Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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1080

[Montag 7. April]

Es sind schon wieder allerley Geister los die mich umsumsen, am schlimmsten plagt mich der Teufel des Unverstandes, des Unbegriffs, und der Unanstelligkeit von manchen Menschen. Adieu. Liebe mich, ich freue mich dich immer zu Hause zu wissen.

d. 7. Apr. 83.

G.

1081

[Mittwoch 9. April]

Der Tag lässt sich zweifelhafft an, erhalte mir ihn schön durch deine fromme Wünsche. Wie sehr freu ich mich auf heute Abend dich und deine Liebe wiederzufinden. Lebe wohl du süse Freude meines Lebens, du einzige Sehnsucht meines ganzen Wesens.

d. 9. Apr. 83.

G.

1082

[Donnerstag 10. April]

Ist dir's noch heute recht; so wollen wir um 4 Uhr nach Ehringsdorf, ihr kommt in meinem Garten zusammen und wir ziehen hinaus. Mich verlangt sehr unter dem schönen Himmel deine liebe Augen zu sehen. Lebe wohl du süse.

d. 10. Apr. 83.

G.

1083

[Freitag 11. April]

Viel Danck für's Frühstück. Hier ein Schlözer. Leider daß ich nicht Hoffnung habe den schönen Tag mit dir ganz zu zu bringen. Adieu. Ich bin ganz dein.

d. 11. Apr. 83.

G.

1084

[Sonntag 13. April]

Morgen früh soll es nach Illmenau. Ich darf nicht dran dencken daß ich mich von dir trenne. Ich meyne ich müsste dich mit nehmen. Friz soll dein Bildniß seyn. Er kann fahren muß aber früh heraus er mag bey mir schlafen. Sutor soll besorgen was er mit zu nehmen hat. Adieu Beste. Ich sehe dich bald. Schicke mir das aufgelöste Blau in dem Gläsgen. Adieu.

d. 13. Apr. 83.

G.

1085

[Montag 14. April]

Wir sind um halb viere schon reisefertig Frize lässt dich grüsen und ist munter, lebe wohl. Ich gehe mit schweerem Herzen von dir meine beste. Ich werde dir immer eigner und finde um dich mein Glück und meine Bestimmung. Adieu. Du hörst hoff ich, bald wieder etwas von mir denn es wird wohl eine Gelegenheit geben. Der Tag scheint sehr schön zu werden.

d. 14ten Apr. 83.

G.

1086

[Ilmenau, Dienstag 15. April]

Unsre Wandrung ist glücklich geendigt, die Gesellschafft war sehr vergnügt und sind mancherley Scherze und lustige Geschichten dabey vorgefallen. Der Herzog und Staff sind bis herauf gegangen, wir andre haben es uns gelegentlich bequemer gemacht. Fritz hat auch etlichemal zu gehen versucht, sah sich aber gar bald wieder nach der Kutsche um. Das Wetter ist auserordentl. schön und wir werden einige gute Tage haben. Dein liebes Andencken begleitet mich immer, es ist mir der gröste Schatz meines Lebens, und der beste Zehrpfennig den ich auf die Reise mitnehmen kann. Einsiedel kehrt wieder zurück und nimmt diesen Brief mit. Lebe wohl Geliebteste und sey fleisig in Gedancken bey mir. Schreibe so bald es möglich ist. In dieser Stube hab ich schon manchen lieben Brief von dir erhalten. Wenn ich nur etwas zeichnen kann das dir gefällt. Lebe tausendmal wohl.

Illmenau d. 15. Apr. 1783.

G.

1087

[Mittwoch 16. April]

Ich hätte nicht geglaubt daß mir die Marckgräfinn von Baden noch eine Gefälligkeit erzeigen sollte, und es geschieht, da mir der Husar der die Nachricht ihres Todtes bringt ein Briefgen an dich mitnehmen kann.

Das Wetter hat sich geändert, ein starcker Regen hielt uns ab nach den Auerhähnen zu gehen. Gestern bin ich noch mit Fritzen spazieren gegangen, wie du aus beyliegendem Blatte sehn wirst. Er wollte es noch abschreiben, er ist aber in's Cammerberger Kohlenwerck und der Husar geht ab.

Wie ich an dich dencke, wie du mir gegenwärtig bist, wie deine Liebe mich leitet gleich einem bekannten Gestirn, will ich dir nicht sagen, mag indem ich schreibe meine Sehnsucht nicht vermehren. Der Himmel klärt sich wieder auf und ich hoffe noch einige gute Tage.

Ich bin fleisig und bekümmre mich um irdische Dinge um der Irrdischen willen. Mein innres Leben ist bey dir, und mein Reich nicht von dieser Welt. Adieu beste, schicke mir ein Briefgen wenn's seyn kann. Adieu.

Eben kommt Fritz ganz vergnügt aus dem Kohlenwercke zurück und will noch an seinen Brief etwas anschreiben. Adieu ich liebe dich in ihm und ihn in dir.

d. 16 Apr. 83.

G.

1088

Lass dir gefallen
Aus diesem Glas zu trincken,
Und mög dir düncken
Wir säsen neben dir
Denn obgleich fern sind wir
Dir doch die nächsten fast von allen.

1089

[Weimar, Sonnabend 19. April]

Hier ist die Englische Lotte. Sie führt den Nahmen wie mancher Holzschnitts Heilige. Eigentlich sieht sie der Mad. Darsainkourt ähnlich nur en beau. Adieu beste. Die Kupfer sind da und auserordentl. schön.

Die Everdingen sind erste Abdrücke und als wie von gestern. Adieu du geliebteste schon fängt mein Sehnen nach dir wieder an.

d. 19. Apr. 83.

G.


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