und sogar die Treppe hinunterwarf. Da die Boten sahen, daß ich ihren Wohltätern und Kunden zuwider war, so beunruhigten sie mich selten mit einer Einladung, und ich fand mich beinahe ganz verlassen. Um Lebensunterhalt zu gewinnen, war ich genötigt, meine Uhr, Ringe, Nippes und meine besten Kleider zu verkaufen.

Eines Abends saß ich und sann meinem Elend nach, als ich eine Botschaft aus einem Bordell erhielt. Ich verfügte mich in einer Sänfte dahin und wurde zu einem Herrn eingeführt, der wie ein Offizier gekleidet war. Wir hielten ein prächtiges Souper und tranken reichlich Champagner; darauf verfügten wir uns an den Ort, wo wir die Nacht verbringen wollten.

Wie ich am Morgen aufwachte, fand ich, daß mein Verehrer aufgestanden war. Ich zog den Bettvorhang weg und konnte ihn im ganzen Zimmer nicht gewahr werden. Dies beunruhigte mich ein wenig, inzwischen dacht ich, er könne wegen eines notwendigen Geschäftes hinausgegangen sein, und wartete eine volle Stunde auf seine Rückkehr. Sodann stand ich in der größten Verwirrung auf und zog die Klingel.

Der Aufwärter kam, fand die Tür verschlossen und bat mich, sie zu öffnen. Ich tat dies und bemerkte zu meinem großen Erstaunen, daß der Schlüssel inwendig geradeso steckte wie zu der Zeit, da wir uns niedergelegt hatten. Kaum erkundigte ich mich nach dem Offizier, als der Bursch mich mit einem bestürzten Blick anstarrte und rief: ›Wie, Miß, ist er nicht mehr im Bett?‹ Wie er dies untersucht hatte, rannte er in das benachbarte Kabinett und fand dessen Fenster offen. Aus diesem war der Abenteurer auf eine Mauer und von da in einen Hof gesprungen und entwischt.

Ich, die er im Stich gelassen hatte, sollte nunmehr nicht nur für die Rechnung, sondern auch für ein großes silbernes Trinkgeschirr und eine ebensolche Milchschale einstehen, die er mitgenommen hatte. Die Betroffenheit, worin ich war, läßt sich unmöglich beschreiben, wie ich mich als Mitgenossin eines Diebes verhaftet sah. Denn dafür hielt man mich und führte mich als eine solche vor einen Friedensrichter. Er nahm meine Verlegenheit für ein Merkmal der Schuld und ließ mich nach einem kurzen Verhör nach Bridewell schaffen. Zuvor hatte er mir den Rat gegeben, als Zeugin gegen meinen Komplicen aufzutreten und ihn anzugeben. Das wäre noch das einzige Mittel, mein Leben zu retten.

Ich glaubte nunmehr, daß die Rache des Himmels mich ergriffen habe und daß ich meine Laufbahn durch einen schimpflichen Tod endigen würde. Diese Vorstellung prägte sich meiner Seele so tief ein, daß ich verschiedene Tage hindurch meiner Vernunft beraubt war. Ich sei in der Hölle, bildete ich mir ein, und wäre von bösen Geistern geplagt. In der Tat bedarf es keiner sehr ausschweifenden Phantasie, um auf diese Idee zu geraten. Nichts auf Erden kommt den Vorstellungen, die ich mir von jenen unterirdischen Gegenden von jeher gemacht habe, so nahe als Bridewell. Dort sah ich nichts als Wut, Angst und Ruchlosigkeit, hörte nichts als tiefe Seufzer, Flüche und Gotteslästerungen. Mitten unter diesem teuflischen Schwarm war ich der Tyrannei eines Barbaren unterworfen, der mir Arbeiten aufgab, die ich unmöglich verrichten konnte. Dies Unvermögen bestrafte er sodann mit der äußersten Strenge und Unmenschlichkeit. Oft ward ich bis zur Ohnmacht gepeitscht und durch Geißelhiebe wieder aus derselben erweckt.

