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114. Streit

»Nun, da seid ihr ja! Habt ihr also doch hergefunden?« sagte der Herr von Senden und lächelte seiner Maria entgegen. »Aber wo ist denn der Siebrecht? Wo hast du Karl gelassen?«

»Herr Siebrecht hatte eine kleine Panne, da bin ich ihm vorausgefahren«, log Maria Molina. »Nun, Bodo, wie war es? Habt ihr euch gut amüsiert? Du siehst so zufrieden aus, jung und strahlend!«

»Ich habe auch die angenehmsten Nachrichten bekommen, Maria, du wirst dich freuen«, antwortete der Rittmeister. »Und wie ist es bei euch? Hattet ihr eine nette Fahrt? Wo ging sie denn hin?«

»Zum Funkturm. Ich will dich nicht kränken, Bodo, aber dein Freund ist ein bißchen langweilig, er hat kaum den Mund aufgetan.« Sie fühlte den beobachtenden Blick Ilses und sagte rasch: »Seien Sie mir nicht böse, Fräulein Gollmer, daß ich mich vorhin so dumm benommen habe, ich war befangen. Und wenn ich befangen bin, mache ich immer Dummheiten. War ich sehr blöd?«

»Nun«, sagte Ilse, »jedenfalls sind Sie jetzt ganz verändert. Kommt das durch die Fahrt?«

»Vielleicht! Ich weiß nicht. – Also, Bodo, gib mir zu trinken, ich habe Durst. Ich will jetzt ordentlich trinken, und zwar von deinem geliebten Rotwein!«

»Das ist ein erstaunlicher Entschluß, Maria!«

»Ich werde dich heute abend noch viel mehr erstaunen! Ich bin so guter Stimmung! Deine Freunde haben mich kennengelernt, ich habe alles falsch gemacht, und nun ist es ausgestanden! Rück zu auf der Bank, Bodo, ich will mich neben dich setzen ... Hallo, da haben wir ja auch den Mann mit der Panne!«

Karl Siebrecht war eingetreten. Er erwartete, daß Maria schwere Anklagen gegen ihn erhoben hatte, und wappnete sich von vornherein mit einem wütenden, angriffslustigen Gesicht. Aber nun sahen ihm drei lächelnde Gesichter entgegen, auch die Molina lächelte ihn holdselig an. »Ist Ihre Panne schon behoben, oder haben Sie Ihr Auto in eine Werkstatt fahren müssen?« fragte sie. »Ich habe eben erzählt, daß ich vorausgefahren bin. Es war wirklich etwas kühl ...«

Alles kam anders, als er erwartet hatte. »Mit dem Wagen ist alles in Ordnung«, antwortete er und setzte sich an den Tisch. »Darf ich mir eingießen, Rittmeister? Ich habe wirklich Durst bekommen.«

»Genau wie die Maria! Aber halt, Junge, trinke bloß nicht so hastig! Das ist ein schwerer alter Burgunder, der muß in Schlückchen getrunken werden! Und nun zwei Gläser hintereinander!« Einen Augenblick war Herr von Senden wirklich ärgerlich – über diese sinnlose Verschwendung eines Göttergetränks. Aber sofort besann er sich wieder. Er sagte freundlich: »Und nun wollen wir uns noch einmal die Gläser vollschenken und auf dein Wohl trinken, Karl Siebrecht!«

»Wie?« fragte Siebrecht verwirrt. Er hatte Zorn, Tadel, Empörung erwartet, und traf nur eitel Freundlichkeit.

»Wir danken dir, Karl«, sagte der Rittmeister fast feierlich. »Maria und ich, wir danken dir! Du hast uns wirklich einen Freundschaftsdienst getan, mein Sohn Karl. Stoß an, du sollst leben!«

Aber Karl Siebrecht stieß nicht an, seine Verwirrung war aufs höchste gestiegen. Er sah von einem Gesicht zum andern. »Ich verstehe kein Wort«, meinte er. »Von welchem Freundschaftsdienst sprechen Sie?«

»Ilse Gollmer hat mir alles gesagt. Du weißt es auch noch nicht, Maria. Karl Siebrecht hat mein Vermögen mobil gemacht, es ist wirklich wie ein Wunder!«

»Und das Geld ist wirklich da?« fragte Maria Molina.

