Walter Scott
Waverley - So war's vor sechzig Jahren
Walter Scott

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Kapitel XXXVIII.

Die Reise wird fortgesetzt.

Ehe Waverlery erwachte, war der Tag weit vorgerückt, und er begann zu fühlen, daß er viele Stunden ohne Nahrung zugebracht hatte. Dem half zwar ein reichliches Frühstück bald ab, aber der Oberst Stuart erschien nicht wieder vor seinem Gaste, wahrscheinlich, weil er dessen Fragen zu vermeiden wünschte. Seine Grüße wurden indeß durch einen Diener mit der Versicherung überbracht, daß er dem Kapitän Waverley alles, was in seiner Macht stände, zur Fortsetzung seiner Reise verschaffen würde, welche, wie er zugleich andeutete, diesen Abend erfolgen müsse. Allen andern Fragen Waverleys setzte der Diener die unübersteigliche Schranke wirklicher oder erheuchelter Unwissenheit und Dummheit entgegen. Er trug die Speisen und das Tischtuch fort, und Waverley war abermals seinen Betrachtungen überlassen.

Indem er über das Sonderbare seines Geschickes nachdachte, richtete er seine Augen plötzlich auf seinen Mantelsack, der während seines Schlafes in sein Zimmer gebracht worden war. Das geheimnißvolle Erscheinen Alices in der Thalhütte fiel ihm dabei ein, und er wollte eben das Päckchen, das sie in seiner Wasche versteckt hatte, herausnehmen und durchsehen, als der Diener des Obersten Stuart wieder eintrat und den Mantelsack auf die Schulter nahm.

»Kann ich nicht etwas frische Wäsche herausnehmen, mein Freund?«

»Euer Gnaden sollen von des Obersten Wäsche bekommen, aber das hier muß in dem Bagagekarren bleiben.«

Und mit diesen Worten trug er sehr gelassen den Mantelsack fort, ohne auf eine weitere Vorstellung zu warten, und ließ unsern Helden in einem Zustande zurück, in welchem Täuschung und Unwille um die Herrschaft rangen. Nach wenigen Minuten hörte er einen Karren von dem holprigen Hofe rasseln, und zweifelte nicht daran, daß ihm jetzt für einige Zeit, wo nicht für immer, der Besitz der einzigen Dokumente geraubt sei, die auf die geheimnißvollen Ereignisse der letzten Zeit einiges Licht werfen konnten. Unter so trüben Gedanken mußte er noch gegen fünf einsame Stunden zubringen.

Als diese Zeit verstrichen war, ließ sich Pferdegetrappel auf dem Hofe vernehmen, bald darauf trat Oberst Stuart ein, um seinen Gast zu bitten, vor seiner Abreise noch einige weitere Erfrischungen zu sich zu nehmen. Das Anerbieten wurde angenommen, denn das späte Frühstück hatte unsern Helden keineswegs unfähig gemacht, dem Mittagsessen, welches jetzt aufgetragen wurde, alle Ehre anzuthun. Die Unterhaltung seines Wirthes war die eines schlichten Landedelmannes, untermischt mit einigen militärischen Angelegenheiten, Er vermied sorgfältig jede Anspielung auf die kriegerischen Unternehmungen oder die Politik der Zeit, und auf Waverleys unmittelbare Fragen über solche Punkte antwortete er, daß er über dergleichen nicht sprechen dürfe.

Als die Mahlzeit beendet war, stand der Gouverneur auf, und indem er Edward eine glückliche Reise wünschte, sagte er, daß er durch seine Diener erfahren habe, Waverleys Bagage sei vorausgeschickt worden, darum hätte er sich die Freiheit genommen, ihn mit frischer Wäsche versorgen zu lassen, deren er sich bedienen könne, bis er wieder im Besitz seiner eigenen sei. Damit verschwand er, und ein Diener meldete Waverley den Augenblick darauf, daß sein Pferd bereit sei.