Während dieser unglücklichen Zwischenzeiten raubten mir meine Mitgefangenen alles, was ich an und auf mir hatte, meinen Kopfputz, meine Schuhe und Strümpfe. Nicht nur alle Notwendigkeiten, sondern selbst alle Nahrungsmittel fehlten mir, kurz, mein Elend hatte den höchsten Grad erreicht. Keiner oder keine von meinen Bekannten, denen ich meine Lage gemeldet hatte, wollten mir nur im allermindesten beistehen oder nur die geringste Notiz von mir nehmen; sie schützten vor, da ich als Diebin festgenommen sei, so könnten sie sich gar nicht mit mir einlassen. Mein Wirt weigerte sich, meine noch übrigen Kleider, um die ich ihn ersuchen ließ, herauszugeben, weil ich ihm noch eine Woche Miete schuldig sei.

Ganz von Elend niedergedrückt, geriet ich in Verzweiflung und beschloß, meinen Drangsalen und meinem Leben zugleich ein Ende zu machen. Deshalb stand ich mitten in der Nacht auf, wie ich alles rings um mich fest eingeschlafen glaubte, befestigte das eine Ende meines Schnupftuches an einem großen Haken in der Decke des Saals, woran die Hanfwaage hing, stieg auf einen Stuhl, machte aus dem anderen Ende des Tuchs eine Schlinge und steckte meinen Kopf durch, um mich so zu erhängen. Allein ehe ich den Knoten zurechtgelegt hatte, ward ich von zwei Weibspersonen daran verhindert, welche die ganze Zeit über gewacht und mich belauscht hatten.

Den Morgen darauf wurde mein vorgehabter Versuch allen Gefangenen bekanntgemacht und mit dreißig Peitschenhieben bestraft. Der Schmerz, wozu sich Enttäuschung und Schande gesellten, beraubte mich aller Sinne und stürzte mich in einen so heftigen Wahnsinn, daß ich mir mit den Zähnen alles Fleisch von den Händen riß und den Kopf gegen den Steinboden stieß. Man sah sich daher genötigt, mir Wächter zu geben, damit ich weder mir selbst noch andern fernerhin Schaden zufügen möchte.

Dieser Anfall von Raserei dauerte drei Tage; nach deren Ablauf wurde ich ruhig und trübsinnig. Das Verlangen, mir das Leben zu nehmen, hatte ich noch nicht verloren, und ich faßte den Entschluß, mich tot zu hungern. Zu diesem Zweck weigerte ich mich, nur die geringste Nahrung zu mir zu nehmen. Ich weiß nicht, kam es daher, daß sich niemand mir widersetzte, oder war die Natur zu schwach – genug, ich fand am zweiten Tage meines Fastens meinen Entschluß beträchtlich geschwächt und den nagenden Hunger fast unerträglich.

Unter diesen kritischen Umständen wurde ein Frauenzimmer in das Gefängnis gebracht, das ich gekannt hatte, als ich noch mit Horatio in Verbindung war. Sie befand sich damals mit mir auf gleichem Fuß. Hernach zerfiel sie mit ihrem Liebhaber, traf keinen wieder nach ihrem Behagen an und änderte ihre Lebensart. Sie legte unter der Menge Kaffeehäusern von Drury Lane eins an, wo sie rechtliche Mannspersonen mit Claret, Arrak und einem halben Dutzend Mädchen bewirtete, die in ihrem Hause lebten. Diese dienstfertige Matrone hatte es vergessen, einen gewissen Friedensrichter dafür abzufinden, daß er ihr durch die Finger gesehen hatte. Daher wurde sie während der Quartalssessionen angeklagt, ihre Herde verstreut und sie nach Bridewell gesetzt.