»Ja«, sagte der Herr von Senden. »Dort, in der Handtasche von Fräulein Gollmer. Er hat es ihr überlassen, ob sie es mir heute geben wollte oder nicht. Und obwohl meine kleine Maria sich vorhin etwas töricht benommen hat, sind die beiden doch so großzügig gewesen ...« Karl Siebrecht stand starr. Der Scheck in Ilses Hand – er hatte ihn ganz vergessen! Nein, er hatte ihn nicht vergessen, aber er hatte es für unmöglich gehalten, daß Ilse ihn nach diesem Benehmen der Molina aushändigen würde, er hatte ihn zurückfordern wollen. Und nun ... Wie halb im Traum hörte er den Rittmeister weiterreden: »Ilse hat mir den Scheck schon geben wollen, aber das mochte ich nun doch nicht. Nein, Karl, du mußt ihn mir selber geben, und ich will dir danken. Und Maria soll dir auch danken ...«

»Natürlich will ich Ihnen danken! Er ist einfach großartig, dein Freund Siebrecht, Bodo, ich muß ihm einen Kuß geben ...«

Der Rittmeister lächelte. Ilse Gollmer hatte den Scheck aus der Tasche genommen und hielt ihn Karl Siebrecht hin, immer die Augen aufmerksam auf sein verwirrtes, ungläubiges Gesicht gerichtet. Die Molina näherte sich ihm, sie beugte sich über ihn, der noch immer saß, legte eine Hand auf seine Schulter, einen Arm um seinen Hals, und während sie ihn zu küssen schien, flüsterte sie: »Sehen Sie, wer ist nun reingefallen?!«

»Ich kann den Scheck noch zerreißen«, murmelte er.

»Das können Sie eben nicht! Wie stünden Sie vor dem Rittmeister und Ihrer Freundin da!«

Und wie stünde ich erst vor Hertha da! dachte er. Nein, ich kann ihn wirklich nicht zerreißen.

Gerade rief der Herr von Senden: »Maria, du übertreibst deine Dankbarkeit!«

»Geben Sie jetzt den Scheck –« flüsterte Ilse Gollmer und gab ihm das Blatt in die Hand. »Schnell, ehe Sie es sich anders überlegen!«

Einen Augenblick sah er, noch immer zweifelnd, auf die Zahl. Sechzigtausend las er. Und mein ungedeckter Vorschuß? schoß es ihm durch den Kopf. Und erst da, in dieser Sekunde, wurde ihm klar, daß er immer, seit er diesen Scheck besaß, mit dem Gedanken gespielt hatte, seinen Vorschuß mit ihm zu decken und den Rest der Sendenschen Forderung billig zu kaufen! Er atmete auf, als sei er einer schweren Gefahr entronnen. »Ich danke dir, Ilse –« flüsterte er. Er reichte dem Rittmeister den Scheck über den Tisch fort. »Hier, Herr von Senden, ich bin froh, daß ich das noch regeln konnte. Man sollte wirklich keine Geldgeschäfte unter Freunden machen ...« Der Rittmeister sah ihn verwundert und befremdet an. Aber Karl Siebrecht hatte schon sein Glas erhoben. »Und nun trinke ich auf das Wohl von Maria Molina!« rief er. »Auf ihren Erfolg! Auf ihr Glück! Auf eine gute Ehe! Maria Molina soll leben!« Sie stießen an, sie sahen sich an. Kalt und böse blickten die Augen der Molina auf ihn. Aber er war ihr nicht mehr böse. Ich bin einer schweren Gefahr entgangen, dachte er wieder. »Ich danke dir, Ilse –« flüsterte er wieder. »Du hast mich gerettet!«

»Ich verstehe Sie jetzt wirklich nicht, Siebrecht!« antwortete sie ein wenig ärgerlich. »Was hatten Sie mit der Molina? Ich glaube kein Wort von der Panne!«

