Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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1796-1826

1654

[Jena, Mittwoch 7. September 1796]

Sie erhalten, liebe Freundin, ein ostensibles Blatt um es allenfalls der Herzoginn zu zeigen; ich habe wie Sie sehen werden, in Absicht auf die Stelle meine Meynung geändert, und der Vorschlag hat so mehr Gestalt. Ich glaube aber nicht daß etwas zu wircken ist, der H[erzog) hat vor solchen Planen einen natürlichen und raisonnirten Abscheu. Indessen muß die Sache zur Sprache kommen und man thut wenigstens einen Vorschlag zum Gegengewicht gegen jene Anträge.

Man wird sich weigern etwas festzusetzen, der Assessor wird in preusische Dienste gehen und die Sache wird mit einigen kleinen Unannehmlichkeiten abgethan seyn.

Bei mir ist Friz ganz entschuldigt, wer gerne leben mag und ein entschiedenes Streben in sich fühlt, einen freyen Blick über die Welt hat, dem muß vor einem kleinen Dienst wie vor dem Grabe schaudern. Solche enge Verhältnisse können nur durch die höchste Consequenz, wodurch sie die Gestalt einer großen Haushaltung annehmen, interessant werden.

Hierbey liegt auch ein Brief an Fritz, ich weiß ihm nichts weiter zu sagen, denn, wie ich Ihnen schon eröffnet habe, glaube ich daß die Sache gemacht ist.

Leben Sie recht wohl, erlauben Sie, wenn ich zurückkomme daß ich weiter hierüber spreche. Erlauben Sie auch ferner meinem armen Jungen, daß er sich Ihrer Gegenwart erfreuen und sich an Ihrem Anblick bilden dürfe. Ich kann nicht ohne Rührung daran dencken daß Sie ihm so wohl wollen.

Jena d. 7. Sept. 1796.

G.

1655

[Weimar, Sonnabend 29. oder Sonntag 30. Oktober]

Diese Tage gedachte ich Ihnen aufzuwarten, über Fritz das weitere zu sprechen und, wenn es noch die Absicht ist, die verlangten Sachen einpacken zu helfen. Nun werde ich nach Ilmenau gerufen, wo ich etwa acht Tage bleiben und mir nach meiner Rückkunft die Erlaubniß erbitten werde Sie zu besuchen. Hier bringt indeß der kleine Bote 3 Stücke Horen, wenn Sie etwa die Fortsetzung des Cellini lesen und sie Ihrem HE. Sohn nach Kochberg schicken wollen.

Geben Sie dem Kleinen noch einen freundlichen Wunsch auf die Reise, ich will ihn mitnehmen. Leben Sie recht wohl.

G.

1656

[Sonnabend 26. April 1800]

Ausser dem Don Quichote überschicke ich noch einen Band, der Ihnen manches Vergnügen machen wird.

Die Buchstaben welche beyliegen haben Sie die Güte nach Breslau zu schicken. Es soll mich freuen meinem alten Freund dadurch einen kleinen Dienst zu erzeigen. Die Zeiten der Inschriften muß man nutzen solange sie dauern.

Da mein Übel nur eine Unbequemlichkeit ist, so kann man es wohl gar am Ende gewohnt werden. Ich wünsche zur schönen Jahreszeit das beste Befinden.

W. d. 26. Apr. 1800.

Goethe

Die wohleingepackten Buchstaben bitte nicht zu eröffnen, vielmehr beym Versenden noch einmal mit einem starcken Papier zu umschlagen.

1657

Hier, meine beste Freundinn, der liebe Brief, den ich solange schuldig geblieben. In Hoffnung baldiger Begegnung!

G.

1658

[Dienstag 12. Mai 1801]

Mit Vergnügen werde ich, diesen Nachmittag um vier Uhr, Ihnen und Fr. v. Seckendorf aufwarten.

d. 12. Mey 1801

Goethe.

1659

[Dienstag 2. Februar 1802]

Mögen Sie mir, verehrte Freundinn, den Theil der Florianischen Wercke zusenden, in welchen die Arlekins die Hauptfiguren kleiner Stücke vorstellen?

