Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

V

In jenem Sommer kamen des öfteren Westfahrer durch die neue Ansiedlung gezogen. Es war eigen, diese Schifflein der Ebene zu beobachten. Die Wagen hatten ein Verdeck aus Segelleinen, das weiß in den hellgrünen Tag hineinschimmerte. Als Pünktlein wurden sie unter dem Osthimmel sichtbar. Hätte man's nicht besser gewußt, hätte man annehmen können, daß dort weit weg Möwen auf einer grünen Wiese säßen. Ließ man sich Zeit, genauer hinzusehen, dann wuchsen die weißen Wesen; sie kamen mit dem Tage herauf, – schwammen aus dem Dunst heraus; und jetzt erkannte man Wagen mit Pferden oder Ochsen davor, voller Menschen und Gepäck, und eine ganze Herde trottete hinterdrein.

Der Wagenzug karrte sich langsam an die Erdhütten heran und hielt; geschäftige Menschen stiegen aus, dehnten und reckten sich; Kühe brüllten, Schafe blökten. Da gab es mancherlei seltsame Trachten zu schauen und fremde Zungen zu hören. Immer war Leben und Bewegung dabei: sonnengebräunte Kinder nur in Hose und Hemd witschten zwischen die Gammen und sahen sich nach Spielgefährten um; Säuglinge wurden von leise summenden Müttern spazieren getragen; weißhaarige Greise und alte Weiberchen, die wohl besser daran getan hätten, sich im stillen auf eine ganz andere Fahrt vorzubereiten, waren mitgezogen und nahmen helläugig und schnellzüngig an allem teil. Emsig waren sie alle und höchst fragedurstig; fröhlich waren sie meistens, obwohl sie kein anderes Heim ihr eigen nannten, als ihren Wagen und den blauen Himmel darüber. Der Herrgott mochte wissen, wo alle diese Menschen herkamen und wohin sie wandern wollten! –

Solch ein Zug pflegte gerade nur so lange zu rasten, daß den Frauen Zeit blieb, Kaffee zu kochen und frisches Wasser zu schöpfen; freilich waren die Männer dann bei weitem noch nicht mit Forschen und Fragen fertig. – Es kam jedoch auch vor, daß sich eine Fiedel hervorwagte, Tanzweisen erklangen und ein Tänzlein geschwungen wurde; doch das war seltener der Fall; denn es gab zwischen Siedlern und Westfahrern allzuviel zu erörtern.

Wollten sie sich nicht hier in der Nähe niederlassen ? – Viel guter Boden sei vorhanden, es finde sich kaum besserer bis zur pazifischen Küste.

O nein, hier nicht, nicht gerad hier, – hier sei es schon so eng und dicht besiedelt, – sie müßten weiter nach Westen, – je weiter nach West, desto besser!

Die Wagen rollten über die stille Widde nach Westen weiter. Merkwürdig: sie schrumpften jetzt schneller zusammen, als sie beim Herannahen gewachsen waren. Die weißen Segel in dem dünnen Sonnendunst wurden immer winziger. Das Auge suchte den Abendhimmel ab, spähte, bis es tränte, – nichts war mehr zu sehen, – nein – nichts!

Regen und trübes Wetter hatten schon seit drei Tagen über den Prärien gelagert, weiße Nebelschwaden zogen, aus denen laue Tropfen stäubten. Am Abend des dritten Tages klärte es auf; der Nebel verschwand, rot und erhaben stand die Abendsonne am Westhimmel. Auf dem Ostufer des Baches, unweit des Bereichs der Solumbuben, kroch aus Norden ein einsamer Wagen heran. Niemand sah ihn kommen, plötzlich war er beim Bach angelangt. Die Beret molk draußen und gewahrte ihn zuerst. Beim Hereinkommen erzählte sie, daß die Solumbuben gewiß Gäste bekämen, und da mußten auch die anderen hinaus und schauen.

Der Sam und der Henry waren bei den Sogningern, – sie verbrachten jetzt meist die Abende dort mit dem Jungvolk.