Auf diesen Wink ging Waverley hinab auf den Hof und fand hier einen Trupp Reiter, die ein gesatteltes Pferd hielten; er bestieg dasselbe und verließ Schloß Doune, begleitet von ungefähr zwanzig bewaffneten Reitern. Diese hatten weniger das Ansehen regelmäßiger Soldaten als solcher Leute, die plötzlich in einer dringenden aber unerwarteten Sache zu den Waffen gegriffen haben. Ihre Uniform, blau und roth, eine affektirte Nachahmung der französischen Chasseurs, war in mancher Beziehung unvollständig, und saß denen, die sie trugen, sehr schlecht. Waverleys Auge, welches an den Anblick eines wohldisciplinirten Regiments gewöhnt war, konnte leicht entdecken, daß die Bewegungen und Gewohnheiten seiner Eskorte nicht diejenigen wohlgeschulter Soldaten waren, und daß sie ihre Pferde zwar geschickt genug zu regieren wußten, doch nicht wie Kavalleristen, sondern mehr wie Jäger und Stallknechte, Die Pferde waren nicht an jene übereinstimmende Gangart gewöhnt, welche zu der Ausführung gleichzeitiger oder zusammengesetzter Bewegungen und Formationen so nothwendig ist, auch schienen sie nicht zum Kriegsgebrauch gezäumt zu sein. Die Reiter aber waren kräftige, kühn aussehende Bursche, und konnten als irreguläre Kavallerie furchtbar sein. Der Führer dieser kleinen Abtheilung ritt ein vortreffliches Jagdpferd, und obgleich er eine Uniform trug, hinderte die veränderte Kleidung unsern Waverley nicht, seinen alten Bekannten Mr. Falconer von Balmawhapple wiederzuerkennen.

Obgleich Edwards Trennung von diesem Manne keineswegs die freundlichste gewesen war, würde er doch gern jede Erinnerung an ihren thörichten Streit geopfert haben, um des Vergnügens geselliger Frage und Antwort zu genießen, dessen er so lange beraubt gewesen war, aber offenbar schien die Erinnerung an die durch den Baron erlittene Niederlage, deren unwillkürliche Ursache Edward gewesen war, am Herzen dieses gemeinen, obgleich stolzen Lairds noch zu nagen. Er vermied sorgfältig jedes Zeichen der Bekanntschaft, ritt mürrisch an der Spitze seiner Leute, die, obgleich an Zahl kaum einer Korporalschaft gleich, doch den Namen: »Schwadron des Kapitän Falconer« trugen, und einen Trompeter und eine Fahne hatten, die der Kornet Falconer, des Lairds jüngerer Bruder, trug. Der Lieutenant, ein ältlicher Mann, hatte mehr das Ansehen eines Jägers und muntern Gesellschafters, ein Ausdruck trockenen Humors herrschte in seinem Gesichte über gemeine Züge vor, welche die Gewohnheit der Unmäßigkeit verriethen. Sein dreieckiger Hut saß stark auf einem Ohre, und während er unter dem Einflüsse eines halben Maßes Branntwein ein Liedchen pfiff, schien er lustig vorwärts zu traben, in glücklicher Gleichgültigkeit gegen den Zustand des Landes, die Führung der Abtheilung, das Ende der Tagereise und alle sublunarischen Dinge überhaupt.

Von diesem Menschen, der dann und wann neben seinem Pferde ritt, hoffte Waverley einige Nachricht zu erlangen, oder sich doch wenigstens den Weg durch Geschwätz mit ihm abzukürzen.

»Ein schöner Abend, mein Herr,« war Edwards Gruß.

»Ei ja, Herr! Eine schöne Nacht!« antwortete der Lieutenant in dem breiten schottischen Dialekt der vulgärsten Art.

»Und allem Anscheine nach ein schöner Herbst,« sagte Waverley, seinen ersten Angriff fortsetzend.

