Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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Cassel [Donnerstag] d. 2. Oktbr. 83.

Wir sind nun hier und sehr vergnügt, verzeihe nur l. Lotte daß wir so lange ausbleiben. Wenn es Fritzen nachginge, so müsste ich nach Franckfurt, er plagt mich und thut alles mich zu bereden. Wenn ich ihm sage seine Mutter sey allein; so versichert er mir die meinige würde ein groses Vergnügen haben uns zu sehn. u.s.w.

Ich bin an Hof gewesen, und werde überall sehr gut aufgenommen, den gleichgültigen Menschen begegne ich nach der Welt Sitte, den guten begegne ich offen und freundlich und sie behandlen mich dagegen als wenn mich der Verstand mit der Redlichkeit erzeugt hätte, und diese Abkunft etwas weltbekanntes wäre.

Das Wetter ist unendlich schön. Und ich habe Augenblicke und Anblicke wo ich dich sehnlich an meinen Arm wünsche. Du bist das liebste womit ich alle schöne Gegenden ziere.

Du wirst geliebt wie du es wünschest, und ich kann allein in dir finden was ich mein ganzes Leben durch gewünscht habe, das wirst du recht lebendig an der Erzählung vernehmen die ich dir von dieser Reise machen werde.

Ich sehe sehr schöne und gute Sachen und werde für meinen stillen Fleis belohnt.

Das glücklichste ist daß ich nun sagen kann ich bin auf dem rechten Wege, und es geht mir von nun an nichts verlohren.

Lebe wohl. Ich dencke Sonntags d. 5. von hier ab und nach Eisenach zu gehn und dann schnell zu dir welche Freude dich wieder zu sehn und für immer dein zu seyn.

G.

1151

[Weimar, Dienstag 7. Oktober]

Wie froh bin ich daß ich dir wieder ein Frühstück mit einem guten Morgen schicken kann.

Hier ist zugleich ein Brief des Hannovrischen Kestners über die Iphigenie der dir wohl gefallen wird. Lebe wohl ich weis nicht ob ich heute früh kommen kann.

d. 7. Oktbr. 83.

G.

1152

[Freitag 10. Oktober]

Ich sitze dergestalt in Akten daß ich meiner lieben kein Wort habe sagen können und daß ich auch sobald nicht kommen kann.

Mein ganzes Herz verlangt zu dir.

Seidel ist glücklich und gar verständig zurückgekommen und hat seine Sachen gut gemacht.

Lebe wohl, ich sehe dich wo möglich vor Tische.

d. 10. Oktbr. 83.

G.

1153

[Dienstag 14. Oktober]

Fritz exequirt mich um ein Briefgen an dich, ich brächte dir den Grus lieber selbst. Hier schick ich ein Stück Kuchen zum Frühstück und bitte um ein Wörtgen.

Mein Abend gestern hat gute Würckung gethan. Mein Geist ist mit dem frühsten wieder bey dir.

Lebe wohl. Du beste.

d. 14. Oktbr. 83.

G.

1154

[Sonnabend 18. Oktober]

Einen guten Morgen meiner lieben Lotte und den verlangten Brief. Laß deine Gedancken mir in dem schönen Wetter folgen und begrüse mich bey meiner Rückkehr freundlich. Adieu Geliebteste.

d. 18. Oktbr. 83.

G.

1155

[Sonntag 19. Oktober]

Hier schick ich dir eine Antwort an Schlieven, frage ob du nichts zu erinnern hast. Die Sprache genirt mich gar sehr. Und bitte um ein liebes Wort du liebe.

d. 19 Octbr. 83.

G.

Ich will Herders zum Thee einladen du kommst doch auch.

1156

[Sonntag 19. Oktober?]

Tausend Danck für deine Fürsorge! Wenn es dir nicht zu wider ist das Billet noch einmal abzuschreiben so laß die Stelle: pour le calmer bis bonne grace weg und seze allenfalls: mais il se remit bientot et me dit: n'en parlons plus et laissons ce soin a Mdme la Duchesse, elle me veut du bien, elle sentira que cela me doit faire de la peine et elle arrangera cela d'une façon que je pourrai etre content.

Nochmals Danck. Gegen 1 Uhr komme ich.

G.

1157

Deine Freude freut mich über die masen, und ich dancke dir für die gute Aufnahme des Bildes. Hier schick ich die Zeichnung von Exten. Heute fand ich sie und habe sie getuscht. Ziehe ein Rähmgen darum nur nimm dich mit dem Grün in acht. Wenn du von der Herzoginn kommst so schreibe mir wie es heute Abend werden soll. Ich komme gerne und ich dencke ein wenig Bewegung ist mir gut.

G.

1158

[Montag 27. Oktober]

Ja liebe Lotte meine Liebe zu dir ruht auf gutem Felsengrund ich bin wohl und will gegen 12 Uhr kommen dich abzuhohlen. Lebe wohl, und liebe mich.

d. 27. Oktbr. 83.

G.

1159

[Donnerstag 30. Oktober]

Den ganzen Morgen sprech ich mit dir, und schreibe an dich in Gedancken und habe noch nicht zur Feder kommen können. Ich bin dein und komme nicht von dir weg. Vor Tische seh ich dich noch. Die kleine Schardt hat mich gar artig zu Gaste geladen, ich gehe hin. Laß mich immer deine Zärtlichkeit fühlen. Heute Abend ist mir's traurig.

Lebe wohl. d. 30. Oktbr. 83.

G.


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