Dort war sie noch nicht lange gewesen, als sie mein Unglück erfuhr und zu mir kam. Sie bezeigte Mitgefühl und erkundigte sich näher nach meinem Schicksal. Als wir noch im Gespräch begriffen waren, trat der Zuchtmeister herein. Er sagte mir, der Mensch, um dessentwillen ich bisher hätte leiden müssen, wäre ertappt worden, habe den Diebstahl bekannt und erklärt, daß ich daran nicht im geringsten teilhätte. Deshalb solle er mich loslassen, und ich habe von dem Augenblick an meine Freiheit.

Diese Nachricht verbannte bei mir alle Todesgedanken und machte auf meine Gesichtszüge einen so ersichtlichen Eindruck, daß Mistreß Coupler – so hieß das anwesende Frauenzimmer – ihre Rechnung bei mir zu finden glaubte. Sie bot mir sehr großmütig an, mich mit allen Notwendigkeiten, woran es mir gebräche, zu versehen und mich in ihr Haus zu nehmen, sobald sie sich mit den obrigkeitlichen Personen würde verglichen haben.

Die Bedingungen ihres Anerbietens waren, daß ich ihr wöchentlich drei Guineen für meine Kost und außerdem eine mäßige Vergütung für den Gebrauch der Kleider und des Geschmeides zahlte, womit sie mich versorgen wollte. Dies Geld sollte von meinem ersten Verdienst abgezogen werden. Zwar waren diese Bedingungen hart, doch für eine Person ganz und gar nicht verwerflich, die hilflos und nackt in die weite Welt hinausgestoßen wurde, ohne einen Freund zu haben, der sich ihrer erbarmen und ihr beistehen wollte. Ich willigte daher in ihren Vorschlag; und da sie wenige Stunden danach losgebürgt wurde, so nahm sie mich in einer Kutsche mit nach Hause.

Mir fiel jetzt ein, daß ich ehemals durch zu sprödes und stolzes Betragen meine Anbeter abgeschreckt hatte. Ich bemühte mich deshalb, diesen Hang zu unterdrücken, und mein plötzlicher Glückswechsel gab mir so viel Lebhaftigkeit, daß ich mich beständig so einnehmend und munter betrug, als ich es nur immer imstande war. Da ich den Vorteil einer guten Stimme und Erziehung besaß, so stellte ich meine Talente fleißig zur Schau und ward dadurch bald der Liebling aller Gesellschaften.

Dieser gute Erfolg weckte den Stolz und die Eifersucht der Mistreß Coupler, die den Gedanken, verdunkelt zu werden, nicht ertragen konnte. Sie wollte sich aus ihrem Neid ein Verdienst machen und flüsterte ihren Kunden zu, ich wäre nicht gesund. Mehr als dies war nicht nötig, mich um meinen guten Namen und um mein Glück zu bringen. Jedermann vermied mich mit deutlichen Merkmalen des Abscheus und Ekels. In gar kurzem war ich so verlassen wie jemals. Der Mangel an Liebhabern zog den Mangel an Gelde nach sich; ich war nicht imstande, meine boshafte Wirtin zu befriedigen. Diese, die mir mit Bedacht bis auf elf Pfund kreditiert hatte, ließ einen Haftbefehl gegen mich ausfertigen und mich in ihrem eigenen Hause arretieren.

So voll von Leuten der Saal auch war, als der Gerichtsdiener hereintrat, so war doch keiner mitleidig genug, meine Verfolgerin weichherzig zu machen, noch viel weniger, meine Schuld zu bezahlen. Sie lachten vielmehr über meine Tränen, und einer von ihnen riet mir, nur guten Muts zu sein, es würde mir in Newgate nicht an Anbetern fehlen.