»Ja, der Hafer wird gut eingebracht werden, aber die Pächter, der Teufel hol sie, und die Kornhändler, werden den alten Preis gegen die Pferdehalter geltend machen.«

»Ihr habt wohl den Posten eines Quartiermeisters, Herr?«

»Ja, eines Quartiermeisters, Rittmeisters und Lieutenants,« antwortete der Inhaber aller dieser Würden. »Und wer könnte auch wohl besser für die armen Gäuler sorgen als ich selber, der sie alle gekauft und verkauft hat?«

»Wenn ich mir nicht eine zu große Freiheit nehme, darf ich dann wohl fragen, wohin wir gehen?«

»Zu einem Narrenstreiche fürcht' ich,« erwiderte der Redselige.

»Wenn das der Fall ist,« sagte Waverley entschlossen, keine Artigkeit zu sparen, »so hätte ich geglaubt, ein Mann von Euren, Ansehen würde nicht auf dem Wege zu finden sein.«

»Sehr wahr, Herr, sehr wahr,« entgegnete der Offizier, aber jed's Weil hat sein Warum. Ihr müßt wissen, der Laird da kaufte mir Pferde ab, seine Leute beritten zu machen, und kam mit mir überein, sie zu bezahlen nach der Notwendigkeit und dem Preise der Zeit. Aber wie's zum Klappen kam, hat er keinen Pfennig, und da man mir sagte, daß 'ne Verschreibung nicht einen Schluck Schnaps werth wäre, und ich alle meine Krämer auf Martini bestellt hatte; und weil er mir auch noch freundlich diesen Posten antrug, und da die alten Fünfzehn mir nimmermehr zu meinem Gelde für die Pferde verhelfen würden, da'ch gegen d'Regiernug Lieferungen übernommen, dacht'ch, meiner Treu, es würd' das beste sein, zur Bezahlung selbst mit aufzustehen; und Ihr könnt denken, Herr, da'ch mein Lebtage mit Halftern z'thun gehabt habe, kümmr'ch mich nich drum, mein Genick in die Gefahr von einem St. Johnstones Halsband z'bringen.«

»Ihr seid also nicht Eurem Stande nach Soldat?« fragte Waverley.

»Ne, ne, Gott sei Dank!« antwortete dieser wackere Parteigänger, »ich wurde zu solcher knappen Hantirung nicht aufgezogen, sondern zu Pferd und Krippe. Ich bin ein Pferdehändler, und wenn ichs erlebe, Euch in Whitson zu sehn, oder beim Wettrennen, oder auf'n Wintermarkt in Hawick, und Ihr braucht jemand, der Euch z'recht weist, so kann ich Euch dienen, denn Jamie Jinker ist nicht der Kerl dazu, um 'nen Edelmann zu betrügen: Ihr seid'n Edelmann, Herr, und sollt't Euch auf Pferde versteh'n. Ihr seht das tadellose Ding, das Balmawhapple reitet, ich hab's ihm verkauft, es stammt von Herzog Hamiltons Weißfuß« –

Aber als Jinter den ganzen Stammbaum von dem Pferde Balmawhapples herzählen wollte, und Waverley auf eine Gelegenheit wartete, interessantere Nachrichten von ihm zu erhalten, hielt der edle Kapitän sein Pferd an, bis die beiden Redenden neben ihm waren, und sagte dann, scheinbar ohne Edward zu bemerken, mit strengem Tone: »Ich dächte, Lieutenant, meine Befehle wären bestimmt genug gewesen, daß niemand mit dem Gefangenen sprechen sollte!«

Der metamorphosirte Pferdehändler wurde durch diese Weisung zum Stillschweigen gebracht, und indem er sich hinten an die Schwadron anschloß, tröstete er sich durch einen heftigen Streit über den Preis des Heues, den er mit einem Pächter anfing, welcher seinem Kapitän widerwillig gefolgt war, um die eben abgelaufene Pachtung nicht zu verlieren. Waverley war also abermals zum Schweigen verurtheilt, auch sah er ein, daß jeder weitere Versuch, mit irgend einem der Leute ein Gespräch anzuknüpfen, Balmawhapple nur die erwünschte Gelegenheit bieten würde, die Unverschämtheit des Gebieters und den tückischen Groll eines von Natur mürrischen Gemüthes zu zeigen.