Bald darauf kam der Wagen langsam den Hügel zum Per Hansen herauf. Zur Linken des einsamen Wagens ging ein gebückter, braunbärtiger, zerzauster Mann und lenkte; ein paar Schritt hinter ihm ein halberwachsener Bub; ein paar Kühe zottelten hinterdrein.

Der Zug fuhr bei der Gamme vor, wo ihn jetzt alle Bewohner erwarteten. Mit einer matten, verbrauchten Stimme fragte der Mann:

»Es trifft sich wohl nicht so gut, daß hier Norweger wohnen? – O nein, so viel Gutes läßt sich wohl kaum erwarten.«

»Wenn es das ist, wonach du aus bist, dann bist du an die rechte Schmiede gekommen,« lachte der Per Hansen; »jede einzige Gamme hier ist norwegisch.« Aber dann verging ihm das Lachen: der Mann da vor ihm sah aus, als steige er aus dem Grab oder wolle gerade hinein. »Auch du bist Norweger, höre ich?«

Ja, – o ja, – das sei er wohl. – Gehe es an, hier heute nacht zu rasten?

Freilich gehe das an, wenn sie vorlieb nehmen wollten.

Der Mann sagte nichts dazu; er ging zum Wagen und sprach ins Innere hinein:

»Kari, sieh jetzt halt zu, ob du nicht am Ende herauskommen magst, wir sind hier an Norwegerleut geraten.« Und als wäre er einem Widerspruch begegnet, setzte er hinzu: »Doch, gewiß, es sind Norweger, siehst du!«

Zuerst krabbelte ein magerer Bub hervor, etwas kleiner als der andere; darauf ein Mägdlein von ungefähr gleicher Größe wie der Bub; es half einem anderen Büblein, das kaum mehr als sechs Jahr alt sein konnte.

»Kommst du nicht selber, Kari?«

Es stöhnte unter dem Planhimmel.

Das Dirnlein kam zum Vater gesprungen.

»Die Mutter ist ja festgebunden, – weißt du's nicht mehr?«

»Nein – o doch – das ist wahr. – Nein, wart ein wenig; jetzt komme ich und helfe dir!« Der Mann kletterte auf den Wagen.

Am Per Hansen zerrte etwas unwiderstehlich; in zwei Sätzen war er auf der Wagendeichsel und sah hinein. – Da drin saß ein Weib auf einem Haufen Kleider und lehnte mit dem Rücken an eine große Auswandererlade; beide Hände waren ihr gebunden; von den Handgelenken liefen Schnüre zu jedem der beiden Seitengriffe der Lade. Das Weib war wie ans Kreuz geheftet. Der Per Hansen zitterte, daß er sich nur zur Not am Wagengestell festhielt, er fluchte in seinem Innern.

»Kannst du mir erzählen, Mann –!«

Der Mann hörte ihn nicht; er redete der Frau da drin zu: »Du arme Kari – alle hier sind Norweger. Und jetzt wird alles besser, sollst du sehen. Ganz gewiß!«

Er hatte ihr die Fesseln gelöst; die Frau kniete sich auf.

»Oh!« Sie faßte sich um den Kopf.

»Komm, ich helfe dir!« redete der Mann ihr freundlich zu und nahm sie hilfreich beim Arm; der Per Hansen sprang hinzu und stützte sie auf der anderen Seite.

»Ist es hier, Jakob?« stöhnte sie.

Die anderen hatten alles aus der Nähe mit angesehen. Jetzt trat die Beret herzu und legte den Arm um die Fremde; die beiden Frauen schauten einander in die Augen.

»Komm du jetzt nur mit mir mit!« sagte die Beret.

»Hier ist es ja doch aber auch nicht, Jakob!« jammerte die Fremde; sie folgte jedoch ohne Widerreden.

»Oh«, wimmerte der Mann, »das ist nicht einfach – nein, wahrhaftig nicht, nein.«

Er machte sich daran, das eine der beiden Pferde auszuspannen, der ältere Bub das andere.