In ebendem Augenblicke trat ein Seeleutnant herein. Wie er mich in einer so schlimmen Lage sah, erkundigte er sich nach den nähern Umständen. Der vorerwähnte Witzling rief ihm zu, er sollte ja bei mir vorbeisteuern, denn ich wäre ein Brandschiff. ›Ein Brandschiff?‹ erwiderte der Seemann, ›weit eher eine arme [eine Zeile fehlt in der Scanvorlage. Re.] geraten ist, wie Ihr es seid. Wenn das der Fall sein sollte, so ist sie wohl eher hilfsbedürftig. Hör, Mädel, wieviel Schulden hast du?‹ Ich sagte ihm, daß sich meine Schuld auf elf Pfund beliefe, ungerechnet die Kosten für den Haftbefehl. ›Wenn das alles ist‹, sagte er, ›so sollst du diesmal nicht ins Kittchen kommen.‹ Damit zog er seine Börse heraus, zahlte das Geld hin und fertigte den Gerichtsdiener ab. Sodann wandte er sich zu mir und sagte, ich wäre in einen unsichern Hafen geraten und möchte mir künftig einen aussuchen, der bessern Ankergrund hätte. Zu dem Ende machte er mir fünf Guineen zum Geschenk. Diese ganz besondere Großmut rührte mich so sehr, daß ich nicht imstande war, ein Wort des Dankes aufzubringen. Als ich mich wieder erholt hatte, bat ich ihn um die Gefälligkeit, mit mir ins nächste Wirtshaus zu gehen. Hier erzählte ich ihm, was mein Unglück veranlaßt habe, und überführte ihn von der Falschheit des über mich ausgesprengten Gerüchts so lebhaft, daß er mir von dem Augenblick an seine Zuneigung schenkte. Wir lebten zusammen in großer Harmonie, bis er zur See gehen mußte, wo er in einem Sturm umkam.

Nachdem ich meinen Wohltäter verloren und den Überrest seiner Gütigkeit beinahe verzehrt hatte, sah ich mich in Gefahr, wieder in das vorige Elend zurückzusinken. Die Gerichtsdiener und Kerker, die mir in Aussicht standen, machten mir nicht wenig bange, als ein listiges Ding aus meiner Gilde zu mir kam und mir riet, in einer Gegend der Stadt, wo ich nicht bekannt sei, ein Logis zu nehmen und mich für eine reiche Erbin auszugeben. Durch diesen Kunstgriff könnte ich vielleicht einen Ehemann erwischen, der mir ein gutes Auskommen verschaffte oder schlimmstenfalls mich dadurch gegen das Gefängnis sicherte, daß er für alle meine Schulden haften müßte.

Ich gab diesem Plan meinen Beifall, und meine Gespielin lieh mir zu dessen Ausführung ihre Garderobe. Sie selbst übernahm die Rolle meines Dienstmädchens mit dem Vorbehalt, daß ich alles Ausgelegte zurückerstatten und sie anständig belohnen sollte, wenn meine List glücklich ausschlüge.

Sogleich wurde sie ausgeschickt, sich nach einer geeigneten Wohnung umzusehen; und sie mietete mir noch denselben Tag ein paar artige Zimmer in Parkstreet. Ich verfügte mich in einem blauen Reitkostüm, mit Silber besetzt, in einer Kutsche dahin, worauf sich unser beider Sachen befanden. Mein Mädchen wußte sich so geschickt zu benehmen, daß der Ruf, ich sei eine reiche Erbin und eben vom Lande hereingekommen, sich in der ganzen Nachbarschaft verbreitete.

Dies Gerücht führte einen Schwarm von lustigen, jungen Leuten zu mir; aber ich fand gar bald, daß sie insgesamt dürftige Glücksritter waren, die sich um mich versammelt hatten wie die Raben um ihre Beute, bloß in der Absicht, mein Vermögen zum Raube davonzutragen. Ich hielt jedoch den Schein von Reichtum so lange aufrecht, als ich nur immer konnte, in der Hoffnung, einen andern Bewunderer zu bekommen, der mehr in meinen Plan taugte. Endlich fesselte ich die Aufmerksamkeit eines Mannes, der imstande war, meine Wünsche zu befriedigen, und ich wußte es so gut einzurichten, daß der Tag zu unsrer Hochzeit festgesetzt wurde.