Nach etwa zwei Stunden kamen sie in die Nähe des Schlosses Stirling, über dessen Zinne die Fahne der Union, von der Abendsonne beschienen, flatterte. Um den Weg abzukürzen, vielleicht auch um seine Wichtigkeit zu zeigen und die englische Garnison zu insultiren, ritt Balmawhapple durch den königlichen Park, der bis an den Fels, auf welchem sich die Festung erhob, reichte und ihn umgab.

In ruhigerer Stimmung hätte Waverley gewiß nicht umhin gekonnt, die Mischung des Romantischen und des Schönen zu bewundern, welche die Gegend, durch die er jetzt kam, interessant machte, das Feld, welches in alten Zeiten der Schauplatz der Turniere gewesen war, der Fels, von welchem die Damen dem Kampfe zusahen, während jede ihre Wünsche für irgend einen begünstigten Ritter hegte, die Thürme der gothischen Kirche, in welcher diese Wünsche den Lohn empfingen, und, alles andere überragend, die Festung selbst, zugleich Burg und Palast, wo die Tapferkeit den Preis aus königlicher Hand empfing, und wo Ritter und Damen den Abend unter der Lust des Tanzes, des Gesanges, des Bankettes beschlossen; das alles waren Gegenstände, wohl geeignet, eine romantische Einbildungskraft zu erwecken und zu nähren. Aber Waverleys Gedanken waren auf andere Gegenstände gerichtet, und bald trug sich ein Ereigniß zu, welches jedes Nachdenken überhaupt störte. In seinem Stolze, einen Reiterhaufen zu führen, ließ Balmawhapple den Trompeter blasen und die Fahne flattern, als er am Fuße des Schlosses vorüberritt. Diese Beleidigung brachte augenscheinlich einige Aufregung hervor, denn als die Abtheilung in solcher Entfernung von der südlichen Batterie war, daß ein Geschütz auf sie abgefeuert werden konnte, blitzte es in einer der Schießscharten, eine Kanonenkugel fuhr sausend über Balmawhapples Kopf fort und schlug in so geringer Entfernung von ihm ein, daß er mit der emporgeschleuderten Erde bedeckt wurde. Es war nicht nöthig, seine Mannschaft zur Eile anzutreiben. In der That handelte jeder nach dem Impulse des Augenblicks und brachte die Pferde des Herrn Jinker bald dahin, ihr Feuer zu zeigen; die Reiter jagten mit mehr Eile als Regelmäßigkeit zurück und setzten, wie der Lieutenant später versicherte, erst dann in den Trab ein, als eine Anhöhe sie gegen eine so unwillkommene Begrüßung aus dem Schlosse Stirling schützte. Ich muß Balmawhapple übrigens die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er nicht nur hinter seinen Leuten zurückblieb und Ordnung unter ihnen zu erhalten bemüht war, sondern daß er auch in dem Ungestüm seines Muthes das Feuer aus dem Schlosse dadurch erwiderte, daß er eine seiner Sattelpistolen gegen die Mauern abschoß. Da es aber eine halbe Meile entfernt war, wird dieser Racheschuß schwerlich großen Schaden angerichtet haben.

Die Reisenden kamen jetzt über das denkwürdige Feld von Bannockburn und erreichten Torvood, einen Ort glorreichen oder fürchterlichen Andenkens für die Schotten, je nachdem die Erinnerung an die Thaten eines Wallace oder an die Grausamkeiten eines Wude Willie Grime im Gedächtniß vorwalteten. In Falkirk, einer Stadt, die früher in der schottischen Geschichte berühmt war, und bald wieder als der Schauplatz wichtiger militärischer Ereignisse ausgezeichnet werden sollte, schlug Balmawhapple vor, Halt zu machen und für den Abend auszuruhen. Dies geschah mit wenig Rücksicht auf militärische Disciplin, da sein würdiger Quartiermeister besonders bemüht war, zu entdecken, wo man den besten Branntwein bekäme. Schildwachen wurden für überflüssig erachtet, und von dem ganzen Haufen wachten nur die, welche sich etwas zu trinken verschaffen konnten. Wenige entschlossene Leute hätten das ganze Detachement aufheben können, allein von den Einwohnern waren einige günstig gesinnt, andere gleichgültig und die übrigen zu sehr eingeschüchtert. So ereignete sich denn nichts Bemerkenswerthes, ausgenommen, daß Waverleys Ruhe unangenehm durch die lauten Gesänge gestört wurde, welche die jakobitischen Schwärmer unbarmherzig brüllten.