»Nachher!« sagte er. »Alles nachher!« Er hatte sein Glas wieder ausgetrunken und füllte es von neuem. »Und jetzt wollen wir Brüderschaft trinken, Ilse Gollmer«, sagte er. »Auf du und du! Bitte, sagen Sie ja. Bitte!«

»Wenn Sie mir alles sagen!«

»Alles?«

»Jawohl, einfach alles. Auch die Geschichte, wie Sie Ihre Frau kennenlernten!«

»Ich glaube, das darf ich wirklich nicht, Ilse!«

»Jetzt sage ich: alles oder nichts!«

»Aber warum denn, Ilse? Es ist eine ganz belanglose Geschichte, die nur Hertha und mich angeht.«

»Ich will Sie eben ganz kennenlernen!«

»Warum wollen Sie denn das?«

Sie sah ihn an, sie sah ihn so deutlich und unverhüllt an. Er senkte den Blick. »Ja oder nein?« fragte Ilse Gollmer.

»Ja«, flüsterte er.

»Also, auf du und du!« sagte Ilse Gollmer, »und auf Waffenbrüderschaft in guten und schlimmen Tagen!«

Sie schlangen die Arme ineinander, er trank aus ihrem, sie aus seinem Glas. »Keinen Tropfen!« sagte er und neigte sein Glas zur Erde.

»Keinen Tropfen!« sagte auch sie.

»Und nun müssen wir uns küssen!« Ganz leicht fühlte er ihre Lippen.

»Gut, gut!« sagte der Rittmeister beifällig. »Ihr seid ja nun schon alte Freunde. Ihr müßt euch doch mindestens zehn Jahre kennen!«

»Siebzehn Jahre!« rief Ilse Gollmer. »Genau siebzehn, und die Siebzehn ist immer meine Glückszahl gewesen. Aber nun sieh, daß wir noch etwas zu essen bekommen, Onkel Bodo. Es ist zwar schon ein wenig spät, aber ich habe Hunger, und Siebrecht muß etwas essen, er trinkt zuviel und zu hastig! Das kann nicht gutgehen!«

Aber vorläufig ging alles gut. Sie bekamen noch zu essen, und nachdem sie gegessen hatten, tranken sie weiter. Alle waren in ein immer schnelleres Trinken geraten, es war, als wollten sie etwas Drohendes verscheuchen, einschüchtern. Maria hatte viel zu fragen, sie war so unwissend. Sie wollte alles über solch einen hohen Scheck erfahren, ob er unter allen Umständen galt, ob er widerrufen werden konnte. Und erst als sie über all diese Punkte ganz sicher war, erhob sie plötzlich ihre Stimme: »Glaubst du, ich habe Angst? Ich habe vor keinem Angst, auch nicht vor deinem Freund da! Denkst du etwa, ich lasse mir von dem etwas gefallen? Aber gar nichts! Ich sage ihm genau, was ich von ihm halte, vor allen Leuten, meinethalben auch vor seiner Frau, jedenfalls aber vor seiner geliebten Freundin ...«

»Ich bitte dich, Maria, was ist nur plötzlich in dich gefahren! Suchst du Streit? Du hast zuviel getrunken, Kind! Eben hast du noch gesehen, wie anständig er sich benommen hat!«

»Der und anständig? Jetzt werde ich ihm ins Gesicht sagen, was ich von seiner Anständigkeit halte! – Hören Sie mal, Herr Siebrecht, wenn Sie sich einen Augenblick von Ihrer Freundin losreißen können – ich habe Ihnen was zu sagen. Sie wissen doch, ich habe gelogen? Das wissen Sie doch, wie –?«

»Ich beschwöre dich, Maria –!«

»Natürlich haben Sie gelogen«, antwortete Karl Siebrecht, der fühlte, daß jetzt der Kampf kam. Seine Stimme hatte den gleichen bösen, streitsüchtigen Klang wie die ihre. »Ich weiß nur nicht, welchen Einzelfall Sie meinen. Etwa, als Sie dem Herrn von Senden vorlogen, Sie liebten ihn –?«