W. d. 2. Febr. 1802.

Goethe

1660

Man sollte nicht so lange allein bleiben, man versenckt sich in gewisse Interesses die den ganzen Geist einnehmen und wenn man in die Welt, ja zu Freunden kommt; so sieht man daß aussen keine Spur vorhanden ist von dem was uns innerlich beschäftigt und daß man sein eigenstes gerade am wenigsten anknüpfen kann. Diese Reflexion zur Antwort Ihres freundlichen Billets. Sehen wir Sie heute? Es werden gute Sachen vorgetragen.

G.

1661

[Dienstag 24. Januar 1804]

Der gute Kriegsrath meldet mir seine Verlobung, wozu ich von Herzen Glück wünsche. Mögten Sie vielleicht da es ein so schöner Morgen ist mich etwa um eilf Uhr mit Fr. v. Helvig besuchen und erlauben daß ich Ihnen, im kleinsten Zimmer meines Hauses, die für politische und Kunstgeschichte sehr intressante Münzsammlung vorzeige.

d. 24. Jan. 1804.

Goethe.

1662

[Mittwoch 28. März]

Mögen Sie, liebe Freundinn, mich morgen früh um eilf Uhr besuchen; so machen Sie mir ein sehr großes Vergnügen. Ich empfange Sie in meinen vorderen Zimmern und bitte im Wagen zu kommen. Der Weg durch den Garten ist seit dem letzten Schnee nicht prackticabel. Will noch irgend eine Freundinn von der Parthie seyn; so ist sie mir willkommen. Ich habe einiges interessante neue von Kupferstichen vorzuzeigen. Einen himmlischen Claude Lorrain.

d. 28. März 1804.

G.

1663

[Donnerstag 5. April]

Es ist mir doch heute das Vergnügen gegönnt Sie und Frau v. Helwig um eilf Uhr bey mir zu sehen.

W. d. 5. Apr. 1804.

G.

1664

[Freitag 6. April]

Nebst einem schönen guten Morgen folgen hier die engl. Miscellen. Sie communiciren doch dieselben unsrer verehrten Herzoginn.

d. 6. Apr. 1804.

G.

1665

[Montag 9. April]

Für die Mittheilung des artigen Briefs dancke recht sehr. Es ist mir als ob ich die Freundinn vor einem Berliner Hofspiegel vorbey gehen sähe.

Hierbey etwas sehr gelehrtes, das Ihnen aber zum Theil schon bekanntes ausspricht. Nächstens mehr darüber. Den besten Abendgrus.

d. 9. Apr. 1804.

G.

1666

[Mittwoch 11. April?]

Darf ich fragen ob Sie mir den trüben Morgen erheitern mögen durch Ihre Gegenwart?

d. 11. Apr. 1804.

G.

1667

[Donnerstag 24. Mai]

Es thut mir leid Sie heute nicht bey mir zu sehen, desto angenehmer ist mir die feyerliche Zusammenkunft. Wissen denn aber auch die übrigen Freundinnen? daß heute Ferien sind.

W. d. 24. May 1804.

1668

[Mittwoch 20. Juni]

Morgen frühe hoffe ich Sie nebst den Freundinnen zu sehen. Vielleicht möchten Durchl. die Herzoginn uns noch einmal die Gnade erzeigen, da zunächst Ihre Abreise bevorsteht. Mit dem besten guten Morgen.

d. 20. Jun. 1804.

Goethe.

1669

[Ende Juni]

Verzeihen Sie wenn ich mir auf meine Weissagung: Moreau werde läßlich behandelt werden! etwas zu gute thue.

G.

1670

[Mittwoch 11. Juli]

Wenn ich nicht das Vergnügen haben soll Sie und die Freundinnen Morgen frühe zu sehen; So erlauben Sie daß ich Nachmittage anfrage wie das Bad bekömmt. Die Reichhardtischen Briefe habe ich noch nicht wieder habhaft werden können, ich will mich aber sogleich darnach erkundigen.

d. 11. Jul. 1804.

G.

1671

[Mittwoch 8. August]

Möchten Sie Sich wohl, verehrte Freundinn, erkundigen ob wir Morgen unsre gnädige Fürstinn in der kleinen Versammlung zu sehen hoffen dürfen? Werden Sie und Frau v. Schardt mich durch Ihre Gegenwart erfreuen? Kämen vielleicht Helwigs?