Während der Zeit bat er mich um Erlaubnis, einen seiner Vertrauten bei mir einführen zu dürfen. Ich konnte ihm diese Gefälligkeit nicht abschlagen. Den folgenden Abend erschien mit ihm der Freund, und ich sah zu meiner äußersten Kränkung und Bestürzung, daß letzterer niemand anders war als mein alter Liebhaber Horatio. Kaum erblickte er mich, so veränderte er seine Farbe. Jedoch hatte er Besonnenheit genug, sich mir zu nähern und mir, wie er sein Kompliment machte, mit leiser Stimme zu sagen, ich solle nur nicht bange sein, er würde mich nicht verraten.

Ungeachtet dieser Versicherung war ich doch nicht imstande, mich wieder so zu erholen, daß es mir möglich gewesen wäre, die beiden Herren gehörig zu unterhalten. Ich begab mich daher bald darauf, unter dem Vorwande einer heftigen Migräne, in mein Kabinett. Mein Verehrer, dem dies sehr naheging, nahm auf das zärtlichste von mir Abschied und begab sich mit seinem Freunde fort.

Ich überlegte meine Situation mit meiner Gefährtin. Sie fand, es sei nun die höchste Zeit zu flüchten, und zwar ohne alles Geräusch, weil wir nicht nur unsrer Wirtin, sondern auch verschiedenen Kaufleuten in der Nachbarschaft schuldig waren. Unser Rückzug wurde auf folgende Art bewerkstelligt. Wir hatten aus unsern Kleidern und unsrer beweglichen Habe kleine Pakete gemacht, welche das vermeintliche Dienstmädchen unter dem Vorwande, für mich Arzneien zu holen, zu verschiedenen Zeiten nach dem Hause einer Bekannten schaffte. Dort mietete sie auch ein Logis für uns. Mitten in der Nacht, als alles im Hause im tiefen Schlaf lag, begaben wir uns dahin.

Nunmehr sah ich mich genötigt, ein niedrigeres Spiel anzufangen und meine Netze nach geringen Bürgern und Handwerkern aufzustellen; allein diese Rasse von Leuten war zu phlegmatisch oder zu vorsichtig, um sich durch meine Künste und Reize fangen zu lassen. Endlich lernte ich Sie kennen und bot alle meine Geschicklichkeit auf, Sie zu bestricken. Nicht etwa, daß ich geglaubt hätte, Sie besäßen Vermögen oder hätten welches zu erwarten, sondern bloß, damit ich meine bisherige und künftige Schuldenlast auf einen andern wälzen konnte. Zugleich wollte ich mich an Ihrem Geschlecht dadurch rächen, daß ich einen davon unglücklich machte, der so viele Ähnlichkeit mit dem Buben hatte, welcher der Grund zu meinem Verderben war.

Doch der Himmel hat Sie vor meinen Fallstricken bewahrt. Durch die Nachlässigkeit meines Mädchens, die ausgegangen war, Zucker zum Frühstück zu holen, und die Tür zu verschließen vergessen hatte, machten Sie jene für Sie so glückliche Entdeckung. Die Person, die Sie in meinem Schlafzimmer erblickten, war ein Herr, den ich die Nacht zuvor, wie er mit einem recht fröhlichen Rausche nach Hause schwankte, gekapert hatte. Denn ich war damals in so schlechten Umständen, daß ich mich genötigt sah, bei der Dämmerung auf die Straße zu gehen, in der Hoffnung, Beute zu machen.

Als ich mich von Ihnen entdeckt und verlassen sah, war ich genötigt, mein Logis zu wechseln und zwei Treppen höher zu ziehen. Meine Gefährtin, die sich in ihren Erwartungen getäuscht fand, verließ mich, begann ihr Geschäft auf eigene Hand, und ich hatte nun keinen weitern Hilfsquell, als mich in der Dunkelheit wie eine Eule hinauszuwagen und mir einen unsicheren und unzureichenden Unterhalt zu verdienen.

