Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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1520

[Dienstag 24. Januar]

Ich befinde mich wohl und gehe mit besserem Zutraun. Lebe wohl ich nehme dich im Herzen mit.

Hier der Schlüssel der alle deine Papiere beschließt. Liebe mich ich bin dein.

Wahrlich bin ich an der Operette kranck, denn ich habe schon heute früh daran schreiben müssen.

d. 24. Jan. 86.

G.

Ich schicke dir den Ring, laß mir ihn doch machen.

1521

[Gotha, Donnerstag 26. Januar]

Nun muß ich meiner Liebsten ein Wort sagen. Ich bin über Hoffen wohl und es geht mir recht gut. Die Herzoginn sieht übel aus und spricht sehr heiser. Des Abends wird gelesen und man scheint mit mir zufrieden, der Wind saußt entsezlich auf dem Schlosse, und bläst mein ganzes Zimmer durch, so daß ich am Ofen sitze, an der einen Seite brate, an der andern erstarrt bin.

Der Theater Calender, den ich gelesen hat mich fast zur Verzweiflung gebracht; noch niemals hab ich ihn mit Absicht durchgesehn, wie ietzt und niemals ist er mir und sein Gegenstand so leer, schaal, abgeschmackt und abscheulich vorgekommen.

Man sieht nicht eher wie schlecht eine Wirthschafft ist, als wenn man ihr recht ordentlich nachrechnet und alles umständl. bilancirt. Mit der desolantesten Kälte und Redlichkeit, ist hier ein Etat aufgestellt woraus man deutlich sehen kann daß überall, besonders in dem Fache das mich iezt interessirt, überall nichts ist und nichts seyn kann. Meine arme angefangne Operette dauert mich, wie man ein Kind bedauern kann, das von einem Negersweib in der Sclaverey gebohren werden soll. Unter diesem ehrnen Himmel! den ich sonst nicht schelte, denn es muß ia keine Operetten geben. Hätte ich nur vor zwanzig Jahren gewusst was ich weis. Ich hätte mir wenigstens das Italiänische so zugeeignet, daß ich fürs Lyrische Theater hätte arbeiten können, und ich hätte es gezwungen. Der gute Kayser dauert mich nur, daß er seine Musick an diese barbarische Sprache verschwendet. Unglücklicher Weise habe ich den Pariser Theater Almanac auch hier gefunden, von dem der deutsche eine deutsche Nachahmung ist. Du kannst dir das Elend dencken, Seckendorfs Prolog des Improvisatore, Vulpius Lob Gedichte auf Herrn Kurz und Mad. Ackerm[ann] ein Prolog von Kozebue auf dem Jen[aischen] Bubentheater machen die Gedichte aus. Mit den Exkrementen der Weimarischen Armuth würzt Herr Reich[ard] seine oder vielmehr die deutsche Theater Miserie.

Lebe wohl. Ich habe niemanden als dich dem ich meinen grosen Verdruß klagen kann. Ich lese nun meine Sachen hier vor und schäme mich von Herzen indem man sie bewundert und darf nur gegen den Prinzen meine Herzensmeynung sagen, der sehr brav und sehr Kranck ist.

Lebe wohl. Liebe mich ich bin ganz und gar dein, du musst mir eben alles ersezen, ich halte mich an dich.

G. d. 26. Jan. 86.

G.

Grüse Stein und Fritz.

Ich komme wohl erst Sonntag Abends, da mich der Gen[eral] Sup[erintendent] so gedultig anhört, denn er ist alle Mittag und Abend da; so muß ich auch so höflich seyn und ihn hören. Nach der Kirche sez ich mich ein und fahre fort.

G.

1522

[Weimar, Montag 30. Januar]

Du bist sehr lieb sagst mir aber nichts von deinem Befinden. Ich freue mich dich zu sehen und dir allerley zu erzählen, wozu man allein seyn muß.

d. 30. Jan. 86.

G.

Dancke für's Frühstück.

1523

[Mittwoch 1. Februar]

Was macht meine Beste?

Ich werde dich heute nicht sehen. Durch meine Abwesenheit bin ich sehr zurückgesezt. Mein erster Rechnungs Monat ist um und ich muß heute Abend nothwendig arbeiten und rechnen.

Lebe wohl sage mir etwas guts.

d. 1. Febr. 86.

G.

1524

[Freitag 3. Februar]

Ich erkundige mich ob m. Geliebte in die Gesellsch. geht? Wonicht, so komme ich gegen sieben.

Schicke mir den Schlüssel den ich dir aufzuheben gab. Ich bin wohl und grüse dich herzlich.

d. 3. Febr. 86.

G.

1525

[Freitag 3. Februar?]

Meiner besten wünsche ich einen guten Abend und hoffe sie, wenn sie aus der Gesellschafft kommt zu sehen. Da ich einmal in Geschicke bin will ich noch fleisig seyn. Lebe wohl. Sage mir ein Wort.

G.

1526

[Freitag 6. Februar]

Hier Geliebte den Brief wie er an Carlen abgehn soll. Heut Abend seh ich dich beym Thee und freue mich deiner.

d. 6. Febr. 86.

G.

1527

Ich dancke dir liebe, und komm noch zu dir. Fritz war heute so lange artig bis er sah daß ich nicht nachgeben wollte. Es bleibt beym Sonnabend, auch nicht den Donnerstag wenn dies der eine Tag seyn sollte. ich erkläre mich drüber näher.

Lebe wohl.

G.

1528

Es ist mir um so mehr leid daß du heute Abend nicht allein bist, da ich morgen Abend Probe bey der Herzoginn habe.

Willst du um 12 Uhr spazieren gehn so komm ich. Ich liebe dich herzlich.

G.

1529

[Sonntag 12. Februar]

Laß mich hören meine Gute was du machst? und was du heute vorhast. Ich sollte heute Abend in das Conzert wenigstens um die neue Parforce Horn Symphonie zu hören, wenn ich meine Cour machen wollte. Lebe wohl. Liebe mich! Wie hast du geschlafen?

d. 12. Febr. 86.

G.


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