Kurt Kluge
Der Herr Kortüm
Kurt Kluge

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Wunderbare Vorbereitungen

Klaus hatte gut gesprochen: knapp, sachlich, ruhig. Er schien überhaupt Begabung zum Reden zu haben: wenn er wirkliche Sachen vorzubringen hatte, sprach er kühl, ließ die Sachen wirken. Wenn er nichts zu sagen hatte, aber eine wirkungsvolle Ansprache halten mußte, redete er gewaltig, riß die Zuhörer mit sich fort und regte sich in ihnen auf, bis alle begeistert waren. Heute brauchte er weder zu schreien noch zu flunkern – wer solche Sachen vorzubringen hat wie er, kann sicher sein, daß die Zuhörer mit offenem Maul dasitzen und nicht mucksen.

Die Freitagsgesellschaft war erdrückt von seinen Worten. Die unerhörten Tatsachen lähmten Kufferts Breitmäuligkeit und auch Mickewitzens Goldwaagensinn. Nur Monich strahlte und hieb bei jedem neuen Satz auf den Tisch. Klaus sah heimlich Herrn Kortüm an: der würde sich jetzt schön aufblasen und die beiden Esperstedter fragen, auf hamburgisch fragen, ob sie nicht auch der Meinung wären, daß sie Wichte seien. Wichte, denen es einfach nicht gegeben sei, einen Herrn Kortüm zu begreifen.

Jedoch nein. Herr Kortüm verzog keine Miene. Herr Kortüm blickte in seine Papiere. Eigentlich war das doch alles selbstverständlich. Seit zwanzig Jahren wußte er, was in den kleinen Leuten da um ihn zu dämmern begann, seit jenem Osterabend, an dem er – der Sohn eines großen Hamburger Weltkaufmanns – zum ersten Male hier oben gestanden hatte. Er war eben von Übersee gekommen, aus Palmenwäldern, aus der Gesellschaft schwarzer, gelber und weißer Ehrenmänner, die Leben für Raub, Gewalt für Recht und Schurkenlüste für Tändelspiel ansahen: an dem Ostersonnabend hatte er hier oben gestanden, die Glocken im Tal gehört und dieses Gelände angesehen. Hier ruhen und hier andre gejagte Menschen ruhen lassen: streift euer Ameistum ab wie ein schmutziges Hemde, seht dieses Wolframsland und begreift das deutsche Inwendige – oh, Herr Kortüm verstand damals schon, die Dinge aus der richtigen Entfernung zu sehen. Hier ein Heim, eine Heilstätte bauen für schaffende Köpfe, die Ruhe brauchten für ihre Seelen. Und er war hingegangen und hatte kurzerhand den Wald und die Wiese und die Quelle gekauft. Er hatte gebaut und so lange hamburgisch und knapp mit all den gemütlichen Leuten um ihn herum gesprochen, bis er sie nahezu alle auf dem Halse hatte. Freilich waren dann böse Zeiten gekommen – Krieg, Pestilenz und teure Zeit. Aber seine Idee stand da, war wirklich geworden, ob die Ochsen sie begriffen 62 oder nicht. Was war das groß, was der grüne Schulmeister aus Besenroda da redete: Staatstheater, Künste und Wissenschaften würden hier oben erscheinen – er, Herr Kortüm, war längst da. Aber er würde die Herrschaften gern begrüßen.

Herr Kortüm erhob sich. Seine Gelassenheit benahm Kuffert beinah noch mehr als die Tatsachen des Schulmeisters. Der Porzellanmann sah ihn dumm aus runden Augen an. Der Apotheker zog die Luft durch die Zähne, begann zu rechnen und war auch still. Ganz still. Aber Herr Kortüm triumphierte auch jetzt nicht. Nur an seinen Schreibvorbereitungen sah man, daß er allerlei vorhaben mußte: vor ihm lagen dicke Mappen mit Papieren. An langer Kette baumelte ein goldener Bleistift auf seinem Bauche, und – was noch nie jemand an ihm erblickt hatte – in der Hand hielt er das Einglas, mit dem er einst die Speisekarte bei Pfordte studiert hatte.

