Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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1480

[Freitag 9. Dezember]

Ich habe nur preservative eingenommen. Und es thut mir leid daß ich einen so schönen Tag gewählt habe. Indess ists auch gut.

Ich komme um 4 Uhr zu dir und freue mich deiner Gegenwart.

Gestern Abend hab ich den Plan auf alle 6 folgende Bücher Wilhelms aufgeschrieben.

d. 9. Dez. 85.

G.

1481

[Sonnabend 10. Dezember]

Was macht meine Liebe? ist sie wohl. Das gestrige schöne Wetter brachte den heutigen Reif. Gegen Mittag wirds doch schön, ich komme dich abzuhohlen. Liebe mich.

d. 10. Dez. 85.

G.

1482

[Sonntag 11. Dezember]

Ich muß dir noch einen guten Morgen geben und dir für deine Zärtlichkeit und treue Liebe dancken. Leb wohl du süse mein Herz bleibt bey dir.

d. 11 Dez. 85.

G.

1483

[Jena, Montag, 12. Dezember]

Dein Bruder eilt weg und ich kann dir nur ein klein Wörtgen sagen.

Dancke für das liebe Briefgen, ich erwartete mir's. Das Wetter ist sehr schön und ich hoffe es soll anhalten. Ich habe so mancherley zu thun gefunden daß ich erst Mittwoch oder Donnerstag Abends kommen werde. Sag es doch dem Herzog.

Behalte mich lieb. Meine innerste Seele gehört dein. Wenn du hier in der Stille bey mir seyn könntest, sollte es mir ein recht glücklicher Aufenthalt werden.

Lebe wohl. Grüse die Schwester und Fritzen. Ich habe artige Sachen gelesen und erfahren die ich dir erzählen werde.

Jena d. 12. Dez. 1785.

G.

1484

[Montag 12. Dezember]

Morgen frühe geht Güsfeld von hier ab, und meine liebe soll einige Zeilen durch ihn erhalten.

Die Tage sind sehr schön, wie der Nebel fiel, dachte ich an den Anfang meines Gedichts. Die Idee dazu habe ich hier im Thale gefunden. Hätte ich dir nur die angenehme Aussicht zeigen können! Zum Wilh. hab ich nichts gefunden als einen Nahmen. Dagegen aber habe ich im herrüberreiten fast die ganze neue Oper durchgedacht und auch viele Verse dazu gemacht, wenn ich sie nur aufgeschrieben hätte.

Bei Lodern habe ich vom Magensaft neue Observationen vernommen, und habe die Abh. von Hill über die Blumen gelesen, die wieder neue Blumen aus ihrer Mitte hervortreiben. Wer doch nur einen aparten Kopf für die Wissenschafften hätte.

Lebe wohl du Süsse. Ich liebe dich ausschliesl. Adieu.

d. 12. Dez. Abends.

G.

1485

[Dienstag 13. Dezember]

Da ich meiner Liebsten ausbleibe, soll es ihr wenigstens an einem Gruse nicht fehlen.

Jetzt da das Wetter so schön wird verdriest michs daß ich dich nicht gebeten habe herüber zu kommen.

Meine Sachen gehen gut und in Ordnung, meine Gegenwart war nothwendig und ich werde bis den Donnerstag bleiben und Abends bey dir seyn.

Ich habe die schönsten Stunden im freyen gehabt. Das Thal ist im Nebel und halb Lichte gar schön. Auch hab ich viel an der neuen Operette geschrieben, und freue mich schon darauf sie euch vorzulesen da es mit Wilh. doch langsam geht.

Adieu du liebe. Behalte mir dein Herz, ich bin dein.

Dienstag Abends.

G.

1486

[Mittwoch 14. oder Donnerstag 15. Dezember früh?]

Ich werde gewiss noch vor der Commödie bey dir seyn und alsdenn dir dahin folgen, es freut mich eine gute Musick zum Empfang zu hören. Der beste Empfang aber wird mir von dir seyn. Länger hätt ich es hier nicht ausgehalten, so artig still es auch hier ist.

Lebe wohl. Liebe mich. Ich sehe dich balde.

G.

1487

[Weimar, Freitag 16. Dezember?]

Wie glücklich unterscheidet sich dieser Morgen von denen nächstvergangnen daß ich dich wieder in der Nähe begrüsen und dir sagen kann wie unendlich ich dich liebe.

Mit Freuden hoff ich dich balde zu sehen. Lebe wohl, ich kam gestern erst 11 Uhr vom Herzog. Adieu.

G.

Dein Brief von Pöllnitz ist wieder da.

1488

[Freitag 16. Dezember]

Der Herzog verlangt ich soll morgen mit nach Gotha gehn und ich will mich dem nicht entziehen. Es kommen Umstände vor, die eines dritten Gegenwart nötig machen.

Heute Abend seh ich dich. Lebe wohl. Liebe mich.

16. Dez. 85.

G.

1489

[Sonnabend 17. Dezember?]

Es freut mich von dir ein Wort zu sehen. An die Seidlern will ich dencken. Vielleicht seh ich dich balde. Es that mir gestern gar zu leid von dir zu gehen. Adieu.

G.


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