»Diesen Ton«, sagte der Rittmeister stark, »verbitte ich mir!«

Sie hörten ihn gar nicht. »Ich habe gelogen, als ich erzählte, Sie hätten eine Panne gehabt. Sie haben keine Panne gehabt: Sie haben mich aus dem Auto gejagt!«

»Da lügen Sie schon wieder! Sie haben verlangt, ich sollte halten, und auf Ihren eigenen Wunsch sind Sie ausgestiegen.«

»Sie haben mich aus Ihrem Auto gejagt«, wiederholte sie hartnäckig. »So roh wie Sie hat noch kein Mann mit mir geredet! Sie haben gedacht, Sie hätten mich zerschmettert, aber ich wußte, Herr von Senden würde mich beschützen ...«

»Und das werde ich auch! Erkläre mir, Maria, was hat er denn zu dir gesagt? Ich verstehe nichts, eben schient ihr noch gute Freunde. Verstehst du das, Ilse?«

»Doch, ich verstehe schon, Onkel Bodo. Jetzt hat sie den Scheck, und nun kommt die Rache, aber da rede ich auch mit!«

»Er hat gesagt, daß ich nicht tanzen könnte und nicht singen. Er hat gesagt, daß ich nichts wäre wie ein Mädchen, das sein Fleisch für Geld sehen läßt ...«

»Das habe ich nicht gesagt!«

»Wie Sie lügen! Sie haben auch gesagt, ich taugte nicht zum Film, ich taugte zu gar nichts. Das haben Sie gesagt! Ich wäre nur ein Wischlappen, an dem alle ihre Hände abreiben!« Sie sprach immer leiser, aber dabei wurde ihr Ton stets eindringlicher, drohender.

»Das sind alles Lügen! Nichts von alledem habe ich gesagt!«

»Aber das alles ist noch gar nichts! Dann hat er gesagt, Bodo, daß ich keinen Funken Liebe für dich habe, daß ich dich nur ausnütze, daß ich eiskalt bin ...«

»Das haben Sie selbst gesagt!«

»Wie dumm Sie lügen. Das soll ich Ihnen gesagt haben, der Sie von der ersten Minute an mein Feind waren? Das ist doch zu dumm! Er hat gesagt, daß ich nur eine greisenhafte Schwäche von dir ausnützte, Bodo, daß ich dich betrügen würde, daß er diese Heirat verhindern würde, mit allen Mitteln! Haben Sie das gesagt, oder haben Sie das nicht gesagt?«

»Doch, das habe ich gesagt. Diese Heirat muß verhindert werden, mit allen Mitteln, ich sage es noch einmal ...«

»Es ist genug«, sagte der Herr von Senden. »Komm, Maria, wir gehen. Ich nehme an, Ilse, du kommst mit uns?«

»Nein, Onkel Bodo, ich werde hierbleiben. Aber ehe du jetzt gehst, überlege eins: wenn alles das wahr ist, was das Fräulein sagt und was eben auch Karl Siebrecht erzählt – er ist ja betrunken –, warum hat er dir dann den Scheck gegeben? Heißt das, die Heirat mit allen Mitteln verhindern?«

Der Herr von Senden blieb überrascht stehen. »Wirklich, der Scheck! Er hätte mir den Scheck doch nicht gegeben, wenn er ...« Lebhafter, zu Maria gewandt: »Du hast ihn bestimmt falsch verstanden, Maria! Vielleicht, sicher ist er von deiner Begabung nicht so überzeugt wie ich, er hat dir unangenehme Dinge gesagt – aber er hat nicht unfreundschaftlich gehandelt! Nicht wahr, Karl, das hast du nicht getan?«

Karl Siebrecht, der, den Kopf in die Hand gestützt, dagesessen hatte, sah zum Herrn von Senden auf. Er war jetzt sehr blaß, er sagte nichts, er sah den alten Freund nur an.

