Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Eduard Bauernfeld
geb. 13. Januar 1802 in Wien
gest. 6. Dez. 1889 in Wien

Rückblick

Und so sind sie hingeschwunden,
Jahre, voll von Leid und Glück,
Tief im Innersten empfunden –
Lächelnd schau' ich jetzt zurück.

Jugendgärung ist vorüber,
Fühle Ruhe, fühle Kraft;
Doch die Unruh' war mir lieber,
Die nur einzig zeugt und schafft!

Im warmen Frühling

Ich fühle mich so wohl
Trotz allen meinen Sünden,
Und denke mit dem Himmel
Mich gütlich abzufinden.

Ich hab' nicht eben schlecht,
Nur manchmal dumm gehandelt;
Heut ist mir alles recht,
Ich bin wie umgewandelt!

Bruder Augustin

Bruder Lustig, der vor langer,
Langer Zeit gelebt in Wien,
Einen Gassenhauer sang er:
»O du lieber Augustin!«

Sehr beliebt beim großen Haufen
War der Bruder Augustin,
Konnte musizieren, saufen,
Und dann sang er: »'s Geld ist hin!« –

Seitdem sind die lieben Wiener
Lauter Brüder Augustiner!

Das letzte Abenteuer

Erinnerung aus den fünfziger Jahren

Anno Damals dacht' ich wenig
Meiner Jahre, wollte gleichen
Unsern jüngsten Liebesleuten,
Auch in ihren dummen Streichen.

Stunden galt es zu erhaschen,
Wollt' ich mich der Holden nähern,
Oft in Schnee und Regen harrt' ich,
Bis sie schlau entschlüpft den Spähern.

Anno Damals bin ich etwas
Buch- und schreibefaul gewesen,
Nur in ihren schönen Augen,
Schönem Herzen wollt' ich lesen! –

Doch es gab auch Streit bisweilen,
Liebchen war sehr eifersüchtig;
Ging ich zur Theaterprobe,
Ward ich ausgescholten tüchtig.

»Mit geschminkten Primadonnen
Sollst du nicht herum dich treiben,
Brauchst auch, wenn ich's recht bedenke,
Keine Stücke mehr zu schreiben.

Dichten macht zerstreut – drum will ich,
Komm' ich wieder, dir zerstören
All die dummen Manuskripte!
Mir nur sollst du angehören.« –

Folgt' ich ihr in allen Dingen,
Grausam bleibt's von meiner Schönen,
Wollt' sie auch das lang gewohnte
Kartenspiel mir abgewöhnen.

Goldnes Herz und goldne Seele
Sonst in dieser Einzig-Einen!
Kindern gleich, in einem Sacke
Hatte Lachen sie und Weinen.

Weiber, weiß ich, haben Launen,
So nicht minder meine Herrin;
Stunden gab's – mein liebes Närrchen
Wurde da zur vollen Närrin.

Heute sanft und morgen glühend,
Drauf ein plötzliches Erkalten,
Wieder Klagen, Tränen, Stürme –
Kurz, es war nicht auszuhalten! –

Süße Zeit der ersten Liebe,
Wo man recht von Grund sich aussehnt,
Ein Gemengsel von Gefühlen,
Das zur Ewigkeit sich ausdehnt!

Aber wenn in reifen Jahren
Die Gefühle frisch erwachten,
Die dir neue Jugend bringen,
Das ist auch nicht zu verachten.

Wie's vor Jahren mich durchglühte,
Heut empfind' ich's noch, das Feuer –
Und somit bereu' ich nimmer
Dieses »letzte Abenteuer«!

 


 << zurück weiter >>