»Meine Herren. Ich habe Herrn Schart beauftragt, Ihnen in einem kurzen Sachbericht das Notwendige zur Kenntnis zu bringen. Setzen Sie sich, Herr Schart. Ich halte den engeren Kreis des Schottenhauses, die Freitagsgesellschaft, für den gegebenen Mittelpunkt der nunmehr ins Leben zu rufenden Organisation. Die Herren sind einverstanden?«

Monich blickte Herrn Kortüm nur an, glücklich wie ein Kind. Sein rundes rotes Gesicht glänzte. Er hob den Zeigefinger senkrecht und machte zum Apotheker hinüber: Da, da, da! Kuffert hatte sich noch nicht so weit erholt, um überhaupt etwas zu sagen. Der Apotheker rechnete für sich: wenn er rasch, ehe die Sache bekannt wird, dem Nachbar Bohnensack die vier Fremdenzimmer abmietet – sie kosten jetzt fast nichts – hätte er mit seinem zusammen neun. Das Bett drei Mark . . .

»Also Sie sind einverstanden«, fuhr Herr Kortüm fort. »Erstens: Unterbringung der Festspielgäste. Sehr einfach: die Leute, welche zur Zeit des Festspiels für prominent gehalten werden, wohnen auf dem Schottenhaus. Herr Schart, Sie legen das Verzeichnis der Fremdenzimmer in Besenroda an. Herr Apotheker, Sie wollen Esperstedt übernehmen, ja?«

»Natürlich«, antwortete Mickewitz. Er warf bereits einige Zahlenreihen aufs Papier.

»Zweitens: die Bewirtung der Festgäste.« Herr Kortüm machte eine Pause, sah zum Fenster hinaus und strich in Gedanken die Weste glatt: »Da ich diese Frage allein ordne, ist kein Anlaß zur Besprechung.«

Die Fenster klapperten. Der Nordwind packte das Haus mit stürmender Faust und warf die Nebelmassen durcheinander. Die Luft 63 braute Grau in Grau. Herr Kortüm empfand wohl das Bedürfnis, ein wenig Farbe in diese Welt zu bringen. Er wollte, daß sich seine Umgebung wohlfühlte: »Trotzdem« – fuhr er fort – »will ich einige Andeutungen in Sachen der Beköstigung machen.«

Er suchte eine Mappe hervor und entnahm ihr einen Stoß Menükarten. Wie ein Kartenspiel breitete er sie auf dem Tische aus, er legte eine Patience mit abgegessenen Menüs. Im Nu war der Tisch zauberhaft mit bunten fröhlichen Blättern bedeckt. Klaus las: Rigi Kulm, Bremer Lloyd, Majestic, Palace Maloja, Belvedere. Über den Speisefolgen prangten in allen Farben Bilder von Palmen, schönen Frauen, blauen Meeren, Möven, Gletschern, Pyramiden . . . weißseidne Schuhe, dachte Klaus – o, Herr Kortüm ist wahrlich der Mann zu so was!

Der Porzellanfabrikant Kuffert war auch einmal mit seiner Frau im Foyer des Wiesbadner Theaters gewesen, und im Jahr drauf – es war in den guten Inflationsjahren, in denen man für einen angestoßenen Nachttopf eine Million ausgab – war er bis zum Gardasee vorgedrungen: ja, solche Dinger lagen da auch auf den Tischen. Bloß lesen konnte man sie nicht. Aber es war fein gewesen. Nur die Oberkellner hatten ihn beängstigt. Ob dieser Kortüm doch . . . Jetzt war Kuffert wieder so eingeschüchtert wie damals, als ihm ein Kellner etwas mit keinem Eßgerät zu Bewältigendes auf den Teller gelegt hatte . . .

»Hm«, sprach Kuffert, »paßt auf, das wird diesmal. Verdammig, ich glaube, Kort . . ., ich glaube, Herr Kortüm, der Felsenkeller kreditiert Ihnen glatt fünf oder womöglich sechs Hektoliter Helles. Un Hiebrich unten liefert die Sauerbraten –«

Eine Handbewegung Herrn Kortüms brachte ihn zum Schweigen.

