Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Indessen ging das Fest auch ohne dieses glückliche Paar seinen Gang fort, und Niemand schien etwas zu vermissen. Nur die Augen des rothbärtigen Kapuziners wanderten, je später es wurde, je ungeduldiger nach der Eingangsthür, durch welche der Paradiesesengel mit der Meldung eintreten sollte, noch ein Gast in der Kutte stehe draußen und bitte um Einlaß. Er zerbrach sich den Kopf, was seine Dame, die erst so große Begierde nach dem Maskenfeste gezeigt, zurückgehalten haben möchte, und als es Elf schlug und noch Nichts erschien, gab er seine Sache im Stillen verloren. Da er sich auf einen Hauptspaß gefreut und gehofft hatte, die geheimnißvolle Fremde werde sich am Ende doch noch in all ihrer Schönheit enthüllen und ihn einen großen Triumph feiern lassen, wurde er sehr verdrießlich, sich als den Genarrten zu sehen, und schlich so humorlos und verlegen wie ein naßgeregneter Spatz an den Wänden hin. Dazu kam noch, daß nun die große Pause vor dem Cotillon eintrat und Alles in den Nebensaal strömte, um zu essen und zu trinken. Dies war der Moment, um die Kapuzinerpredigt loszulassen, die er sorgfältig auswendig gelernt hatte, in der Hoffnung, der Dame, deren Ritter er machen sollte, durch die Macht seiner Beredsamkeit nicht wenig zu imponiren. Er wußte, daß später, wenn der Wein erst in den Köpfen spukte, die beste Wirkung seiner Verse verloren ging. Also mußte er sich entschließen, dieselben entweder für sich zu behalten, oder gerade auf den Beifall Derjenigen zu verzichten, an der ihm vor Allen gelegen war. Er wartete und wartete. Da aber auch seine Nachforschungen draußen erfolglos blieben, kein heranrollender Wagen sich blicken ließ, schlug er in ärgerlicher Resignation ein Kreuz über die ganze Geschichte, schob einen Stuhl an die Schwelle des Saales, der schon mit bankettirenden Gruppen an den kleinen Tischen dicht gefüllt war, stieg hinauf und begann, jetzt wieder völlig Herr seiner guten Laune, die folgende Predigt täuschend im Ton und mit den Geberden eines herumziehenden Bußpfaffen in die lustige Gesellschaft hinauszudonnern:
Heisa, juchheisa, dudeldumdei,
Da geht's ja hoch her! Bin auch dabei.
Da wird getanzt, gezecht, schlampampt,
Des Teufels sind sie allesammt,
Belials-, Götzen- und Fleischesdiener.
Ich armer und ehrlicher Kapuziner
Nehm' allezeit kein Blatt vors Maul,
Drum sag' ich: es ist gar Manches faul
In dieser wackeren Kunststadt München.
Was hilft's, die Schäden zu übertünchen?
O ihr vom Meißel, Richtscheit und Pinsel,
Denkt an der Hölle Geseufz' und Gewinsel!
Statt Schnaderhüpfel singt Miserere,
Und sorgt, daß Jeglicher sich bekehre,
Nicht aber sein ewiges Heil verhunz';
Heiliger Overbeck, bitt' für uns!
Hier machte er eine Kunstpause, zog die große Dose aus der Kapuze, öffnete sie mit kreischendem Ton und nahm eine gewaltige Prise. Nachdem er sich dann mit unbeweglich salbungsvoller Miene umständlich geschneuzt und das blaugewürfelte Taschentuch wieder in seinen weiten Kuttenärmel gesteckt hatte, fuhr er mit einem tiefen Seufzer also fort:
Da seh' ich einen gewissen Jansen,
Wohlgelitten bei Weibsen und Mannsen,
Der meißelt die sündige Menschheit leider
Am liebsten ohne Schuh' und Kleider,
Daß Töchter aus den bessern Ständen
Bestürzt hinweg die Aeuglein wenden;
Und doch, daß er auch weiß, was sich schick',
Zeigt er in seiner Heil'genfabrik,
Wo er die Engel und Madönnchen
Im Schleppkleid macht für Mönch' und Nönnchen.
O schwerste von allen schweren Sünden,
Profanes und Heiliges zu verbinden,
Wie Der am Fasttag der schlechtste Christ,
Der Fisch und Fleisch durch einander isst!
Weh euch und euren Fleischeslüsten,
Jansenius und ihr Jansenisten!
Erstickt im Mantel christlicher Liebe
Der freien Schönheit sündige Triebe!
Das höchste Ziel dem Kunstgeschmack
Sei Gottes Ebenbild im Frack.
Auch hüte sich ein gewisser Kohle,
Daß ihn nicht nächstens der Teufel hole.
Auch er liebt jenes verdächt'ge
genus
Von Flügelknäbchen und Mars und Venus,
Und steckt er auch jetzt im Heiligenschein,
's ist eben nur ein
heiliger Schein.
