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Willi Handl
geb. 12. Februar 1872 in Wien
gest. 26. Mai 1920 in Berlin

Der Kritiker

Mein Los ist: ausgeschlossen sein von allen.
Ich darf nicht Künstler, nicht Genießer sein.
In jedes Mißbehagen und Gefallen
Greift mir der Zwang zum Worte vorlaut ein.
Unfest Gefühl zu festem Urteil ballen,
Nicht lässig schweben zwischen Ja und Nein
Ist mir Gebot. Wo andre leicht empfinden,
Verstrick' ich mich in Grenzen und in Gründen.

Es hassen mich, die still und glühend schaffen,
Verzückte Bildner ihrer innern Welt;
Ein Schrecken bin ich den Verzagten, Schlaffen,
Auf die mein Spruch schon wie ein Schicksal fällt;
Ein Büttel, der dem schadenfrohen Affen,
Dem tausendköpfigen, das Opfer hält.
Wem dien' ich? Was verkünd' ich? Wohin dringen
Die Kräfte, die in mir um Wahrheit ringen?

Nein, ihr – und ihr – und ihr! Nicht eurem Hassen,
Noch eurem Wähnen bin ich hier in Pflicht.
Mich selber will ich. Wiege mich gelassen,
Mein schwankes Netz aus Zweifeln und aus Licht!
O kühne, niegestillte Lust, zu fassen,
Was grenzenlos ins Grenzenlose bricht,
Aus meinem Chaos fremde Form zu heben
Und alle Schönheit zwiefach durchzuleben!

 


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