»Ich habe geglaubt, Herr Schart hätte Ihnen ein ausreichendes Bild vom Charakter solcher Festspieltage gegeben. Anscheinend bestehen jedoch Unklarheiten über die Art, in der das Schottenhaus die Gesellschaft des Landes angemessen zu bewirten hat. Angesichts der zu erwartenden schweren Kunstgenüsse – hier finden keine Zirkusvorstellungen statt, Herr Kuffert – werde ich die leichteren Getränke in den Vordergrund rücken. Sie sehen hier die von mir bereits bestimmten feinblumigen Kreszenzen. Aber, meine Herren, vergessen Sie nie: es ist Winter! Die Herrschaften werden Kunst in achthundert Meter Höhe zu sich zu nehmen haben. Mit trockenem Schnee dürfen wir im Dezember leider nicht völlig sicher rechnen. Ich werde deshalb auch durchgreifendere Getränke auf die Karte nehmen müssen –«

»Ordentlich Grog von Rum ohne Wasser, hähä«, sagte Kuffert.

64 Monich nickte. Der Apotheker setzte hinzu: »Eine Liste von Punschessenzen stelle ich gern zusammen.«

Aber Herrn Kortüms Hand lag heute schwer auf der Freitagsgesellschaft. Er überhörte ihre Anregungen einfach: »Insbesondere die älteren Burgunder« – Klaus zog schnell den Kopf in die Schultern – »in erster Linie einige Macons« – Klaus richtete sich wieder auf – »kommen in engere Wahl. Speisen wird man nach der Aufführung. Herr Schart, ich mache Sie verantwortlich für die genaue Zeitangabe des Schlusses der Vorstellung. Aber auch vor Beginn, besonders in der großen Pause, wird man einen Imbiß nehmen wollen. Leichtere Sachen – aber meine Herren, wir befinden uns im Gebirge, wir haben schlechtes Wetter. Ich habe auch an gehaltvollere Zwischenspeisen zu denken. Salate, kalter Fisch, Pasteten – gewiß; ich weiß jedoch aus Erfahrung, daß gerade während seelischer Aufregungen allein die starken Sachen das innere Gleichgewicht wiederherstellen – denken Sie nur an Begräbnisse –«

Herr Kortüm fing nun an, eine Unzahl fremder Ausdrücke von sich zu geben, die nie jemand gehört hatte. Er sprach halbe Sätze französisch. Als er auf die starken Sachen zu reden kam, begann er einfach englisch zu sprechen.

Klaus wurde es angst. So großartig Herr Kortüm dastand und so wichtig es war, daß Konstanze einen guten Eindruck von Besenroda bekam – eins wußte Klaus besser: Titel mochten die Leute haben, daß einem das Wort im Halse stecken blieb, Hummern zum Imbiß aßen sie alle nicht. Klaus mußte heraus mit der Sprache, und zwar deutlich. Die Unternehmung durfte nicht mißglücken.

»Herr Kortüm, Sie irren.«

Herr Kortüm sah aus den Augenwinkeln auf den Besenrodaer Schulmeister hinunter und blätterte in seinen Aktenbündeln. Monich wurde böse: »Häh?«

Aber Klaus sprach weiter. Er habe von Wingen deutlich gehört, daß man das Volk für die Kunst gewinnen wolle. Auch die Bewirtung müsse volkstümlich sein.

Herr Kortüm regte sich immer noch nicht. Kuffert wurde um so lebendiger. Worte fand er noch nicht. Aber er stützte seinen Kopf wieder in die Faust und blies den Tabakrauch auf den Tisch.

