Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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1320

[Mittwoch 24. November]

Hier Lotte zum Morgengrus! Ich habe viel zu thun. Wie ist dein Tag eingetheilt. Gönnst du mir den Abend. Sollten wir nicht Herders einladen. Sie kommen um sechse gewöhnlich wir müssen noch vorher die griechischen Fabeln lesen.

d. 24. Nov. 1784

G.

1321

[Donnerstag 25. November]

Heute hab ich dir zum trüben Tage nichts anmutiges zu schicken, du must auch die Mittelgattungen annehmen. Sag mir ein Wort. Diesen Abend sind wir wohl zusammen. Wenn ich mich nicht schämte brächt ich meine Ackten zu dir und brächte den ganzen Tag bey dir zu.

d. 25. Nov. 1784.

G.

1322

[Donnerstag 25. November]

Ich wäre schon gekommen wenn ich nicht so viel zu schreiben und zu thun hätte daß ich nicht vom Platze kann. Meine Gedancken waren schon vielmals bey meinem geliebtesten Wesen. Zu Tafel bin ich nicht eingeladen nach zwölfe will ich einen Augenblick kommen. Lebe recht wohl und liebe. Auf heut Abend ist alles bestellt. Hast du mir etwa abzurathen und abzusagen so thue bald.

d. 25. Nov. 1784.

G.

1323

[Freitag 26. November?]

Habe Danck für dein liebes Blättgen das mich in meinen Arbeiten sehr freundlich begrüßt hat ich sage dir nur ein Wort des Dancks und die Bitte komme bald wieder. Ich lebe dir. Adieu meine Liebste.

G.

1324

[Sonnabend 27. November]

Zum guten Morgen sage ich meiner Lotte, daß Ihre gestrige Abwesenheit mich zum Fleise gezwungen hat. Ich habe gelesen und geschrieben was ich lange hätte thun sollen.

Du wirst gestern Abend noch ein Andencken gefunden haben, heute schick ich eine Betrachtung aus der Fürstenlehre zum guten Morgen.

Ich bin betrübt in dem Gedancken daß du vielleicht heute die Waldn. einladen und morgen bey Hofe gehen musst.

Lebe wohl. Liebe und sage mir ein Wort.

d. 27. Nov. 1784.

G.

1325

[Sonnabend 4. Dezember]

Mich verlangt ein Wort von dir zu hören, ich will heute einiges thun und gegen Abend zu dir kommen. Sage mir daß du wohl bist, und daß du mich liebst.

d. 4. Dez. 84.

G.

1326

[Sonntag 5. Dezember?]

Der Herzog schreibt mir von Franckfurt er ist erst den 3. Dez. von da nach Darmstadt und verlangt ich soll nach Franckfurt kommen und mit ihm zurückreisen. Ich bin würcklich in Verlegenheit. Was sagst du dazu liebe Lotte. Das Wetter die Jahrszeit, mein Befinden und die bösen Erinnerungen von 79 Homburg, Darmstadt, Hanau, Ziegenberg machen mir Reisen in den Gliedern. Lebe wohl du beste, die mich doch allein hält.

d. 8. Dez. 1784.

G.

1327

[Sonntag 5. Dezember?]

Unter dem Siegel der Liebe schicke ich dir das Schreiben. Sage mir deine Gedancken. und was du heute vorhast. Lebe recht wohl.

G.

1328

Ich habe groses Verlangen mit meiner Geliebten zu essen ich werde deswegen den Überrest des Ferckels schicken damit er auf dem Roste aufgebraten werden kann. Hier der Brief. Adieu.

1329

[Sonntag 12. Dezember]

Liebe Lotte es scheint doch als wenn der Monat sein Recht behaupten wollte ich will nur hübsch still seyn und des heil. Christs harren. Das schlimmste dabey ist daß mir auch in solchen Stunden das Gefühl deiner Liebe verdunckelt wird. Lebe wohl und liebe. Ich habe heute mit der Arzney das Holländische vorgenommen. Eine schoene Gesellschafft. Adieu.

d. 12. Dez. 1784.

G.

Soviel hatte ich geschrieben als dein allerbestes liebstes Zettelgen kommt. Wie danck ich dir süse Lotte für deine Liebe und für ihre Gewissheit. Es wird mir besser seyn wenn ich zu Hause bleibe. Diesen Abend aber mag ich gerne ausgehn und zu dir kommen. Nach sieben will ich mich einfinden.

Adieu.


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