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105. Es ist soweit

Die Klatschblätter der Reichshauptstadt, vom »Guten Ruf« angefangen über die »Wahrheit« bis zum »Intimen Blatt«, hätten Stoff genug gehabt, über die junge Ehe des Direktors vom Berliner Bahnhof-Eildienst zu schreiben. Dieses junge Paar, das durch bohemehafte Sitten vor der Hochzeit soviel Anlaß zu Gerede gegeben hatte, schien sich nach der Hochzeit nicht mehr zu kennen. Die junge Frau wohnte bei ihren Eltern, und Besuche in der Passauer Straße gab es nicht mehr. Die Wohnung dort war zu vermieten, und bald zog ein Handelsvertreter ein. Der junge Ehemann aber wohnte in einer Fremdenpension in der Lietzenburger Straße und lebte aus seinen Koffern.

Im Anfang dieser Zeit hatte Karl Siebrecht noch dann und wann versucht, seine Frau telefonisch zu sprechen. Er hatte erwartet, daß Hertha ihm wenigstens bei der Einrichtung beistehen würde, bestimmt hatte er nicht erwartet, daß sie ihn überhaupt nicht mehr sehen und sprechen wollte. Aber er war nie auch nur mit ihr verbunden worden. Es hatte auch keine verlegenen Entschuldigungen gegeben, es hatte einfach geheißen: »Die gnädige Frau ist nicht zu sprechen.«

Aber dann kam die Nachricht von den Herren Lange & Messerschmidt, daß Herr Eich in Nikolassee eine Villa für seine Tochter erworben habe. Jawohl, für seine Tochter, das war eine große Beruhigung für Karl Siebrecht. Wenn dieser argwöhnische, feindlich gesinnte Mann eine Villa kaufte und dafür sorgte, daß sie auf den Namen der Tochter geschrieben wurde, so war er doch wohl der Ansicht, daß diese Ehe noch in Kraft treten würde – sagten die Juristen nicht, die Ehe würde noch konsumiert werden? Gleichviel, was sie sagten, Karl Siebrecht gab von Stund an die Versuche auf, seine Frau telefonisch zu erreichen. Er mußte sehen, mit der Einrichtung allein fertig zu werden. Er stöberte einen begeisterungsfähigen jungen Innenarchitekten auf, einen Herrn Zenker. Natürlich war es notwendig, diesen Herrn Zenker in gewissem Umfang ins Vertrauen zu ziehen. Es war ja etwas ungewöhnlich, daß ein Haus ganz nach dem Geschmack einer Dame eingerichtet wurde, die sich weder sehen noch sprechen ließ. Zwischen den beiden Männern bestand die stillschweigende Vereinbarung, daß Frau Siebrecht bei der Pflege ihres schwer erkrankten Vaters unter keinen Umständen gestört werden durfte.

»Machen Sie das nur ganz so, wie Sie denken, Herr Zenker«, sagte Karl Siebrecht. »Ich hoffe, Sie werden den Geschmack meiner Frau treffen.«

Herr Zenker ließ sich das nicht zweimal sagen, er machte es wirklich genau so, wie er dachte! Gottlob waren die Zeiten des Expressionismus schon wieder vorüber, und der junge Mann hatte eine vertraueneinflößende Vorliebe für alte Möbel. Immerhin schien er nicht ganz im Bilde darüber, was der Direktor eines mittleren Berliner Betriebes verdiente. Karl Siebrecht hatte jetzt ein gutes Einkommen, die Geschäfte gingen nicht schlecht. Aber um Herrn Zenkers Forderungen gerecht zu werden, hätte er das zehnfache Einkommen haben müssen. Karl Siebrecht seufzte, Karl Siebrecht protestierte, aber schließlich ergab er sich in sein Schicksal. Er richtete ja auch nicht alle Jahre eine Villa in Nikolassee ein. Er bremste – aber er schloß doch viele Käufe auf Ratenzahlung ab, auch wurde für den Direktor ein Vorschußkonto in den Büchern der Firma eingerichtet. Mit der Zeit würde er das alles schon wieder abtragen. Hertha und er hatten so billig in der Passauer Straße gelebt; wenn sie erst eingerichtet waren und zusammen hausten, würden diese billigen Zeiten zurückkehren, dann konnte er abbezahlen. Es war nicht möglich, daß er weniger großzügig war als sein Schwiegervater. Die Villa war bestimmt nicht billig gewesen, da konnte er sie auch nicht billig einrichten!