Mickewitz hatte aufmerksam zugehört. Er hätte Herrn Kortüm gerne recht gegeben und dann mit Vergnügen erlebt, was aus diesem Aufwand würde – aber die Fremdenzimmer, aber die Essenzen und 65 vielleicht auch die Erkältungen, die schönen nassen Füße der Festspielgäste! Es durften keine Dummheiten gemacht werden. Hier ging es um ernste Belange: »Leider, verehrter Herr Kortüm, hat Herr Schart völlig recht. Solche teuren Sachen kauft heute niemand. Sie passen auch nicht zur heutigen Kunst.«

Nun wurde auch Monich bedenklich. Der Apotheker verstand was von der großen Welt. Kuffert aber sagte: »Das hab ich mir gleich gedacht. Wo solln denn die Leute alle herkommen, die das teure französ'sche Zeug essen. Nee, Kortüm: Schlackwurscht und ordentlich Butter drunter. Un Felsenkeller hell un dunkel un Kaffee un Schnäpse un fert'g.«

»Kortüm«, sagte Monich, »überleg's. Was Kuffert sagt, hat Hand un Fuß.«

»Herr Kortüm«, fügte Klaus hinzu, »ich weiß es: weder Senatoren noch Schauspieler, weder Professoren noch Räte haben Geld für sowas in dieser Zeit.«

»Außerdem« – Kuffert legte beide Arme breit auf die schönen bunten Menükarten – »is das je alles Nebensache. Jetzt guckt her, paßt auf, Ihr habt je die Hauptsache über der Fresserei vergessen. Kortüm, he, sagen Sie mal, wie bringen Sie denn die Menschen vom Bahnhof hier rauf zu Ihnen? Hä? Also, wir wolln sagen: 's schneit oder 's is Glatteis, 's is auch 'n bißchen Nebel so wie heute – so, un nu Ihr Steinbruch von Straße – he?!«

Kuffert glaubte, er hätte sich wiedergefunden. Er täuschte sich. Dieser Tag war noch nicht zu Ende.

Herr Kortüm lächelte und klopfte mit dem Einglas aus Hamburg auf den Tisch: »Herr Schart, auf meinem Schreibtisch liegt eine Rolle mit Zeichnungen. Darf ich Sie bitten, diese Rolle herzuholen?«

Seine Gäste ließ Herr Kortüm einstweilen sitzen, ging zum Fenster und sah in den Nebel hinaus. Klaus kam mit einer riesigen Papprolle zurück. Herr Kortüm entnahm ihr eine Zeichnung, die ausgebreitet den ganzen Tisch bedeckte.

Das schien eine selbstgezeichnete Landkarte zu sein. Ja, da lag Besenroda. Hier Esperstedt, das Schottenhaus. Der Besenrodaer Bahnhof war durch ein sechsfaches System roter Tuschlinien mit dem Schottenhaus verbunden. Das gleiche Netz verband Esperstedt mit Herrn Kortüm. Die Striche führten Nummern, und bei jeder Nummer stand ein Wort. Man las: 1. Schnupp, 2. Schnuck, 3. Schlund, 4. Schlupp, 5. Schwerenot, und bei Nummer 6 stand: Schluck.

66 Herr Kortüm überließ die Anwesenden zunächst ruhig dem Studium dieser Karte. Kuffert buchstabierte: »Schnupp, Schnuck, Schlund, Schlupp, Schwerenot und Schluck . . . häh? was'n das?« sagte er zu Monich. Aber Monich lächelte nur verschmitzt. Er schien Bescheid zu wissen. Mickewitz hatte nur einen kurzen Seitenblick für solche Torheit übrig. Klaus dachte an die weiße Seide der Julia von Capulet und empfand einen Stich im Herzen: mein Gott!

Inzwischen war Kuffert auf dem Strich »Schlund« mit seinem Finger entlanggefahren und an ein rotes Viereck gekommen, in dem man sechs längliche Ovale sah. »Sie wolln sich wohl ne Drahtseilbahn baun, Kortüm?«

Aber schon begann Herr Kortüm zu sprechen: »Meine Herren! Ist jemand unter Ihnen, der etwa noch nicht auf der Wartburg gewesen ist? Alle kennen sie – nun, dann wissen Sie Bescheid um den Aufstieg. Wer weder Fahrstraße noch Wagen benutzen will, aber doch nicht den steilen Fußpfad hinaufklettern mag, weil er alt ist oder müde – meine Herren, hat man wohl gewagt, den geweihten Berg zu schänden mit einer Mechanik? Mit Maschinen, welche schnurren, wenn Sie sich gerade vertiefen oder erheben wollen? Wie? Nein. Man hat es nicht gewagt. Wie aber kommen nun die Müden, die Schwachen, die Alten, die Gebrechlichen dennoch fern dem Staub der Wagen hinauf?«

