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Hermann Rollett
geb. 20. August 1819 in Baden
gest. 30. Mai 1904 in Baden

In stiller Frühe

Früh, in stiller Frühe,
Eh' der Tag ersteht,
Eh' zur Lebensmühe
Laut die Menschheit geht,
Webt es in den Weiten
Schlummerstiller Luft,
Heimlich zu bereiten
Glanz und Klang und Duft.

Strömt dann rings allmählich
Goldne Sonnenglut,
Und erklingt es selig
In der Düfte Flut,
Meint ihr, ohne Mühe
Hat sich das gemacht,
Doch bis in die Frühe
Webte still die Nacht.

Endlich

Endlich nahst du still mir wieder,
Liebliche Erinnerung,
Rauschest auf mit Goldgefieder,
Machst mich wieder froh und jung.

Und es steht vor meinem Blicke
Leuchtend die beglückte Zeit,
Wo mir hold ward vom Geschicke
Erste Liebesseligkeit.

In des Lebens Kampfgedränge
Stürmt nur wildes Weh herbei,
Und statt heller Lustgesänge
Schallt nur wüstes Schlachtgeschrei.

Selten nur hebt sich die Seele
Aus des Lebens argem Streit,
Daß sie nicht zu Tod sich quäle,
In die Höh' der Heiterkeit.

Und ein solch entzückt Besinnen
Überkam dich, Seele, jetzt;
Halt es fest, laß nicht verrinnen,
Was dein Sehnen labend letzt!

Leise tönt's wie ferne Glocken,
Ladend traut – zur Festtagslust,
Und ein inniges Frohlocken
Zieht durch meine wunde Brust.

 


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