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Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
geb. 28. Februar 1790 in Johannisberg
gest. 16. März 1862 in Wien

Ewige Leuchte

»Bist noch immer nicht verglommen,
Trübe Leuchte, stirbst noch nicht?
All dein Öl ist dir genommen,
Und es dämmert noch dein Licht?«

»Liebe strahlt, ein ew'ger Schimmer,
Flamme, die stets wächst, nie ruht;
Braucht kein Öl und brennt doch immer,
Braucht nicht Nahrung ihrer Glut,
Und doch löscht ihr Feuer nimmer.«

Erloschene Liebe

Laß, o laß mir deine Hand,
Zieh sie nicht so kalt zurücke;
Nimm, du nahmst's ja schon, mein Glücke,
Laß mir immerhin die Hand!

Wenn du nichts auch für mich fühlst,
Laß mich dennoch weiter träumen,
Laß mich zweifeln, laß mich säumen,
Wenn du nichts auch für mich fühlst!

Gönne mir den armen Trost;
Steh' ich hier doch an dem Grabe
Meiner schönsten, reichsten Habe;
Gönne mir den armen Trost!

Wenn auch deine Hand mich drückt,
Wie sie pflegt' in schönern Zeiten,
Werd' ich's nicht wie Liebe deuten,
Wenn auch deine Hand mich drückt!

Händedruck ist ja nur Gruß,
Liebe bleibt sich nicht so ferne;
Lipp' an Lippe glüht sie gerne,
Händedruck ist ja nur Gruß.

Händedruck ist noch kein Schwur,
Ist kein ewiges Versprechen;
Das auch, weißt du, kann man brechen,
Händedruck ist noch kein Schwur! –

Darum laß mir deine Hand;
Was geschieden, bleibt geschieden.
Ach, du nahmst mir ja den Frieden,
Laß mir immerhin die Hand! –

 


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