Natürlich kamen immer Fragen, die schwierig waren. Da sagte Herr Zenker: »Ihr Schlafzimmer, Herr Direktor, stößt direkt an das Badezimmer, Sie erinnern sich?«

Herr Direktor erinnerte sich.

»Und auf die anderen Seite des Badezimmers liegt nun das große Eckzimmer mit Südsonne, über dessen Verwendung wir noch nicht gesprochen haben.«

»Machen Sie ein Gastzimmer daraus, Herr Zenker!« schlug Karl Siebrecht vor, obwohl er keine rechte Vorstellung von der Art ihrer künftigen Hausgäste hatte.

»Oh, Herr Direktor, wir haben doch schon drei Gastzimmer! Es wäre wirklich schade um das schöne Südzimmer. Ich habe gedacht –«

»Nun, was haben Sie gedacht, Herr Zenker?«

»Also«, Herr Zenker gab sich einen Stoß, »also, ich habe an ein Kinderzimmer gedacht. Ich weiß da eine junge Künstlerin, die so etwas ganz reizend macht. Wenn ich sie einmal anrufen dürfte, man könnte ja mal mit ihr über die Sache reden ...«

Es folgte ein kurzes Schweigen.

»Natürlich«, sagte Herr Zenker dann, »kann das Zimmer vorläufig auch leer stehenbleiben, bis die gnädige Frau selbst darüber verfügt.«

»Ich gebe Ihnen deswegen noch Bescheid, Herr Zenker«, sagte Karl Siebrecht eilig. »Sonst noch etwas? Dann also guten Morgen! Ich muß jetzt schleunigst in die Stadt!« Am liebsten hätte er Herrn Zenker sofort ja gesagt, aber er wußte nicht, wie Hertha darüber denken würde. In gewissen Dingen war sie einfach abergläubisch. Aus Aberglauben hatte sie sich geweigert, ihn zu heiraten, aus Aberglauben hatte er das Heim in der Passauer Straße zerstören müssen. Und vielleicht würde sie wieder abergläubisch werden, wenn sie ein Kinderzimmer eingerichtet fand, und es war noch nicht die geringste Aussicht da auf Kinder. Nein, er würde dem Architekten Zenker und seiner jungen Künstlerin keinen derartigen Auftrag erteilen. Wenn er danach gefragt werden würde, würde er es eben vergessen haben, mit seiner Frau darüber zu reden.

Wider Erwarten aber wurde er nicht gefragt, und als er eines Tages durch die Villa ging, sah er zu seinem Erstaunen, daß die Tür dieses Südzimmers offenstand und daß eine junge Dame eifrig damit beschäftigt war, einen Fries von Hasen, Gänsen, Hunden und Katzen an die Wand zu malen. Er war so überrascht, daß er stehenblieb, unentschlossen, ob er eintreten oder weitergehen sollte. Unterdes hatte ihn die Malerin gesehen und war auf ihn zugetreten. »Herr Direktor Siebrecht, nicht wahr?« Und sie nannte ihren Namen. »Herr Zenker sagte mir ... Wenn ich Ihnen vielleicht meinen Entwurf zeigen darf? Wir hatten uns das Zimmer so gedacht ...« Und sie holte eine Rolle mit Zeichnungen.