Oft schlenderte ich ganze Winternächte hindurch zwischen Ludgate Hill und Charing Cross umher, nicht nur dem rauhen Wetter, sondern auch den wütenden Anfällen des Hungers und Durstes preisgegeben, ohne so glücklich zu sein, einen einfältigen Tropf aufzufinden. Dann kroch ich, beschmutzt und trostlos, in mein Bodenkämmerchen hinauf, schlich in mein Bett und versuchte, meinen Hunger und meine Sorgen im Schlaf zu begraben. Stieß mir auch mal ein Wüstling oder ein trunkener Handwerker auf, so mußte ich mir häufig die brutalste Behandlung gefallen lassen. Dessenungeachtet war ich genötigt, mich fröhlich und munter zu stellen, so betrübt und wehe mir auch zumute war und so vielen Widerwillen und Abneigung ich auch gegen meine Kunden empfand. Während dieser nächtlichen Abenteuer ward ich mit der Krankheit angesteckt, die mich mir selbst zum Abscheu machte und mich an jenen Ort trieb, wo Ihre Güte mich aus dem Rachen des Todes rettete.«

Aus der Erzählung des Mädchens leuchtete so viel Offenheit und Gefühl hervor, daß ich kein Bedenken trug, ihr jedes Wort zu glauben. Ich äußerte ihr mein Erstaunen über das mannigfaltige Elend, das sie in so kurzer Zeit – in einem Raum von zwei Jahren – erlitten hatte.

Sodann verglich ich ihre Lage mit der meinigen und fand sie tausendmal elender. Zwar hatte ich viel Ungemach ausgestanden; mein ganzes Leben war eine Kette von Widerwärtigkeiten gewesen, und der Blick in die Zukunft gewährte mir keine bessere Aussicht. Allein ich hatte mich nun schon daran gewöhnt, und so vermochte ich alles dies weit leichter zu ertragen. Schlug mir ein Plan fehl, so konnte ich zu einem andern und dann zu einem dritten greifen; konnte mich in tausend verschiedene Lagen finden, ohne der Würde meines Charakters so viel zu vergeben, daß ich ihn nicht wieder anzunehmen imstande gewesen wäre oder mich gänzlich den Launen oder der Unmenschlichkeit der Welt hätte unterwerfen sollen.

Sie hingegen hatte alle Süßigkeit des Wohlstandes gekannt; war unter den Flügeln eines liebreichen Vaters in all dem Wohlleben erzogen worden, worauf sie vermöge ihres Geschlechts und Ranges Anspruch machen konnte. Sie durfte, ohne ausschweifende Hoffnungen zu hegen, sich an der Aussicht einer zeitlebens ununterbrochenen Glückseligkeit weiden. Wie widrig, wie quälend, wie unleidlich mußte ihr daher der Umsturz ihres Glückes sein! Ein Umsturz, der ihr nicht nur allen äußeren Trost raubte, sondern auch selbst ihre Seelenruhe mordete und sie mit ewiger Schande überhäufte.

Ich tat den Ausspruch, das Metier eines sogenannten Freudenmädchens sei unter allen das beklagenswürdigste und sie die Unglücklichste aus dieser Klasse. Sie gab mir zu, meine Bemerkung sei im allgemeinen wahr; doch versicherte sie mir zugleich, soviel Ungemach ihr auch zuteil geworden sei, so wäre sie doch bei ihrer Profession noch nicht so unglücklich gewesen wie manche andere aus ihrer Zunft.

»Oft sah ich«, fuhr sie fort, »wenn ich um Mitternacht die Straßen durchzog, eine Schar halbnackter weiblicher Geschöpfe, voller Unsauberkeit, die in der Ecke einer dunklen Straße sich wie Schweine zusammendrängten. Darunter befanden sich verschiedene, die ich achtzehn Monate zuvor als die Günstlinge des Publikums gekannt hatte, wo sie in Überfluß schwammen und in der prächtigsten Equipage und in dem schönsten Anzuge daherglänzten.«

