Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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1060

[Montag 3. Februar]

Es that mir sehr wehe dich nicht zu sehen. Die Kleine ist um sieben Uhr weg nachdem wir gar artig Thee zusammen getruncken. Dann kam Ludekus mit einer Nachricht die den garstigen Handel verschlimmert. Mein Herz heist mich dich noch zu sehen und doch mögt ich nicht gern in das Feuchte. Gute Nacht liebe Lotte erwache mir morgen gesund, ich mag nicht leben wenn du nicht wohl bist. Adieu tausendmal und Danck für's Zettelgen.

d. 3. Febr. 83.

G.

1061

[Dienstag 4. Februar]

Noch konnte ich keinen Augenblick finden dir meine Freude zu sagen daß du wohl bist. Leider stört uns heute die Ankunft der Herrschafften und man wird Abends auf dem Piqnick erscheinen müssen. Auf alle Fälle seh ich dich. Und hole Erholung denn es stürmt wieder einmal scharf auf mich zu. Adieu Lotte Adieu liebe. Gedencke mein.

d. 4. Febr. 83.

G.

1062

[Freitag 7. Februar]

Schon am frühen Morgen muß ich um deine Liebe bitten und fragen. Mein Vorsaz zu Hause zu bleiben wird wohl nicht ausgeführt denn schon verlangt mich dich zu sehen. Wenn ich es nur einen Augenblick könnte wollte ich gerne wieder an meine Arbeit gehn. Lebe wohl. Laß mich eine Zeile deiner Hand sehen und bleibe meiner Liebe versichert.

d. 7. Febr. 83.

G.

1063

[Sonnabend 8. Februar]

Guten Morgen Geliebte! Wenn du wüsstest wie artig du in deiner Gestrigen Gestalt im Traume und vor meiner wachenden Seele vorbeygleitest, du hättest selbst ein Vergnügen das Kleidgen angezogen zu haben. Lebe wohl. Diesen Abend bist du bey mir. Stein kommt doch auch.

d. 8. Febr. 83.

G.

1064

[Montag 17. Februar]

Gestern Abend nahm ich mir es recht übel daß ich aus Übereilung mich mit deinem Bruder wegzufahren einlies. Wie sehnlich verlangte mich da ich in der Kutsche sas dir noch ein Wort zu sagen, und wäre es früher gewesen, ich wäre wiedergekommen. Heute muß ich vielerley thun, schreibe mir wie du deinen Tag eintheilst, und lebe wohl.

d. 17. Febr. 83.

G.

1065

[Donnerstag 27. Februar]

Sey mir ia wohlthätig L. denn du kannst es alleine von Grund aus seyn. Ich dancke dir für dein freundlich Wort. Ich will in die Gesellschafft gehn und freue mich drinne deines Anblicks. Nach der Musick Probe seh ich dich. Lebe wohl, beste.

d. 27. Febr. 83.

G.

1066

Ich size mitten in allerley Arbeit und komme so bald möglich. Bleibe mir! bleibe mir!

G.

1067

[Sonnabend 1. März]

Wenn dir nur dein Wesen selbst so wohlthätig wäre als es mir ist. Heute früh schrieb ich an meinem Stücke. Diesen Abend um sechse bin ich bey dir. Morgen trinckst du entweder Kaffee oder Thee bey mir, Nachdem ich den Schöpsenbraten mit dir verzehrt habe. Deine Mährgen träum ich wachend und schlafend sie sind das einzige was mir noch von irrdischen Dingen den Kopf verrückt. Adieu beste. Liebe mich, ich lebe in dir.

1. März 83.

G.

1068

[Sonntag 2. März]

Hier schick ich dir Geliebte die Liste meiner Thee Gesellschafft, wir wollen das Schiff heut Abend bey mir sehen. Sage ob ich noch iemand nehmen soll.

Auf den Mittag freu ich mich und will diesen Morgen noch fleisig seyn.

An Meinem Stück hab ich gearbeitet. Es zieht sich in's weite und kriegt mehr Cörper. Ich werde aber auf keine Weise fertig.

2. März 83.

G.

1069

[Mittwoch 5. März]

Mit Freuden meld ich daß meine zwey ersten Ackte fertig sind, mich verlangt dir zu lesen was du noch nicht gehört hast.

Hier ein Brief von Knebel. Was sagst du zu seinem Vorschlag. Es ist doch ein recht guter Mensch.

Daß ich den Reinicke Fuchs kriege freut mich kindisch.

Sag mir was thust du heute. Die Herzoginn sagte mir ich sollte zu ihr kommen.

Die gestrige Redoute ist mir wohl bekommen. Daß doch die Unordnung dem Menschen noch gut thut. Wie ist dir's. Adieu. Fahren wir etwa ein wenig spazieren.

d. 5. März 83.

G.


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