Der Per Hansen sah ihnen zu, seine beiden Jungen wichen ihm nicht von der Seite. Da durchblitzte ihn ein Ausweg:

»Lauft hinüber zum Hans Olsen, Knäblein,« sagte er leise, »und bestellt ihm, daß er sich nicht legen dürfe, ehe ich heute mit ihm gesprochen habe! Nein, er soll nicht herkommen! – Und ihr könnt heut nacht gern dort bleiben, wir haben ohnehin das Haus voll, – lauft!«

Und dann ging er zu dem Fremden und fragte:

»Habt ihr denn keine Wandergenossen gehabt?«

»Nein, jetzt nicht. – Ja, ursprünglich sind wir ein Zug von fünf Wagen gewesen, – aber die andern sind vorausgefahren – sind sie nicht hier vorbeigekommen ? – Sie wollten in diese Richtung – o ja, sie sind halt irgendwo im Westen.«

Der Mann sprach mit langsamem, singendem Tonfall; es hörte sich so eigen an, so, als weine er und könne seiner Bewegung nicht Herr werden. Wo kämen sie her? – Seien sie schon lange unterwegs?

Oh, sie hätten sich jetzt wohl an die fünf, sechs Wochen herumgetrieben. – Übrigens seien die fünf Wagen gemeinsam in Houston-County gestartet –, seltsam, daß die andern hier nicht durchpassiert sein sollten? – Ihm schien, sie seien jetzt so lange unterwegs, daß sie bald ans Ende der Welt gelangen müßten.

»Sind die andern von dir weggefahren?« fragte der Per Hansen barsch.

»Ja, schau, die konnten nicht auf uns warten – ungewiß war es, wann wir nachkommen konnten. – Laß die Rösser nur laufen, John; nimm den Eimer und sieh, ob die Kühe etwas geben.«

Der Bub tat, wie der Vater ihm geheißen hatte; der Mann lehnte sich an den Wagen und schlug die Beine übereinander. Dann fuhr er fort:

»Du sagtest, wir könnten hier Obdach für die Nacht bekommen. – Wären wir nicht heute auf Menschen gestoßen, dann wäre gewiß ein Unglück geschehen. – Die arme Kari, – Weiberleut halten nicht allzuviel aus, siehst du.«

»Ihr müßt euch verirrt haben, daß ihr so weit von Norden herkommt?«

Der Mann schüttelte den Kopf: »Weiß nicht, wo wir in den letzten Tagen gefahren sind. Die Sonne bekamen wir nicht zu Gesichte.«

»Du hast keinen Kompaß bei dir?«

»Behüte! – Ich versuchte, mit einem Tau Richtung zu halten, aber dann war es zu steif von der Nässe.«

»Benutztest du ein Tau?«

»Ja, schau, wir banden es hinten an den Wagen, aber wir konnten trotzdem den Kurs nicht recht einhalten.«

»Hm, hm,« nickte der Per Hansen; der Mann gefiel ihm schon besser; »du bist also erfahrener Seemann?«

»Behüte! – Aber ich hab' gehört, so könnte man's machen.«

»Wo kreuztet ihr den Sioux?«

»Darüber weiß ich halt gar nichts. Wir kamen weit im Osten an einen Fluß, – ja, war das der Sioux? – Da suchten wir, bis wir eine Stelle fanden, die seicht genug war. Es war eine Wanderung durch die Wüste. – Doch wenn die Kari sich wieder erholt, mag alles dahingehen.«

»Ist sie, – ist sie kränklich, dein Weib?«

Der Mann wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Nach einer Weile sagte er:

»Körperlich fehlt ihr wohl nichts; aber du weißt, es kann sich gleichwohl – bisweilen – sonderbar arten, ja, also für eine, die Mutter ist. Wir mußten unser jüngstes Büblein im Osten lassen.«

»Nein, was sagst du!«

Der Mann fuhr sich wieder übers Gesicht; die Stimme war heiser:

»Da liegt er jetzt, der Paul – und war ein so vielversprechendes Bürschlein.«

Dem Per Hansen schnürte sich die Kehle zu. Wie das denn zugegangen sei, mußte er weiterfragen.