Wenn ich nur wüßte, wen sie mit »Wir« meint, dachte er. Nur Herrn Zenker und sich, oder hat sie etwa doch mit Hertha gesprochen? Ich kann sie unmöglich danach fragen. Er lauschte geduldig ihren Erklärungen über Kindermöbel, Kinderhygiene, Kinderphantasie – aber das Wort »Wir« wiederholte sich nicht mehr. Er lächelte: »Also dann auf Wiedersehen, Fräulein Seebach. Meine Frau wird sich sehr freuen, wenn sie das hier alles sieht.«

»Ich hoffe es«, antwortete die Malerin. »Auf Wiedersehen, Herr Siebrecht.«

Nein, er erfuhr nichts, ob sie sich nun verabredet hatten zu schweigen oder ob Herr Zenker dies auf eigene Verantwortung unternommen hatte.

Dann, an einem Tage wenig später, als er gerade ziemlich staubig aus dem Keller kam, wo ein neuer Zentralheizungskessel aufgestellt wurde, stand er plötzlich vor ihr. Sie war mit dem Architekten in der Halle beschäftigt, Stoffe für Möbelbezüge auszusuchen. »Guten Tag, Karl«, sagte sie und reichte ihm die kühle Hand. »Du siehst, ich mußte doch einmal hierherschauen. Ich bekam plötzlich Angst, ihr könntet mich gar zu sehr überraschen.«

Er fühlte wohl, dies war nur des Architekten wegen gesagt. Trotzdem meinte er: »Hoffentlich bist du mit uns zufrieden. Wir nähern uns allmählich dem Ende. In zwei Wochen, meint Herr Zenker, wird alles fertig sein.«

»Frühestens in drei Wochen!« widersprach Herr Zenker, der sich wie mancher junge Künstler von seinem ersten Werk nicht trennen konnte. »Sie wissen, die Teppichleger haben mich im Stich gelassen, und die Kücheneinrichtung ist noch lange nicht fertig.«

»Es eilt nicht, Herr Zenker«, sagte Hertha Siebrecht. »Ich will meinen Vater erst noch nach Gastein begleiten. Auf ein paar Wochen kommt es nicht an, das meinst du doch auch, Karl?«

»Nein, natürlich nicht – ich meine, der Termin ist nicht so wichtig«, antwortete er mechanisch. Darum also war sie gekommen, nur darum, um ihm dies zu sagen. Eine Reise nach Gastein, sechs Wochen, acht Wochen, vielleicht ein Vierteljahr weiterer Aufschub ... Vielleicht würde es ewig so weitergehen, sie entschloß sich nie, und er blieb immer weiter in seiner Fremdenpension sitzen, mit einer komplett eingerichteten Villa und einem hübschen Vorschußkonto bei der Firma. Ganz gedankenlos sagte er sein Ja oder Nein zu ihrer Meinung über die Stoffe. Als dann aber der Architekt nicht von ihrer Seite wich und Hertha durchaus mit zum Wagen bringen wollte, verabschiedete er ihn plötzlich. Wenigstens die paar Schritte durch den Garten wollte er allein mit ihr gehen. Es waren höchstens fünfzig Schritte, und er hatte ihr sehr viel zu sagen. So viel war es, daß er keinen Anfang finden konnte.

Dann sagte sie: »Es wird alles sehr schön, Karl, aber ich fürchte, ein wenig teuer. Willst du mir nicht erlauben, mich zu beteiligen? Lange & Messerschmidt werden dir einen Scheck von mir geben.«

»Nein, danke«, sagte er kurz. »Das ist meine Sache.« Er blieb stehen, aber wieder sagte er etwas, was er eigentlich nicht sagen wollte, er fragte sie: »Hast du mit dieser Malerin wegen des Südzimmers gesprochen?«

»Ja«, sagte sie. »War es dir nicht recht?«

»Du lieber Himmel!« rief er zornig und blieb plötzlich stehen. »Du kannst einen Mann wohl wahnsinnig machen! Werde ich dich je verstehen? Du gibst den Auftrag für ein höchst modernes und sehr hygienisch eingerichtetes Kinderzimmer, aber über meinen Architekten teilst du mir mit, daß du für acht Wochen oder ein Vierteljahr nach Gastein reisen willst! Ist dir klar, Hertha, daß wir heute zwei Monate und eine Woche verheiratet sind? Und daß du mir heute zum erstenmal in dieser ganzen Zeit die Hand gegeben hast –?!«

