Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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[Montag 15. März]

Tausend Dank, verehrtester bester Geheimerath, fürs appetitliche Büchelchen: das übrige Anliegen will ich bestens besorgen.

Wenn nur einmal der Frühling Ihre Gartenthür wieder öffnen wollte um manchmal einen Versuch zu machen Sie lieben Nachbar einen Augenblick beim Nachtisch zu sehen. Mögen Sie sich indessen recht wohl befinden.

15t Merz 1814.

Ihre treue Verehrerin v. Stein.

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[Donnerstag 18. März]

Hier, bester Geheimerath, noch etwas zu dem was Herr v. Ziegesar einkassiert hatte der schon eher als ich gekommen war; die Herzogin hatte schon vorher auch einmahl 10 Conv:rh. an diese verarmte Familie gegeben, 18 Kopfst, sind vom Erbprinz, 3 K. von der Gräfin Henckel, und die warmen Strümpfe leg ich bei.

Es ist mir recht aufgefallen daß Ihr Herrmann schon vor 16 Jahren sagt, die Macht sollte gegen die Macht aufstehen, und erst jetzt gehen dem Geschlecht die Augen auf Möge Ihnen der heutige Sonnenschein recht wohlthätig sein.

18t Merz 1814.

v. Stein.

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[Freitag 19. März]

Die Frau Pastor Bechstätten, welche Herr von Ziegesar zu mir geschickt hat, um das von mir durch Ihre mitleidige Veranlassung eingesammelte abzuholen, fragt an, ob sie sich unterstehen darf, wie es ihr Herr v. Ziegesar geheißen, um 12 Uhr sich bei Ihnen nochmals zu melden, indem er es Ihnen so wie ich, das nur zwar wenig war, zuschicken würde. Adieu mein guter Geheimerath, Ihre treue Verehrerin

19 Merz 1814.

v. Stein.

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Tausend Dank allerbester Geheimerath für die liebe Gabe, ich werde es wie ein Heiligthum bewahren.

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Darf ich Sie bitten guter Geheimerath mir ein andermal Ihre Loge zu erlauben, ich habe heute eine unwiderstehliche Lust in meiner Stube zu bleiben.

Ihre sehr dankbare Verehrerin v. Stein.

65

Mit vielem Dank liebster Geheimerath nehme ich Ihr gütiges Anerbieten an und werde mich um ¾ auf sechs Uhr bereit halten.

v. Stein.

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Hier das verlangte. Ich habe mich ungern davon getrennt.

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[Freitag 29. Oktober]

Sie, sehr lieber verehrter Geheimerath! waren wie ich höre gestern in meinem Haus, und mich hatte leider die freundliche Sonne heraus gelockt, nicht ahndend, daß mir zu Haus ein freundlicher Besuch bescheert war. Ich freue mich daß Sie wieder bei uns sind, und hoffentlich sich wohlbefinden.

den 29t Oct. 1814.

Ihre treue Verehrerin
v. Stein.      

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[Sonntag 22. Dezember]

Tausend tausend Dank, allerbester liebenswürdigster Geheimerath, für den allerliebsten Witz auf dem zierlichen Blatt. Unter vielen liebreichen Geschenken, so ich diese Weihnachten bekommen, hat mich keins so gefreut als Ihr anmuthiger Dank für meine kleine Gabe, der Sie vermuthlich die Herzlichkeit angesehen und dafür mit eigner Handschrift belohnt Ihre Sie mit der Beständigkeit du siècle d'or verehrende Freundin

26t Dec. 1814 Abends 6 Uhr.

v. Stein.

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[Dienstag 25. April 1815]

Wegen meiner Unbeholfenheit im Schreiben schicke ich Ihnen Knebels Brief mit dem Auftrag an Sie, unterstrichen. Auch mich hat Ihr Epimenides sehr ergötzt, den mir Herr von Metting, der ihn recht zart und begeistert aufnahm, vorgelesen, wozu er einen guten Vortrag hatte. Mit vieler Verehrung wie immer

Ihre Stein.

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[Freitag] 5t Mai 1815.

Die Erbprinzeß von Mecklenburg ist mit einem gesunden Prinzchen in die Wochen gekommen und zwar den 2t Mai im schönen Frühling.

Sie haben mir erlaubt, lieber Geheimerath, Ihnen beiliegende Rechnung zuzuschicken. In Hoffnung der gestrige Aufenthalt im Garten, wozu ich Sie verleitet, werde Ihnen nichts geschadet haben, Ihre wie immer sehr verehrende Freundin

v. Stein.

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[Dienstag 27. Februar 1816]

Mein guter Geheimerath!

Ich habe meiner Schwägerin die englische Verse zugestellt, Ihr Zutrauen wird sie spornen, indeßen wird der Gräfin Reden das Einfachste, durch Ihren Geist dem Ruhenden ins Grab geflüstert, am willkommensten sein; morgen schreib ich dem Fritz daß Sie sich damit beschäftigen, es wird ihn freuen in dem Haus, wo man ihm viel Liebes erwies, die bevorstehende Erfüllung eines Wunsches melden zu können.

Nun noch meinen schönsten Dank für die vortreffliche Pastete, und noch für die Entsagung Ihrer Tischgenossen des besten zierlichsten Stücks davon den ganzen Deckel, ich habe ihn mit Gewissensbissen gegessen.

Mögen Ihnen die rauhen Lüfte nicht schaden, die mich unlieblich gestern in Belvedere angewehet haben.

27t Feb. 1816.

Ihre Sie verehrende Freundin
v. Stein.              

Bitte um die Rede beim Falkenorden, sie soll nicht aus meinen Händen kommen.

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[Anfang März]

Sie verzeihen, lieber Geheimerath, daß ich die Rede über den wohlerzognen Falken so lange behielt, ich konnte aber seit ein paar Tagen vor Kopfweh und Blindheit nichts lesen noch schreiben. Die Rede hat mich sehr ergötzt, ich danke Ihnen für die Mittheilung und möchte Sie den Gebenden benennen. Möge Ihnen der Falke immer gute Beute bringen.

v. Stein.

73

[Montag 21. Oktober]

Daß man die große Schöpfung in seiner innern kleinen Welt so oft drückend spürt, hindert mich, lieber Geheimerath, meinen gewöhnlichen Gang nach Ihrem Garten zu nehmen. Diesen beiliegenden Brief wollte ich, weil er unsren Freund Knebel angeht, Ihnen mittheilen, indem es erfreulich ist einen jungen Menschen der an vorzüglichen Dingen Antheil nimmt drinn zu finden.

Vielen Dank für das gestrige gute Gericht.

v. Stein.

74

[Freitag 22. November]

22t Nov. 1816.

Ich danke Ihnen, sehr verehrter Geheimerath, für die Anweisung zu den Mährchen, und werde es der Frl. Bose zuschicken; hier folgt das Buch zurück. Unserm Erbprinz werde ich sagen daß Sie der Brennspiegel gefreut, an welcher Freude ich um so mehr Antheil nehme da ich etwas Verdienst dabei habe wie Sie es sich vorgestellt. Wäre es nicht immer bös Wetter und ich selbst immer leidend an Augen und Kopf, so besuchte ich Sie in Ihrer Einsamkeit, so thue ich es nur in Gedanken.

v. Stein.


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