Monich sah alle der Reihe nach an und fragte jeden einzelnen: »Womit, he?!«

»Dunnerwetter –«

»Etwa –«

»Nu sagen Sie bloß –«

»Ja, meine Herren. Ebenso wie die Wartburg überwindet das Schottenhaus die furchtbarste Straße, die Niedertracht der Gemeinden, die Minderwertigkeit des Straßenbauwesens – ja, ebenso wird Kortüm die erlesene Gesellschaft des Landes sanft wie auf seinen eigenen Händen den Schottenberg hinauftragen« – die Männer um den Tisch hatten sich aufgeregt erhoben und starrten ihn an – »genau so, wie die Müden auf die Wartburg schweben: auf Eseln, meine Herren!«

Herr Kortüm wußte vorher, daß er auf eine Antwort nicht gleich rechnen konnte. Klaus, Kuffert und Mickewitz waren sprachlos. Die Idee war völlig veraltet und völlig richtig. Wieder begann Klaus über das Geheimnisvolle der menschlichen Zusammenhänge nachzudenken – es schien wirklich so: solange die Erde in ihrer derzeitigen Verfassung durch den Äther weiterschwebt, hat Unsinn einen Sinn. Dem 67 Schulmeister leuchteten die Eslein als erstem ein: er hatte die meiste Sorge gehabt, und nun sah er Konstanze sanft und lächelnd über die furchtbare Straße auf einem Esel ins Theater schweben.

Herrn Kortüms weitere Darlegungen erwiesen tatsächlich die Ausführbarkeit; ja, die verblüfften Freitagsmänner erkannten, daß der Eselverkehr Besenroda–Schottenhaus–Esperstedt und zurück bereits gegründet war!

Die Worte an den sechs Strichen waren die Namen der sechs gekauften Esel. Die Tiere würden in der nächsten Zeit in Besenroda ankommen. Herr Kortüm verhandelte für die Festspieltage mit dem Eselhändler bereits wegen einer Verstärkung durch Mietesel.

»Wer hat denn die sechse bezahlt?«

»Mein Freund Monich, Herr Kuffert.«

»Nee, Monich –«

»Warum nich? 'n Esel is doch wertbeständig.«

»Mein Freund Monich ist vollkommen gesichert. Selbst wenn der Eselverkehr eingestellt werden müßte – Esel braucht man immer. Ein Esel verliert nie seinen Wert. Denken Sie sich die schlimmsten Wege aus: der Esel ist das einzige Wesen, das den Reisenden über jede Schwierigkeit wegbringt. Der Holzhacker Kersch hat im Winter keine Arbeit und wird die Wartung der Esel übernehmen.«

Nach einer Weile Nachdenkens nickte auch der Apotheker: »So geht's.«

Kuffert sagte kleinlaut: »Na Monich, wenn's einmal nich mehr geht, kannste je deine Esel neben die Pauke aufn Abtritt hängen.«

Klaus sah bewundernd den Schöpfer des Scherbenberges und des Eselverkehrs an: »Ist ein weißer Esel dabei?«

»Esel haben alle ein un dieselbige Farbe«, erläuterte Monich. »Drum kann man einen Esel so schwer vom andern unterscheiden.«

»Halt, Kinder!« schrie Kuffert, »habt Ihr denn auch dran gedacht, daß Ihr die Leute den Eseln nich so einfach aufn Buckel setzen könnt? Habt Ihr denn Sättel?«

Herr Kortüm sprach: »Selbstverständlich habe ich auch die Sattelfrage geregelt. Wie Sie wissen, hat der Zirkus Paulski in Erfurt pleite gemacht. Ich habe sechs schöne bunte Sättel wohlfeil kaufen können. Jeder hat eine andere Farbe, mit Goldtressen und kleinen Glöckchen dran.«

»Ist ein weißer dabei?« fragte Klaus versonnen.

»Nein, aber ein silberner.« 68

 


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