»Komm!« sagte sie und berührte leicht die Schulter des Zornigen. »Laß uns noch ein paar Schritte durch den Garten gehen. – Hast du nie Angst gehabt, Karl, vor einer großen Entscheidung, vor alldem, was dann folgen mußte?«

»Doch ja«, antwortete er, noch immer zornig. »Ich habe in meinem Leben verschiedene Male Angst gehabt, die allerhundeerbärmlichste Angst von der Welt! Wenn ich aber merkte, daß ich solche Angst hatte, so habe ich alles getan, um möglichst schnell in die Lage zu kommen, vor der ich sie hatte. Und im Augenblick, wo ich drin war, war ich die Angst auch los! Hertha!« sagte er bittend. »Versuch doch, dich frei zu machen von diesem tatenlosen Zögern! Nichts kann so schlimm sein wie die Ängste, die dir deine Phantasie jetzt bereitet.«

»Du irrst«, sagte sie sanft. »Jetzt weiß ich doch noch, daß du mich liebst. Später vielleicht ...«

»Aber ich bin ein Mann!« rief er. »Ich bin ein Mensch von Fleisch und Blut. Ich liebe dich, und ich will dich in meinen Armen halten. Ich will meine Liebe fühlen und schmecken. Ich will nicht nur träumen, daß ich dich in den Armen halte, und wenn ich aufwache, halte ich nichts mehr. – Ich bin es müde, mich von meiner Phantasie quälen zu lassen. Komm hierher, ich lasse dir alle Freiheit, aber wenigstens unter dem gleichen Dach will ich mit dir leben!«

»Wie du mich betrügst! Nach dem gleichen Dach kommt das gleiche Zimmer und das gleiche Bett. Hast du nie den Vers gelesen: ›Ach, in den Armen hab ich sie alle verloren, du nur, du wirst immer wieder geboren: weil ich niemals dich anhielt, halt ich dich fest.‹?«

»Ja«, rief er bitter, »das bist du! Verse, Literatur – und danach möchtest du dein Leben einrichten, aus zweiter Hand! Was geht mich das alles an? Ich will meine Erfahrungen allein machen, und wenn sie bitter sind, sind es meine eigenen Bitternisse! Du lebst jetzt ein Leben, das andere für dich ausgedacht haben. Es gab einen Tag, an dem du mutiger warst! Es gab manchen Tag!«

»Und es wird wieder ein solcher Tag kommen«, sagte sie fast heiter. »Ich habe dich um Geduld gebeten, Karl, vielleicht dauert es nun nicht mehr lange.«

»Ja, aber du hast deinem Vater versprochen, mit ihm nach Gastein zu fahren!« beharrte er.

»Das Haus ist noch nicht fertig. Wenn das Haus fertig ist, erwarte seine Herrin!« Sie war jetzt fast fröhlich, sie gab ihm die Hand, und ehe sie in den Wagen stieg, reichte sie ihm rasch und heiter den Mund.

Dann wurde das Haus fertig, und er zog aus der Lietzenburger Straße nach Nikolassee. Schnell entdeckte er, daß es nicht so leicht sein würde, zu dem billigen Leben früherer Tage zurückzukehren: das Haus erforderte, nur mit ihm als Bewohner, zwei Mädchen und eine Köchin, und zum Frühjahr würde er noch einen Mann einstellen müssen, eine Mischung aus Gärtner, Diener und Chauffeur, das Haus verlangte es so. Dunkel begann er zu ahnen, was erst nötig sein würde, wenn auch die junge Frau hier wohnte, wenn Kinder da waren.

