Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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[Sonntag 29. Januar]

Die neue Jenasche Literaturzeitung präsentirt sich mit Geist und Anmuth. Es freut mich daß Sie, mein guter lieber Geheimderath, sie mir ferner mittheilen wollen, Sie sollen sie immer recht pünktlich wieder haben. Ehestens wenn der Himmel wieder freundlich ist, laß ich mich erkundigen ob Sie mich mit der Helvig einmal wieder zu Ihren Münzen mögen, wenn Ihnen die Staël nicht zuviel Zeit nimmt, sie ist wie die Königin von Saba wo sie von einer Weisheit Salomonis hört, da reist sie darnach. Vergessen Sie nicht daß die Staël die beiden Theile von Reicharts Briefen hat daß Sie nicht drum kommen, den 2. Theil hat sie durch mich bekommen. Möge es Ihnen in Ihrer Stube heute freundlicher sein als das Wetter draußen.

den 29t Jan. 1804.

v. Stein.

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[Sonntag 12. Februar]

Da der Himmel so wenig herauslockend ist um einmal wieder Sie in Ihrem Gartenstübchen besuchen zu können eine Anfrage zu wagen, so schicke ich Ihnen wenigstens mit der Literaturzeitung einen freundlichen Gruß.

den 12. Feb. 1804

v. Stein.

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[März]

Sie haben gewünscht, lieber Geheimderath, wegen unsrem guten Fumel etwas zu hören. Er hat dem Bonapartschen Commando das eben zu ihm eindrang als er sterbend war gesagt, weder er noch seine Familie sei zu keiner Zeit je in eine Verschwörung eingegangen, aber er sterbe seinem König und seiner Religion getreu. Dieses hat er noch einmal dem commandirenden Officier wiederholt und wenige Minuten drauf ist er verschieden.

Vielleicht wenn Donnerstag Vormittag sich die Sonne nicht zu sehr verbirgt könnte ich wieder etwas von Ihren schönen Münzen sehen. Lassen Sie mirs sagen ob Sie's mögen und wie viel Uhr.

Charlotte v. Stein.

Obige Nachricht hat Frau von Staff her geschrieben.

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[Mittwoch 12. Februar 1805]

Hier schicke ich Ihnen lieber Goethe ein Zettelchen das ich über Werthers Leiden gestern von der Erbprinzeß erhielt, da es lieblich anzusehen ist, so denk ich wirds Ihnen wohl machen wozu ich Ihnen gern ohne Arzeney verhelfen möchte. Ich hoffe mit Schmerzen auf die Donnerstage. Ich wünsche Sie mögen die Nacht recht gut geschlafen haben.

den 12t Feb. 1805

von Stein.

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[Sonnabend 8. und Sonntag 9. März 1806]

Guten Morgen lieber Geheimderath! Vorerst muß ich Ihnen vors Schäfer Stück danken das mich ergötzt hat da ich Goethen wieder jung sah unbeschadet wie lieb er mir jetzt ist: aber Eridon hätte Egleen den Kuß um wohlfeiler gegeben als die Beschreibung des Tanzes ist. Nun komm ich mit einer Bitte die ich wünsche Sie bey gutem Humor antreffen mag. Graf Reuß hat mir einige von Ihren Zeichnungen abgeschwatzt, auf einmal schickt er mir sie in prächtigen Rahmen und beykommendem Zettel, da es ihn so glücklich macht, so geben Sie mir eine Auskunft darüber wenn Sie es noch wissen; Sie haben mir sie von Italien geschickt.

9. März. Soweit hatte ich gestern geschrieben als ich höre Sie wären von neuem krank worden; ich schicke es heute und bitte mir ein Wort von Ihrer Gesundheit zu sagen.

v. Stein.

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[Montag 26. November 1807]

Da ich nicht weiß, bester Geheimerath, ob Sie bald wieder kommen werden, so schicke ich Ihnen den beigeschloßnen Brief woraus Sie sehen können daß ich vor Sie 300 rh. besitze, damit Sie nach Belieben zum Theater schalten und walten können, ich habe einstweilen eine Quittung darüber gegeben, und bitte sie mir bald abzunehmen, damit sie keine Löffelgarde holt. Wenn ich wüßte, daß das Wetter leidlich wäre und besonders die Sonnenfinsterniß zu sehen, so käme ich Sonntag nach Jena, aber es sitzt sich so hübsch hinter dem Ofen, und Sie möchten von keinen Weimaranern nicht einmal gern gestört sein. Adieu, wünschen Sie nur, Mephistophiles schaffts gleich.

26t Nov. 1807.

v. Stein

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[Frühjahr 1810?]

Tausend Dank, lieber verehrter Freund, für die freundliche Erscheinung der lieblichen Gedichte.

Fritzens Aufschrift ist

H. v. St. Schlesischer Generallandschafts Repräsentant.

Hier ein paar Orangen die ich gern selbst gebracht hätte wenn das Wetter milder wäre, freue mich aber indessen Sie bald zu sehen.

von Stein.