Auf Heidnisches ist sein Sinn gestellt;
Hätt' er nur heidenmäßiges Geld,
Gegenüber Unsrer lieben Frauen
Würd' er einen Venustempel bauen,
Bloß um zu bemalen die nackte Wand;
Thu' Buße, Kohle, du Höllenbrand!
Kehre auf deiner sündigen Bahn um
Und sorge für
panem quotidianum;
Denn – Dank dem Himmel! – die Venusbrunst
Ist heut eine gar brodlose Kunst!
Wie aber erregt mir erst das Blut,
Wer weder Gutes noch Böses thut!
Seht drüben jenen fetten Araber,
Verdammt talentvoll, aber, aber –!
Der schlimmsten von den Todsünden allen,
Pigritiae, ist er längst verfallen.
Weil er gut ißt und gut verdaut,
Dehnt er sich auf der Bärenhaut,
Weiß aus dem Grunde, was Malen heißt,
Malt Fleisch wie Tizian, doch nur im Geist,
Mit dem Pinsel bürstet er seinen Bart,
Sein Oel er zum Salat verspart,
Seine Palette zum Frühstücksbrette –
O wenn ich hundert Zungen hätte,
Nie würd' ich Ziel und Ende finden
All seiner Unterlassungssünden!
Aber um euch nicht langzuweilen,
Will ich kürzlich zu einem Andern eilen.
Den leider heut meine Augen vermissen:
Ihr kennt ihn Alle, jenen Gewissen,
Einst meinem Herzen vor Allen theuer,
Den Wallensteiner voll Muth und Feuer.
Doch leider hör' ich schlimme Dinge,
Wie daß seine Kunst ihm flöten ginge
Und werd' ihm noch verschimmeln ganz
Trotz allen Schimmeln Wouvermann's.
Sehr faul sei dieses Heckenrösel,
Sein Pegasus werde zum Peg-Esel,
Und wie er auch ihn sporn' und lenke,
Er halte still vor jeder Schenke.
Das schmerzt mich sehr!
Cor meum est triste,
Miserere Domine Jesu Christe!
O filii mei, geliebte Kinder,
Die ihr allzumal nichtsnutzige Sünder,
Respicite finem, bedenkt das Ende,
Rührt fleißiger eure trägen Hände,
Verlegt euch auf den Bilderhandel
Und einen gottwohlgefälligen Wandel.
Malt, daß ihr nicht in Schulden ersauft,
Nicht, was ihr wollt, nein, was man kauft;
Bildet einen Kunst-Consumverein,
Denn wißt, die Sündflut bricht herein!
Drum zimmert euch eine sichre Archen,
Statt auf dem Lotterbett zu schnarchen.
Schon seh' ich den Himmel sich beziehn
Mit Wolken billiger Photographie'n;
Es deuten auf niederträchtiges Wetter
Die jämmerlich illustrirten Blätter;
Die Kunstkritik, statt die Luft zu reinigen,
Thut das Miasma nur bescheinigen,
Wird dumm und käuflich mehr und mehr;
Es hagelt Blödsinn, dick und schwer,
Kein Retter zeigt sich und kein Heiland,
Nirgend ein sturmgeschütztes Eiland,
Beten und Fluchen ist gleich umsunst,
Es schwillt und schwillt die Wasserkunst –
Sie schwillt zum See – sie schwillt zum Meere –
O Domine Deus, miserere –
Hilf Himmel! – – –
In diesem Augenblick fühlte sich der Eifernde sacht hinten an der Kutte gezupft. Sofort hielt er inne und wandte die gen Himmel gekehrten Augen hinter sich, mit einer höchst lächerlichen Geberde des Zorns, etwa wie ein Prediger in der Wüste, den unversehens die alte Schlange in die Ferse gestochen. Aber der Zorn verrauchte, als er Fridolin erblickte, der, das feurige Schwert unter dem Arm, ihm geheimnißvoll zunickte.
Man ist draußen und fragt nach Ihnen, Herr Rosenbusch. Verzeihen's, daß ich Sie gestört habe. Aber weil Sie mir's so anbefohlen haben –
Dem Mönchlein blieb der Schluß der Predigt im Halse stecken. Im Nu sprang er unter großem Gelächter seiner andächtigen Gemeinde vom Stuhl, rannte den verdutzten Flügelmann beinahe über den Haufen und stürzte in den Flur hinaus.
Die lang Erwartete stand vor ihm.
Sie begrüßte ihn aber mit einem so förmlichen Ton, daß er die galanten Vorwürfe über ihr Spätkommen nur linkisch hervorstammeln konnte. Ihre einzige Sorge schien zu sein, daß die Maske sie nicht unkenntlich genug mache. Als er sie hierüber beruhigt und zum Ueberfluß den Bart und die weißen Augenbrauen noch etwas dichter über ihre zarte Haut gebreitet hatte, fragte sie, warum keine Musik aus dem Saal zu hören sei. Er sagte ihr den Grund der Pause und wollte sie nun ohne Umstände hineinführen. Sie aber bestand darauf, zu warten, bis der Tanz wieder begonnen hätte, und forderte ihn auf, so lange ohne sie wieder zu der Gesellschaft zu gehen. Das konnte er nun nicht über sein ritterliches Herz bringen, und so blieb er, obwohl er dadurch um das Ende seiner Predigt und seinen Antheil am Bankett kam, in dem unwirthlichen Hausflur mit der schönen Unbekannten allein, die auf seine artigen Reden nur einsilbig antwortete, von dem einzigen Stuhl vor Fridolin's Tischchen Besitz ergriffen hatte und in einer seltsamen Aufregung nur mit ihren eignen Gedanken beschäftigt schien.