Dies plötzliche Sinken läßt sich in der Tat gar leicht erklären. Das Mädchen, das am meisten in der Mode ist, kann der Galanteriekrankheit, wie man sie zu nennen pflegt, sowenig entgehen wie die in einer dunkleren Sphäre. Sie teilt sie ihren Bewundrern mit, ihr Zustand wird bekannt, man vermeidet, man vernachlässigt sie und setzt sie außerstande, in ihrem bisherigen Aufzuge weiter zu erscheinen. Doch bemüht sie sich, denselben so lange wie möglich beizubehalten. Allein ihr Kredit hört auf, sie ist genötigt, sich einzuschränken und eine Nachtschwärmerin zu werden. Ihr Übel nimmt überhand, sie braucht Quacksalbereien und richtet sich damit zugrunde. Ihre Farbe wird fahl und sie jedermann zum Ekel. Dem Hungertode nahe, versucht sie, den Leuten die Taschen zu leeren. Man ertappt sie und bringt sie nach Newgate. Hier befindet sie sich unter den kläglichsten Umständen, bis sie endlich losgelassen wird, weil kein Kläger gegen sie erscheinen will. Niemand nimmt sie ins Quartier, da ihre Krankheit nun sehr gefährlich geworden ist. Sie fleht um Aufnahme in ein Hospital. Dort wird sie zwar wiederhergestellt, allein ihr Gesicht trägt die stärksten Spuren der Kur an sich. Man jagt sie sodann halbnackt auf die Straße hinaus. Sie muß sich nun den Liebkosungen der niedrigsten Klasse des Pöbels preisgeben, sieht sich genötigt, den wütenden Hunger und die grimmige Kälte mit dem gemeinsten Branntwein zu stillen, gerät in tierische Unempfindlichkeit und verfault zuletzt auf einem Misthaufen.

»Ich elendes Geschöpf«, schloß die Williams, »vielleicht stehen mir noch alle diese Schrecknisse bevor! – Nein, nein«, rief sie nach einer Pause, »dies äußerste Elend will ich nicht erleben. Bevor ich es dahin kommen lasse, soll lieber meine Hand mir einen Weg zur Rettung bahnen.«

Ihr Zustand erfüllte mich mit Sympathie und Mitleid. Ich schätzte ihre guten Eigenschaften, hielt sie mehr für unglücklich als für strafbar und pflegte sie mit solcher Sorgfalt und mit so gutem Erfolg, daß nach Verlauf von acht Wochen sowohl ihre als auch meine Gesundheit völlig wiederhergestellt war.

Wir dachten oft über unsre beiderseitige Lage nach und gingen darüber zu Rate. Bei näherer Prüfung fand es sich immer, daß keines von den tausend Projekten, die wir entworfen hatten, sich ausführen ließ. Wie gern wären wir in Dienste gegangen! Allein wer würde uns ohne Empfehlung angenommen haben? Endlich fiel ihr ein Mittel ein, das sie zu versuchen beschloß. Dies bestand darin: Sie wollte von dem ersten Gelde, das sie erwerben könnte, sich eine schlichte Bäuerintracht anschaffen, nach einem Dorfe, ziemlich weit von der Stadt, sich begeben und mit der Landkutsche als ein frisches Mädchen ankommen, das einen Dienst suchte. Auf diese Weise hoffte sie in einer Weise unterzukommen, die mehr zu ihrer Neigung paßte als ihr bisheriges Gewerbe.

Ich gab dem Entschlusse der Miß Williams Beifall. Einige Tage nachher kam sie als Schankmädchen bei einer von den Frauenzimmern in Dienst, die für sie in Marshalsea Zeugenschaft abgelegt. Dieser hatte einige Zeit darauf ein Weinhändler, dessen Liebling sie war, so viel Geld vorgeschossen, daß sie eine feine Taverne hatte aufmachen können.

Dahin begab sich nun meine bisherige Stubengenossin. Sie nahm mit einem Strom von Tränen und unter tausend Beteuerungen ewiger Dankbarkeit von mir Abschied. Zugleich versicherte sie mir, sie würde in ihrem jetzigen Posten nur so lange bleiben, bis sie Geld genug gesammelt habe, um ihren andern Plan auszuführen.


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