Der Mann wiegte den Kopf, sagte dann ein paar Worte – leise, heiser – wiegte wieder den Kopf, sprach wieder in singendem Ton, der eigentlich nur ein Weinen war:

»Wissen wir's denn, wie es zuging?– Keiner weiß, wie so etwas zugeht. – Er wurde halt unpäßlich – wir achteten des nicht viel, denn wir hatten dazu die Zeit nicht. – Da wurde er ernstlich krank. Wir waren gerade eine Tagereise hinter Jackson, und da nahmen wir ihn dorthin zurück. Die andern fuhren ihres Wegs –: es war ja doch zu ungewiß, wann wir hätten nachkommen können. Dann suchten wir uns einen Doktor und bekamen eine Medizin verschrieben; aber wir konnten uns nicht mit ihm verständigen, und ich glaube nicht, daß der Doktor verstand, was dem Büblein fehlte. – Ein wenig besser ging es ihm zwar hernach, sah ich – und übrigens auch die Kari, und so machten wir uns denn wieder auf den Weg. Ich sah aber bald, daß es keine Wendung zum Guten nehmen wollte. Ja, da fuhr ich halt auf Tod und Leben los; denn mir war darum zu tun, die Nachbarn wieder einzuholen. – Und eines Nachts erlosch sein Licht. – Das sind jetzt, ja, heute sind's fünf Nächte her.«

»Hast du, – hast du ihn mit im Wagen?« Der Per Hansen faßte den Mann stammelnd beim Arm.

»Nein!« schluchzte der Mann, »wir begruben ihn unter einem großen Stein. Ohne Sarg! Und die Kari nahm ihren allerbesten Kleiderrock. – Aber freilich« – er nahm sich wieder zusammen – »der Paul kann dort nicht liegenbleiben, ich muß ihn holen gehen, sobald ich zu den Nachbarn komme, – sonst geht es mit der Kari in den Abgrund. – Du siehst, ich habe sie in den beiden letzten Tagen binden müssen,« flüsterte der Mann heiser, »sie wollte immer vom Wagen und nach Osten zu dem Büblein zurück! – Ich glaube, sie hat schon über eine Woche keinen Schlaf gekostet.«

Der Per Hansen mußte sich am Wagen festhalten, so schüttelte es ihn.

»Ist sie geistesverwirrt?« fragte er flüsternd.

»Sie ist es nicht schlimmer, als wir andern alle – das glaube ich fest –; wenn sie nur erst wieder einmal schlafen könnte.

– Die Kari ist ein verständiges Weib, will ich dir sagen; aber es ist so eigen damit, wenn einem ein Kind stirbt – auf solche Weise.«

»Komm jetzt mit deinen Buben hinein!« rief der Per Hansen und begann umherzustampfen. »Wir haben ein Dach, und wir haben auch Essen!« –

Als sie in die Gamme kamen, sahen sie, daß Beret die Frau ins Bett gebracht hatte und jetzt um die Kranke bemüht war; – sie musterte die Eintretenden einen nach dem andern, dann fragte sie den Per Hansen:

»Wo hast du die Knaben gelassen?«

Er erzählte, daß er sie für die Nacht zum Hans Olsen geschickt.

»Das war wohl nicht nötig; wir hätten auch hier Platz für sie gefunden.«

Der Mann stand neben der Tür und sah zum Bett hinüber; er trat herzu, bückte sich und faßte die Hand der Frau: »Wie geht es, Kari?« fragte er leise in singendem Ton. »Ich glaube gar, du bist eingeschlafen?«

Die Beret schob ihn sachte zur Seite.

»Nein, wecke sie nicht. – Sie bedarf gewiß der Ruhe.«

»Das will ich meinen, – o ja. Denn schau, sie hat die ganze letzte Woche nicht geschlafen.« Der Mann schlich schnufzend zur Stube hinaus.

Als das Abendessen bereitstand, schlief die Frau noch immer. Die Beret bat, man solle sie sich ausruhen lassen: »Hier tut Schlaf mehr not als Essen,« sagte sie. – Sie selber wartete die kranke Frau, statt sich zu Tisch zu setzen, knöpfte ihr die Kleider auf, zog ihr die Stiefel aus, wusch ihr das Gesicht mit lauem Wasser; und die Frau schlief fest. – Darauf bestimmte sie die Nachtlager. – Der Mann solle mit den Kindern im Stall untergebracht werden; dort sei mehr Ruhe; sie selber werde sich der Frau annehmen, falls sie aufwache und etwas brauche. – Die Beret ordnete alles mit nur wenig Worten und ungewohnter Entschiedenheit an.