Früh am Morgen waren sie wieder zu Pferde und auf dem Wege nach Edinburg, obgleich die blassen Gesichter einiger verriethen, daß sie die Nacht unter schlafloser Ausschweifung verlebt hatten. Sie machten Halt in Linlithgow, das sich durch seinen alten Palast auszeichnete, der vor sechszig Jahren noch unversehrt und bewohnbar war.

Als sie sich der Hauptstadt Schottlands in einer ländlichen, wohlgebauten Gegend näherten, wurde der Kriegslärm vernehmbar. Das ferne doch deutliche Feuern schwerer Geschütze ward in einzelnen Zwischenräumen hörbar, und sagte Waverley, daß das Werk der Vernichtung bereits vorwärts schreite. Selbst Balmawhapple schien geneigt, einige Vorsichtsmaßregeln zu treffen, indem er eine kleine Avantgarde vorausschickte, die übrige Mannschaft in ziemlicher Ordnung hielt und unaufhaltsam vorwärts ritt.

Auf diese Weise erreichten sie bald eine Höhe, von der sie Edinburg übersehen konnten, das sich an dem Hügel östlich von dem Schlosse hinzieht. Das letztere wurde von den nördlichen Insurgenten, welche sich der Stadt schon seit zwei oder drei Tagen bemächtigt hatten, belagert oder vielmehr blockirt, und feuerte von Zeit zu Zeit auf Abtheilungen von Hochländern, die sich auf der Landstraße oder in der Nähe der Burg zeigten. Da der Morgen ruhig und schön war, hüllten diese Schüsse das Schloß in eine Rauchwolke, deren Saum sich langsam in die Luft erhob, während ihr Mittelpunkt sich durch neues Feuer mehr und mehr verdichtete; das Ganze gewährte einen Anblick finsterer Erhabenheit, welcher noch fürchterlicher erschien, wenn Waverley über die Ursache nachdachte, die ihn hervorrief, und wenn er sich sagte, daß jeder neue Schuß die Todtenglocke irgend eines braven Mannes sein könnte.

Noch ehe sie sich der Stadt näherten, war die einseitige Kanonade gänzlich verstummt. Balmawhapple aber, welcher sich der unfreundlichen Begrüßung noch erinnerte, die seine Leute von der Batterie in Stirling empfangen hatten, schien offenbar keinen Wunsch zu haben, die Höflichkeit der Schloßartillerie zu prüfen. Er verließ daher die gerade Straße, hielt sich bedeutend südwärts, so daß er außer Schußweite war, und näherte sich dem alten Schlosse Holyrood, ohne die Mauern der Stadt berührt zu haben. Er stellte dem ehrwürdigen Gebäude gegenüber seine Mannschaft in einer Reihe auf und übergab Waverley der Obhut einer Wache von Hochländern, deren Offizier ihn in das Innere des Schlosses führte.

Eine lange, niedrige, unproportionirte Gallerie, mit Bildern der Könige, die jedenfalls mehrere Jahrhunderte vor der Erfindung der Oelmalerei lebten, diente als eine Art von Vorgemach zu den Zimmern, welche der abenteuernde Karl Eduard jetzt in dem Palast seiner Vorfahren bewohnte. Offiziere in Hochlands- und Tieflandstrachten gingen hastig hin und her, oder standen in der Halle, als warteten sie auf Befehle. Alle schienen geschäftig und auf etwas wichtiges gefaßt zu sein. Man gestattete Waverley, sich in die Vertiefung eines Fensters zu setzen, von allen unbeachtet, und in ängstliche Gedanken über sein Schicksal versunken, dessen Entscheidung sich jetzt mit raschen Schritten zu nähern schien.


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