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[Sonntag 3. März 1811]

Sie haben, mein bester Geheimerath, dem Fritz einmal Hoffnung gemacht auf mehrere Münzen zu den schon ihm verehrten. Auf die Ostermesse kommt ein Breßlauer Buchhändler nach Leipzig, durch den ich sie schicken könnte, auch hatte er sich einige Erläuterungen über die vorigen ausgebeten die Sie so gütig waren ihm beantworten zu wollen. Ich komme heute nicht in Ihre schöne Musik weil mir wegen Kopfweh die Stille nothwendig ist. Ich hoffe Sie überwinden Stürme und bös Wetter.

3t Merz 1811.

Ihre Verehrerin von Stein.

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[Mittwoch 20. März]

Das Zettelchen, lieber Geheimerath, sollen Sie morgen früh bekommen; aber ich kann jetzt dem Drang nicht widerstehen es noch heute Abend zu schreiben, da ich eben aus dem Tasso komme, den ich immer himmlischer finde je mehr ich ihn sehe, und alles wo mir nur ein Laut zukam fühlte es ebenso. Gern wäre ich noch selbst heute Abend gekommen um es Ihnen zu sagen, wenn ich nicht gefürchtet hätte Sie in Ihrer Ruhe zu stören. Der Amiant oder Asbest hat Ihnen zu Ehren den ganzen Tag in meinem Cabinet gebrannt wie vor einer Gottheit, nur Schade daß ich keine goldne Lampe dazu habe, dann hätte ich sie heute Abend vor Ihr Schlafzimmer gestellt.

Von der Großfürstin soll ich Ihnen die schönsten Grüße sagen, ich kam gestern noch zu rechter Zeit in die Gesellschaft. Mögen Sie die Nacht ja recht wohl schlafen und nicht etwa durch eine Art von Galvanismus durch die viele heute Abend mit Enthusiasmus an Sie denkenden beim Einschlafen gestört werden.

Mittwoch Abends halb 10 Uhr
        den 20t Merz 1811

Ihre treue Verehrerin
v. Stein.        

Etwas zum Frühstück kommt mit.

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[Freitag 22. März]

Vorerst tausend Dank lieber Goethe für die wunderschöne Reseda die mir grad ist als sähe ich sie durchs Vergrößrungsglas das ich auch von Ihnen besitze. Zu aller dieser Güte, die, wie es der Gang der Dinge zu sein pflegt, einen nur zudringlicher macht, komm ich schon wieder mit einer Bitte ob Sie wohl den Abend, wenn ich Sie gleich auf keine Großfürstin einlade, nur ein Stündchen bei mir zubringen wollten, es sind die Breßlauer Fremden bei mir, ich weiß nicht ob Sie sie schon kennen und mögen, aber um Fritzens willen wollte ich diesen Fremden durch Ihre Gegenwart gern etwas Gutes erweisen.

Freitag 22t Merz 1811

v. Stein.

40

[Sonntag 7. April]

Gern hätte ich Ihnen, bester Geheimerath, einen Auftrag von der Herzogin heute früh mündlich ausgerichtet wenn mich nicht ein heftiger Schnupfen am Ausgehen verhinderte. Sie wünscht ein Versprechen so Sie ihr von einer Vorlesung gemacht Morgen Abend sechs Uhr erfüllt zu sehen, wünscht aber noch heute zu erfahren ob Sie es bewilligen, also bitte nur um ein Wort das ich ihr sagen kann. Gute Nacht, lieber Geheimerath, wenn ich nur nicht auch Morgen drum komme.

Sonntag Abends 7t April.

v. Stein.

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[Mittwoch 17. April]

Tausend Dank, bester Geheimerath, für das mir geliehene Buch Ihrer Farbenlehre, welches, wenn ich auch nicht alles verstehe, viel Merkwürdiges für mich gehabt hat und einen um sich herum körperliches und geistiges zu sehen veranlaßt. Anbei folgt die gestrig versprochne Abschrift. Bitte um den versprochnen Brief.

17t April 1811.

v. Stein.

42

[Sonntag 21. April]

Die Herzogin läßt Sie fragen, lieber Geheimerath, ob es Ihnen gefällig wäre Morgen Abend um sechs Uhr mit Ihrer angefangnen Vorlesung uns weiter zu erfreuen, wünscht aber es heute Abend noch zu wissen.

den 21. t April halb 8 Abends.

v. Stein.

43

Nur ein Wort mündlich durch Schach, ob es Ihnen, lieber Geheimerath, noch gefällig ist heute bei Durchl. der Herzogin Abends 6 Uhr sich zur Vorlesung einzufinden.

Freitag den 26t April 1811

v. Stein

44

[Mittwoch 1. Mai]

Durchl. die Herzogin wünscht zu wissen ob es Ihnen bester Geheimerath gefällig sei, heute Abend bei ihr um sechs Uhr die Vorlesung zu halten, nur mündlich ein Wort, der Bediente von der Herzogin wartet bei mir.

1t Mai.

v. Stein.


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