Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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1070

[Freitag 7. März]

Tausend Danck l. L. ich habe mich wieder herausgeschlafen wie gewöhnlich, und trage nur Leid um dich. Ich will doch ins Conseil gehn und dich also auch heute noch sehen. Mit den Buchstaben fürcht ich ist es zu spät wir wollen sie gewähren lassen. Adieu.

d. 7. März 1783.

G.

1071

[Sonntag 16. März]

So lang ich heute schon das Licht der Sonne sehe denck ich an dich und verlange nach dir. Ich will noch vor Tische spazieren lauffen und dich dann aufsuchen, es ist kalt und schmutzig drum mag ich dir nicht zumuthen mitzugehen. Lebe wohl meine beste.

d. 16. März 83.

G.

1072

[Montag 17. März]

Will meine Lotte mir ietzt ein freundlich Wort sagen, und gegen Mittag mit mir spazieren gehen; so werde ich bis dahin mit Vergnügen Ackten lesen. Fühlt sie wie mein ganzes Wesen sie sucht und nach ihr verlangt? Adieu Geliebte! Wie erfreulich war mir noch gestern Abends dein Anblick.

d. 17. März 1783.

G.

1073

[Dienstag 25. März]

Hat meine Geliebte das Übel gänzlich verschlafen und ist sie zu meinem Wohl vergnügt erwacht. Willst du heute Nach Tische den schädlichen Tranck bey mir einnehmen; so bringe mit wen du willst. Abends gehn wir zu Felgenhauers. Sage mir etwas liebes zum stürmischen Morgen. Schicke mir Fritzen zum Essen, ich habe ein Spielwerck für ihn. Adieu geliebte!

d. 25. März 83.

G.

1074

[Sonntag 30. März]

Mein Hals hat sich diese Nacht nicht verbessert, ich will versuchen zu Hause zu bleiben.

Wollte meine Geliebte Thee bey mir trincken mit der kleinen allenfalls der Seckendorf. Abends gäb ich euch zu essen und die Männer kämen von Hofe. Sage mir ein Wort und liebe mich. Es ist das einzige was mir zur Gesundheit dient.

d. 30. März 83.

G.

1075

[Sonntag 30. März]

Es ist mir als wie unmöglich daß ich iemanden einladen solle wenn ich nicht gewiß weis daß du kommst. Ich bitte dich auch zu Hause zu bleiben und dich zu warten, denn es könnte immer schlimmer werden. Ausser den andern Übeln trennt uns auch noch die Glätte, sonst liesse ich mich wohl gegen Abend zu dir tragen. Laß mir manchmal wissen wie dir es ist. O was traurige Tage die uns trennen. Ich lese indess alte Ackten aus denen ich zwar klüger aber nicht glücklicher werde.

G.

1076

[Mittwoch 2. April]

Es thut mir herzlich leid daß dir ein so schöner Tag verdorben wird. Hab ich dich aber nicht so offt gebeten wenn so etwas vorkommt es mich selbst machen zu lassen, und du wirst immer gestrafft wenn du es nicht thust. Ich komme bald es wird wohl wieder herzustellen seyn. Liebe den bleibenden.

d. 2. Apr. 83.

G.

1077

[Donnerstag 3. April]

Du sagst mir nicht ob du wohl bist und auch zur Herzoginn gehst. Ich sehe dich noch vor zehen. lebe wohl du beste um derentwillen ich gerne alles thue, leide und trage, die mir meinen gegenwärtigen Zustand glücklich macht und mir ieden allein glücklich machen würde.

d. 3. Apr. 83.

G.

1078

[Sonnabend 5. April]

Schon lange wach ich und dencke an dich und bin bey dir. Mich dünckt dein versprochen Zettelchen bleibt zu lang aus. Sage mir daß du immer gleiche Neigung zu mir fühlst. sage mir daß du mir ewig bleiben willst. Ich komme bald und habe mir ausgedacht in meinem Garten zu arbeiten, um so bald es möglich bey dir vorbeyzugehn.

d. 5. Apr. 83.

G.

1079

[Sonntag 6. April]

Tausend Danck für deinen Morgengrus und Tausend Grüse zurück. Ich will nach meinem Garten gehn und in der schönen Sonne dein gedencken. Wenn du aus der Kirche kommst sage mir ein Wort. Du mußt dich frisiren lassen und heute Abend nach Hofe. Ich freue mich also nur auf die Stunden des Abendessens. Mir ists wohl. Heute Nacht sah ich ein Nordlicht in Südost, wenn nur nicht wieder ein Erdbeben gewesen ist, denn es ist eine auserordentliche Erscheinung.

d. 6. Apr. 83.

G.


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