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Felix Salten
geb. 6. Sept. 1869 in Pesth
gest. 8. Oktober 1945 in Zürich

Verse aus einer Oper

Sommersonntag

Sommersonntag auf dem Land,
Da fühlt man Gottes liebende Hand
Über die warme Erde hingleiten,
Da hört man ein mildes Schicksal hinschreiten
Über reifende, duftende Felder,
Über Wiesen dahin, durch rauschende Wälder –
Sommersonntag in Berg und Tal,
Das ganze Gelände ein festlicher Saal,
Das ganze Gelände ein lachendes Rund,
Das ganze Gelände ein singender Mund.
Da ruht die liebliche Stadt in der Tiefe,
So still und friedlich, als ob sie schliefe,
Da sieht man von fern ihre Türme aufragen,
Da hört man das Herz von Österreich schlagen,
Da leuchtet der Donau silbernes Band
Bis zu des fernsten Himmels Rand,
O glücklich, wer hier den Weg heraus fand,
Sommersonntag auf dem Land!

Die Musikanten

Die Musikanten

Musikanten sind da,
Mit Tschinbum und Trara,
Mit Trommeln und Geigen und Flöten,
Wird getanzt, wird gesungen,
Gehupft wie gesprungen –
Musikanten sind immer vonnöten.
Wird getauft, wird begraben,
Sie müssen uns haben.
Ob sie weinen oder lachen.
Eine Ballnacht durchwachen,
Irgendwer muß die Musik dazu machen.

Einer allein

Was Menschenwort oft scheu verhehlt,
Von menschlichem Atem innig beseelt,
In Tönen lieblich und mild
Der Flöte entquillt. –
Die Flöte lockt und verführt,
Die Flöte schmeichelt und rührt,
Und erst dann ist zu Ende des Lebens Reigen,
Wenn alle Flöten schweigen.

Die Musikanten

Musikanten sind da,
Mit Tschinbum und Trara,
Mit Trommeln und Geigen und Flöten,
Musikanten sind immer vonnöten!

Einer allein

Ja, das ist alles recht und gut,
Doch erst die Trompete gibt Kraft und Mut,
Wie Mannesruf aus einem Kinderchor
Bricht ein Trompetenstoß hervor.
Reißt die Luft entzwei
Wie ein Freudenschrei,
Wie dröhnt dann und stampft dann der Tanz auf den Brettern,
Wenn jubelnd und hell die Trompeten schmettern!

Die Musikanten

Musikanten sind da,
Mit Tschinbum und Trara,
Mit Trommeln und Geigen und Flöten,
Musikanten sind immer vonnöten!

Einer allein

Aber noch schriller
Ist aus der Pikkoloflöte der Triller,
Ist aus der Pikkoloflöte der Pfiff,
Der gibt der Musik erst den richtigen Schliff.
Der zuckt hervor wie der Blitz,
Und ist meistens ein Witz!

Die Musikanten

Musikanten sind da,
Mit Tschinbum und Trara,
Mit Trommeln und Geigen und Flöten,
Musikanten sind immer vonnöten!

Einer allein

Und erst die schlanke und erst die nette,
Und erst die fröhliche Klarinette –
Das vorlaute Schrei'n überläßt sie den Eseln,
Dafür versteht sie melodisch zu näseln.
Im Quetschton zu schäkern,
Erfreulich zu meckern,
Und kann sie auch einzeln nur selten ergötzen,
Sie weiß sich doch immer ins Licht zu setzen –
Was täte man, wenn man sie nicht hätte,
Die schlanke, die nette,
Die Klarinette!

Die Musikanten

Musikanten sind da,
Mit Tschinbum und Trara,
Mit Trommeln und Geigen und Flöten,
Musikanten sind immer vonnöten!

Einer allein

Doch ohne der Trommel rollendes R
Wäre das alles nur weiches Geplärr –
Das R, das wirbelt, das gibt Energie,
Das unterstreicht erst die Melodie.
Regiert den Takt,
Regiert den Schritt,
Das zwingt und packt
Zum rechten Tritt.
Da hört man den Rhythmus lebendig pulsieren,
Da kann man tanzen und kann marschieren,
Das prasselt und rasselt wie Hagelschlag nieder,
Das macht euch gelenkig, das fährt in die Glieder.

Die Musikanten

Musikanten sind da,
Mit Tschinbum und Trara,
Mit Trommeln und Geigen und Flöten,
Musikanten sind immer vonnöten!

Einer allein

Wie auch alle die andern klingen,
Die Geige allein, nur die Geige kann singen,
Da tönt ihr Gesang wie aus menschlicher Kehle,
Nur die Geige allein hat ein Herz, eine Seele.
Freude und Liebe, Sehnsucht und Lust
Reden aus hölzerner Geigenbrust.
Nur der Geigenton hat so goldenen Glanz,
Nur die Geigen wiegen die Melodie,
Nur die Geigen führen bei Reigen und Tanz,
Nur aus der Geige tönt Poesie!

Die Musikanten

Musikanten sind da,
Mit Tschinbum und Trara,
Mit Trommeln und Geigen und Flöten,
Musikanten sind immer vonnöten!

Einer allein

Tschinbum!
Da fährt man mit einem Ruck herum!
Seid ihr von den zarten Geigen verwöhnt –
Dann wird's Zeit, daß es dröhnt!
Um so schlimmer, wenn's euch erschreckt –
Wenn's euch aus süßen Träumen erweckt,
Und wenn ihr nie daran habt gedacht,
Daß es doch einmal kracht!
Ob es auch sanfte Gemüter verletzt,
Der große Punkt, der kommt immer zuletzt.
Wer's nicht weiß, der ist dumm.
Tschinbum!

Die Musikanten

Musikanten sind da,
Mit Tschinbum und Trara,
Mit Trommeln und Geigen und Flöten,
Wird getanzt, wird gesungen,
Gehupft wie gesprungen,
Musikanten sind immer vonnöten.
Wird getauft, wird begraben,
Sie müssen uns haben.
Ob sie weinen oder lachen,
Irgendwer muß die Musik dazu machen.
Nehmt ihr uns einzeln oder im ganzen,
Wenn wir nicht spielen, könnt ihr nicht tanzen!

 


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