»Oh, der Scheck!« rief die Molina spöttisch. »Jetzt soll der Scheck also was beweisen! Natürlich wollen Sie Ihrem Freund helfen, Fräulein! Aber Sie wissen so gut wie ich, daß er den Scheck nicht hergeben wollte. Er wollte ihn zerreißen, noch im letzten Augenblick wollte er ihn zerreißen, so zornig war er ...« Sie wandte sich an Herrn von Senden, der wieder ganz verzweifelt dastand, sie sagte: »Hast du denn wirklich geglaubt, ich habe ihn vorhin geküßt, diesen Menschen, der dein und mein Feind ist? Ich sah doch, er wollte dir den Scheck nicht geben! Da habe ich ihm zugeflüstert, daß er dich verlieren würde und seine Freundin dazu, wenn er den Scheck nicht hergäbe. Darum hat er ihn gegeben, aus Angst hat er ihn gegeben, aus Angst vor Blamage! Und nun hat er sich doch blamiert, dieser stolze Herr«, die Molina wurde immer triumphierender, »deine Freundschaft ist er los, Bodo, das weiß ich! Vergiß nicht: greisenhafter Trottel hat er von dir gesagt, anderthalb Jahre lang würde er dich mit dem Geld hinhalten, das hat er auch noch gesagt! Wie er sich blamiert hat, dieser Herr, er wagt schon nicht mehr, den Mund auf zu tun –!«

»Und das Mädchen willst du heiraten, Onkel Bodo?« fragte Ilse Gollmer empört. »Ich sehe es ihr ja an, daß sie lügt! Aus Rachsucht lügt sie. Nie würde dich Siebrecht einen greisenhaften Trottel nennen, das hat sie alles erfunden, ständig vermengt sie Wahrheit und Lüge! Sage selbst, Karl Siebrecht ...«

»Nein«, sagte Karl Siebrecht langsam, »gesagt habe ich das nicht. Aber ich habe wohl gedacht, daß diese Liebe eine – Altersschwäche ist. Sie haben ja selber gesagt, Sie lieben nur die Jugend in ihr. Aber Jugend allein ist nichts Kostbares ...« Er hielt inne, er sah sich verwirrt um. »Ich weiß nicht, von was ich rede«, murmelte er. »Ich mag nicht mehr davon reden. Nein«, sagte er mit einem Lächeln, »den Scheck habe ich nicht gern gegeben, da hat sie ganz recht. Noch jetzt hätte ich ihn gern zurück. Oder war es nicht so, Ilse, wollte ich den Scheck nicht zurückhaben? Wie war es?«

»Du wolltest ihn nicht zurückhaben, Karl. Du warst froh, daß du ihn gegeben hattest!«

Aber der Rittmeister hatte schon gehandelt, er hatte den Scheck auf den Tisch geworfen. Plötzlich war sein Jähzorn zum Durchbruch gekommen. »Hier haben Sie Ihren Scheck!« rief er. »Ich will keine Geschenke von Ihnen! In einem Jahr werde ich mein Geld von Ihnen bekommen! Ich kann warten! Und Maria kann es auch!«

Doch Maria Kusch war schneller gewesen als Ilse Gollmer. Mit einem hastigen Griff hatte sie das Blatt an sich genommen. »Darüber reden wir morgen, Bodo«, sagte sie sanft. »Wenn du morgen noch derselben Ansicht bist, soll er den Scheck haben.«

»Gib ihm den Scheck jetzt«, beharrte der Rittmeister, schon nicht mehr so zornig. »Ich will nichts von ihm haben.«

»Nein, jetzt bekommt er den Scheck nicht«, antwortete die Molina noch sanfter. »Du siehst doch, er ist betrunken; wer weiß, was er mit dem Scheck anfängt!«

»Dann geben Sie den Scheck Herrn von Senden!« sagte Ilse Gollmer heftig.

»Sie denken wohl, Fräulein, ich hebe das Geld für mich ab?«

»Jawohl, Fräulein, genau das denke ich.«

»Da siehst du es, Bodo, das sind deine Freunde! Komm jetzt!« Und Herr von Senden ging mit ihr, alt und verfallen.


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