Herrn Zenkers Tätigkeit hatte einen hübschen Packen unbezahlter Rechnungen hinterlassen, sie füllten einen ganzen Ordner. Trotzdem zürnte er diesem jungen begeisterungsfähigen Menschen nicht. Das Haus war schön geworden, wenn es auch nicht sein Haus war, er wohnte darin nur als Gast. Das würde vielleicht erst anders werden, wenn Hertha hier mit ihm wohnte, dann würde er persönliche Beziehung zu den Möbeln, den Büchern bekommen. Aber Hertha war nun wohl längst in Gastein. Die Briefe, die vom Eichschen Büro kamen, trugen nie mehr die Unterschrift des alten Herrn. Das Haus war fertig, aber seine Herrin ließ auf sich warten ...

Dann, an einem grauen, nassen Novemberabend, kam Karl Siebrecht nach Haus. »Ich möchte möglichst gleich essen, Ella«, sagte er zu dem Mädchen. »Ist alles fertig?«

»Jawohl, Herr Direktor. Ich werde sofort anrichten.« Sie lächelte ihn an, erst hinterher fiel ihm auf, wie seltsam sie ihn angelächelt hatte.

Er wusch sich die Hände und ging in das große leere Speisezimmer, in dem er ganz allein aß, nur Ella stand seitlich von ihm am Büfett. Er setzte sich, und im ersten Augenblick bemerkte er gar nicht, daß zwei Gedecke auf dem Tisch lagen. Dann sah er es, begriff es aber noch nicht, er sah fragend zu dem Mädchen hin. Das Mädchen Ella lächelte wieder auf diese seltsame Art. »Die gnädige Frau kommt sofort.«

»Schön, Ella«, antwortete er. »Sehr schön. Sehen Sie, daß alles gut warm bleibt. Ich warte.« Und er griff zu einem Brötchen und brach es in der Mitte durch. Dies war die ruhige Art, in der ein überlegener Mann solche Situationen meisterte! Gut, sehr gut! Schön, sehr schön! Das Mädchen nahm natürlich an, daß er von der Ankunft seiner Frau unterrichtet war – er durfte sie um keinen Preis etwas merken lassen. Dann wich langsam die Lähmung von ihm, die ihn bei der plötzlichen Nachricht ergriffen hatte. Es wurde ihm klar, daß sie in sein Haus, in ihr Haus gekommen war, daß sie zu ihm gekommen war! Daß die Zeit des Wartens vorüber war. Daß es nun nur an ihm lag, sie zu halten! Eine Freude, plötzlich wie ein Schlag, packte ihn, der Freude folgte die Angst, daß sie vielleicht wieder nur für einen kurzen Besuch gekommen wäre, für ein, zwei Stunden. Er hob den Kopf, er sah das Mädchen an. »Viel Gepäck, Ella?« fragte er.

»Ein Schrankkoffer«, gab Ella Auskunft, »und ein paar Handkoffer. Der Chauffeur sagte, das meiste Gepäck kommt erst morgen.«

Und wieder sagte er, ganz wie sein Schwiegervater: »Schön, sehr schön!«

Plötzlich hielt er es nicht mehr aus. Was für ein Idiot war er, daß er hier saß und sich mit dem Mädchen Ella unterhielt, und die junge Herrin hielt endlich, endlich ihren Einzug! »Einen Augenblick, Ella!« sagte er. »Halten Sie das Essen gut warm!«

Er lief aus dem Zimmer, er lief die breite Treppe von der Halle zum Oberstock hinauf. Er klopfte kaum gegen die Tür, er lief in ihr Zimmer. Da stand Hertha im Unterkleid, ihre Arme und Schultern waren bloß. Sie hielt ein Kleid in den Händen, das sie eben aus dem Koffer genommen hatte. Er starrte sie an. Dann sagte er langsam: »Ist es soweit, Hertha?«

Sie hob ihm die Hände entgegen. Das Kleid glitt zur Erde. »Komm«, flüsterte sie. »Komm. Ja, es ist soweit.«

Als sie dann beide in das Speisezimmer hinunterkamen, hatte Ella trotz aller Ermahnungen des Hausherrn das Essen doch kalt werden lassen: es gab nur Aufschnitt. Aber Ella wurde darum nicht getadelt, es gibt eben doch bestimmte Grenzen, über die hinaus man Essen einfach nicht mehr warmhalten kann!


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