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Max Fleischer
geb. 31. Januar 1880 in Komotau
gest. 1941

Junge Frau

Noch sprüh'n nicht Purpurrosen sinnverwirrend,
Noch gaukeln nicht die bunten Sommervögel.
Nur hie und da ein Weißling, wiesenirrend,
Bläht sein getupftes lichtes Sommersegel.

Goldregen schüttet große gelbe Trauben,
Wie Silber rieselt's vom Akazienbaum,
Jasmin verhängt die Gänge und die Lauben.
Der Lattenzaun faßt all den Reichtum kaum.

Da ist sie unter Bäumen aufgewacht.
Mit weißen Kieseln spielt sie traumverloren.
Schwermütig ist sie worden über Nacht
Und steht versonnen an des Sommers Toren.

Nächte

In diesen hellen Nächten
Will ich dir alles gestehen.
Und du sollst mir weiße Rosen flechten
Und sollst mich erhöhen.
Aus Nachtgefilden bin ich gekommen,
Scheu und beklommen,
Und hab' mich dir zu Füßen gekauert
Und meine verlorenen Tage betrauert.
Da hast du meine Hand in die deine gelegt –
Und hast mich wie ein Kind gehegt,
Daß ich nur dich und immer dich fühle und sehe
Wie einer jungen Gottesmutter Nähe.

Reiche Ernte

Die Garben sind schon reif zum Binden.
Die Teiche liegen kühl und klar.
In dunstverhüllten Ackergründen
Entzündet sich ein reiches Jahr.

Wetz' deine Sensen, feg' die Tenne;
Der Sommer flieht schon wälderwärts.
Schür' deine Herzglut, daß sie brenne,
Der Winter naht, mein Sommerherz.

Denn ist die Garbentracht geschnitten
Und eingeheimst von brauner Hand,
Rütteln die Winde die Wipfel und schütten
Rostrote Blätter auf dein Land.

Dann kommt der Herbst herab vom Hügel
Und reitet, reitet sonder Rast
Und ist davon, eh' du der Bügel
Goldblitzen aufgetrunken hast.

Dein Haus ist groß. Die Speicher tragen.
Du bautest alles hoch und breit.
Drum wärm' dich, Herz, in diesen Tagen
An deiner reichen Erntezeit.

 


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