Friedrich Huch
Enzio
Friedrich Huch

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Er lief weiter und weiter, nur in dem einen Wunsche: Fort von ihr, allein sein. Er flog unter den Brücken durch, die Menschen um ihn herum wurden weniger, es zeigten sich die breiten Wiesen, zwischen denen sich der Fluß hindurchwand. Das Eis ward dünner, klirrende Laute warfen die Ufer zurück, Enzio floh hindurch, vereinzelte Menschen sahen ihm erstaunt nach, Warnungsrufe kamen durch die Luft zu ihm – er hörte sie nicht.

Nur weiter, weiter!

Die Weiden am Ufer starrten, Enzio flog an ihnen vorbei, als wenn das Schicksal selbst ihn vorwärts triebe. Pfeifende Laute irrten den Grund entlang, er lief noch schneller, mit Anspannung aller Kräfte, er fühlte die drohende Gefahr, er biß die Zähne aufeinander und dachte: Mag es kommen wie es will – so oder so – mein Leben ist in jedem Fall vernichtet. Das Sterben ist nicht schwer, ich habe es schon einmal erfahren, ich fordere das Geschick heraus – – mag es jetzt tun was es will – selbst wenn ich noch einmal ein 511 neues Leben anfangen könnte – – er vollendete den Gedanken nicht: Ganz dicht vor ihm drohte der unentrinnbare Untergang, in seine Augen trat die Todesangst, ein Ruck ging durch seinen Körper, er wollte die gewaltige Schnelligkeit, mit der er dahinflog, hemmen – – um ihn herum splitterte und krachte es, er stürzte mit der Stirn nach vorn, eiskalter Schmerz durchbohrte sie wie eine Speeresspitze, er fühlte wie er sank, fremde Stimmen rauschten, und die Wasser schlossen sich über ihm.

 
 
 


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