Alles bleibe Ihnen anheimgestellt! Ich werde mich bereit finden lassen.

Nach HE. v. Aretin GedächtnißRecept ist schon geschrieben.

W. d. 8. Aug.1804.

G.

1672

[Donnerstag 16. August]

Darf ich Sie heute erwarten und die kleine Freundinn? Ich habe einiges artige aus fremden Landen mitzutheilen.

Käme vielleicht Durchl. die Prinzess und Frl. Knebel? Ich würde Sie bitten das einzuleiten. Auch folgen Zeitungen, die ich nach vollbrachtem Lesen an Prof. Meyer zu senden bitte. Morgen dencke ich nach Lauchstedt zu gehen.

W. d. 16. Aug.1804.

G.

1673

[Donnerstag 16. August?]

Wenn Sie nicht an die Prinzess und die kleine Frau geschickt haben, so thun Sie es nicht, da Sie leider nicht kommen. Eilig.

G.

1674

[Mittwoch 28. November]

Hierbey, verehrte Freundinn, englische Miszellen und ein Gartenkalender der vielleicht Ihrem Herrn Sohn in Kochberg Freude macht. Mir dient er nicht, da ich mich für immer von der Erde im ökonomischen und ästhetischem Sinne losgesagt habe. Morgen hoffe ich Sie bey mir zu sehen unsre gnädigsten Damen werden uns auch beglücken. Präsentirte wohl Ihr Schach den Herrschafften die Chocolade. Meine Leute sind eben ganz neu und ungeschickt. Den schönsten guten Abend.

W. d. 28. Nov. 1804.

G.

1675

[Mittwoch 19. Dezember]

Dancke zum schönsten für Ihr liebreiches Andencken. Diesmal habe ich mir von der Kranckheit geholfen, daß ich mich gleich für kranck gab.

Leider kann ich mich aber Morgen noch nicht des Anblicks meiner gnädigen Gönnerinnen und Freundinnen erfreuen. Über acht Tage hoffe ich soll alles wieder im Gleichen seyn. Das Buch behalten Sie ja noch bey sich und versuchen hie und da zu lesen.

Die Anrede an Physiker am Ende wird Ihnen gewiß auch, wenigstens stellenweise, einen schönen Genuß geben.

Den freundlichsten guten Abend.

d. 19. Dez. 1804.

G.

1676

[Mittwoch 9. Januar 1805]

Darf ich hoffen Sie morgen frühe, verehrte Freundinn, bey mir zu sehen? Wahrscheinlich wird uns der Erbprinzess Hoheit mit Ihrer Gegenwart beglücken.

Hierbey Jenaische und Londener Gaben. Den freundlichsten Guten Tag!

d. 9. Jan. 1805.

G.

1677

[Mitte Januar]

Für den schönen Fisch dancke schönstens und werde mir ihn als Fastenspeise wohl schmecken lassen. Ich war auf recht gutem Wege, habe mir aber Donnerstag Abends in Dr Friesens chemischer Stunde ein Halsweh gehohlt das nicht nachläßt und mich Donnerstags verhindern wird Sie und die Freundinnen zu sehen. Bald hoffe ich für uns alle das Bessere. Tausend Lebewohl.

G.

1678

[Freitag 18. Januar]

Tausend Danck für Ihren Antheil. Mancherley Übel sind an mir herumgezogen, zuletzt nach den Augen das mir das verdrieslichste war. Nun aber scheint es wieder leidlich zu gehen. Wie sehr wünsche ich daß Sie Sich wohl befinden und daß ich bald im Stande sey Sie wieder einzuladen. Es haben sich allerley interessante Sachen eingefunden.

d. 18. Jan. 1805.

G.

1679

[Donnerstag 24. Januar?]

Heut hoffe ich soll der letzte Donnerstag seyn, an dem ich Ihre liebe Gegenwart entbehre. Mit Danck für gütige Anfrage sende Reicharts Briefe Th. III. dem eine gute Aufnahme wünsche.

G.


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