»Der Herrgott segne dich für all das Gute, was du uns tust!« sang der Mann müde. »Wir bedürfen wirklich der Ruhe – wirklich. – Aber du mußt durchaus die Tür gut abriegeln! – Und jetzt kommt, Kinder, daß Ruhe wird für unsere Wirte!«

Der Per Hansen schaute selber nach, daß alle im Stall gut zu liegen kamen, und ging dann wieder in die Stube; die Beret besorgte, auf dem Bette sitzend, den Säugling. Das Gössel hatte sie neben die fremde Frau gebettet.

»Hat sie dir erzählt, wie es ihnen ergangen ist?« fragte er leise. Die Beret warf einen Blick auf das andere Bett.

»Nur, daß sie eines der Ihren im Osten der Prärie hat begraben müssen. – Übrigens sprach aus ihren wenigen Worten mehr Verwirrtheit als Verstand.«

»Ja, es ist bös,« er blieb stehen, schaute zur Fremden und sagte dann: »Ich laufe schnell zum Hans Olsen hinüber; ich muß das mit ihm besprechen.«

»Ja?« fragte sie erstaunt, und ihm gefiel nicht, wie sie es sagte. »Glaubst du, der weiß besseren Rat als wir?«

»Nein, nein; aber wir müssen diesen Leuten helfen; – und wir können's nicht allein.« Er zögerte einen Augenblick: »Ich bin bald wieder da,« sagte er und ging.

Als er zurückkam, saß sie noch immer, wie er sie verlassen; sie wartete, bis er ins Bett gekommen war, schraubte dann die Lampe klein und legte sich, ohne sich auszukleiden.

Und dann ward es still in der Gamme; alles war von mattem Licht umflossen; wer wach lag, konnte die anderen atmen hören.

– Und die Beret glaubte noch mehr zu vernehmen als Atemzüge; hier war es heute nacht sehr lebendig; sie öffnete die Augen weit und schaute um sich. Sie hörte, daß auch er nicht schlief, und sprach ihn an.

»Hast du nach den Knaben gesehen?«

»Sie schlafen in der Sofie ihrem Bett.«

»Erzähltest du alles?«

»Ja, das kannst du mir glauben!«

»Was sagten sie dazu?«

Der Per Hansen stützte sich auf die Ellenbogen und sah zu der Gestalt im anderen Bett hinüber, – sie hatte sich, seit sie gekommen, kaum geregt.

»Oh, du weißt, das ist nicht einfach. »Wir müssen zusehen, einen Sarg zusammenzutischlern; – ihr Kind kann dort nicht verscharrt liegen bleiben!«

Die Beret schwieg, und da erzählte er ihr mit gedämpfter Stimme, was der Mann ihm berichtet. »Der ist übrigens ein rechter Tropf,« schloß er.

Sie hörte ihm zu, lag dann noch lange wach und starrte in die Luft hinein.

»Ja, ja,« sagte sie plötzlich hart, »jetzt können wir wohl verstehen, daß das nicht angeht; – das hier ist nichts für Menschen.«

Er wußte nicht genau, was sie damit meinte, wollte es nicht wissen, wagte es nicht heute abend. Aber dann sagte er mit starker Zuversicht: »Der Hans Olsen und ich werden die beiden morgen begleiten. Hätten wir bloß etwas, den Sarg daraus zu zimmern! Die paar Bretterenden, die ich noch liegen habe, reichen nicht weit. – Aber jetzt wollen wir versuchen zu schlafen. – Wecke mich, wenn du etwas hörst.«

Er kehrte sich auf die andere Seite; sie hörte, es dauerte lange, bis es ihm gelang, einzuschlafen. – Worüber mag er jetzt nachgrübeln, dachte sie. Ihr war es lieb, daß er wachte: heute nacht webte hier in der Stube so vielerlei. –


 << zurück weiter >>