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Albrecht Graf Wickenburg
geb. 4. Dez. 1838 in Graz
gest. 18. Dezember 1911 in Wien

1809

Signal um Signal! ... der blutige Span
Tanzt wieder auf Flüssen und Bächen ...
Schon rücken im Sturmhauf die Väter heran,
Die Söhne und Enkel zu rächen!

Die letzte Garde der heldischen Schar,
Die Männer mit Runzeln und Falten,
Die schon im siebenundneunziger Jahr
Französische Schädel gespalten!

Sie wollen die Freiheit zum Altenteil,
Sie wollen nicht sterben als Knechte,
Eh' hau'n sie mit Schlägel und Zimmermannsbeil
Noch einmal den Feind sich zurechte.

In Bergen und Schluchten erdröhnt's noch einmal
Wie Donner von schlagenden Wettern:
Sie wälzen die wuchtigen Felsen zu Tal,
Den Gegner in Staub zu zerschmettern!

Noch einmal wird, wenn's der Franzmann so will,
Der Isel zur speienden Hölle,
Noch einmal rast die erschrockene Sill,
Mit rötlichem Schaum auf der Welle.

Sie schworen, von allen Teufeln umtobt –
Die Fremden vom Boden zu merzen,
Sie han sich der heiligen Jungfrau verlobt
Und Jesu geheiligtem Herzen!

Die Notfeuer lodern – die Sturmglocke gellt,
Die Jungen sind niedergebrochen,
Da tragen die Greise noch einmal ins Feld
Die alten verwetterten Knochen.

Die Alten, mit einem Fuß schon im Grab,
Herr, laß sie zuschanden nicht werden,
Dann steigen sie gern mit dem zweiten hinab
In freie tirolische Erden!

Der zersprungene Ring

Ganz leise hat's geklungen –
Ein Ring ist mir zersprungen
An meiner rechten Hand –
Sie, die mein Glück im Leben,
Hat mir ihn einst gegeben
Als ihrer Liebe Pfand.

Sie, die mir Treu' versprochen,
Und die sie nie gebrochen,
Sie ging so früh davon,
Es schwanden viele Lenze,
Es welkten viele Kränze
Auf ihrem Hügel schon.

Ich ging nicht mehr zur Freite,
Ich liebte keine zweite,
Seitdem sie ging zur Ruh',
Mein Herz hat's kaum ertragen –
Und hat doch fortgeschlagen,
Und schlägt noch immerzu!

Als mir der Ring zersprungen,
Ist mir ins Ohr gedrungen,
Wie leiser Geisterhauch,
Ein Flüstern meiner Lieben:
Ein Herz, so treu geblieben,
Warum zerspringt's nicht auch?

 


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