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Adolph Donath
geb. 9. Dez. 1876 in Kremsir
gest. 27. Dezember 1937 in Prag

Judenlied

War ein kleines stilles Haus,
Drin ein Jude wohnte.
Sabbat war's. Ein Kerzenpaar
Auf dem Tische thronte.

Und der alte Jude sang
Eine Zauberweise,
Und die Mutter und das Kind
Sangen mit ganz leise:

»Alle Sterne trauern hier,
Und die Rosen weinen,
Alle Vögel schweigen hier
In den fremden Hainen.

Fliege, fliege mein Gebet
Zu den fernen Weiten,
Wo der Tempel Zions steht,
Laß die Sehnsucht breiten!«

*

Und das Zauberlied erklingt,
Weckt aus allen Träumen ...
Und des Kindes Sehnsucht singt
Von den Zederbäumen.

Landstimmung

Meine Welt ist ein lachender Sommertag,
Wenn die Sonne ihr Gold in die Felder trägt,
Wenn der Schnitter die Sense an Sense schlägt,
Und wenn im glitzernden Waldeshag
Ein Schmetterling leise die Flügel regt.

Da möchte ich gern ein Schnitter sein,
Nach der Arbeit ins Dorf zu den Tänzen gehen,
Mit Bauernmädchen im Reigen mich drehn,
Bis im sternglühenden Mitternachtschein
Die Bäume in riesigen Schatten stehn.

Wenn aber die Felder so herbstgelb und leer,
Daß der Holzknecht fröstelnd zur Schenke flieht
Und der Werkelmann mürrisch den Karren zieht,
Pfeift mir, weiß Gott warum und woher,
Ein Sperling sein elendes Hungerlied.

 


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