Endlich gab der erste Bogenstrich drinnen das Zeichen der Erlösung. Aber erst als man an dem Schüttern des Bodens merken konnte, daß die Paare sich wieder herumschwangen, stand die Vermummte auf und ergriff den Arm ihres Begleiters. Rosenbusch fühlte, daß sie leise zitterte; er konnte sich den Grund nicht erklären, war aber durch ihre Zurückhaltung schon zu sehr eingeschüchtert, um über diese befremdliche Bangigkeit einen Scherz zu machen.
Bei ihrem Eintritt erregte es nicht sogleich das erwartete Aufsehn, daß der Bußprediger plötzlich sich einen Collegen beigesellt hatte. Als dann Dieser und Jener auf das Kuttenpaar aufmerksam wurde, glaubte Niemand über den kleineren Kapuziner, der in Gang und Haltung das Frauenzimmer nicht verleugnen konnte, in Zweifel zu sein. Die Liebschaft des Schlachtenmalers mit dem Handschuhmacherskind war zu bekannt, um nicht sofort unter den buschigen Augenbrauen und dem dichten weißen Bart die Züge der schönen Nanny zu vermuthen. Daß sie erst so spät kam, bestätigte diese Vermuthung. Sie hatte warten müssen, bis die Eltern eingeschlafen, um sich unbemerkt auf den Ball schleichen zu können. Man gönnte dem guten Kinde von Herzen diese verstohlene Freude und wunderte sich nur, da man an ihrer Tanzlust nicht zweifelte, daß sie nicht sogleich mit ihrem frommen Gesellen sich in den Walzer mischte, vielmehr, die Kapuze tief über die Augen gezogen, langsam an den einzelnen Gruppen entlang ging und die Masken mit forschenden Blicken betrachtete.
Auch Rosenbusch wäre es jetzt ganz willkommen gewesen, seine Beine ein wenig zu rühren. Aber da er auf eine bescheidene Frage, ob sie nicht zu tanzen wünsche, keine Antwort erhielt, ergab er sich seufzend darein, seine bisher so unersprießliche Rolle fortzuspielen, immer in der Hoffnung, die kühle Fremde aufthauen zu sehen, wenn die Munterkeit der Andern sie erst angesteckt haben würde.
So hatten sie fast die ganze Länge des Saals durchmessen, als die räthselhafte Frau plötzlich stehen blieb und den Arm ihres Begleiters losließ. Ihre Bewegung war so hastig, daß Rosenbusch sie betroffen ansah. Er bemerkte, daß ihre Augen starr nach den Sitzen an der Fensterwand gerichtet waren, auf denen wieder Jansen und Julie mit einigen andern nicht Tanzenden sich niedergelassen hatten. Eben aber war der Tanz zu Ende, und die Sitzenden standen auf, um sich unter das Gewühl zu mischen. Die blauen Augen unter den weißen Brauen folgten ihnen unverwandt und schienen nichts Anderes rings umher zu sehen. Wenigstens waren alle Bemühungen des langen Engländers, der sich von dem geköpften Heiligen dem neuen Mönch vorstellen lassen wollte, wie an ein lebloses Bild verschwendet.
Was haben Sie, gnädige Frau? flüsterte Rosenbusch ihr zu. Sie sind blaß geworden, ich seh' es trotz der Kapuze. Kommen Sie; ich will Sie dort zu den Stühlen führen; Sie müssen sich ein bischen ausruhen. Sehen Sie, der edle Venezianer dort ist mein Freund Jansen, ein famoser Bildhauer, und das schöne Frauenzimmer, das er am Arm führt, –
Sie hörte nicht auf ihn. Ohne seinen Arm wieder anzunehmen, hatte sie sich zu den leer gewordenen Sitzen durchgedrängt und war auf einem derselben niedergesunken.
Rosenbusch stand verlegen vor ihr. Er wußte immer weniger, was er aus dem sonderbaren Wesen machen sollte.
Er sann schon auf eine scherzhafte Wendung, sie daran zu erinnern, daß sie hier im Paradiese seien und nicht im Kloster, als er sie wie eine Feder vom Stuhl aufspringen sah. Ein dumpfer, zornig murrender Ton hatte sie aufgeschreckt. Sie wandte sich zitternd um und erblickte den alten Hund, der hinter den Stühlen nach seiner Gewohnheit geschlummert hatte, jetzt aber sich langsam aufrichtete und, den zottigen Schweif hin und her bewegend, ein funkelndes Augenpaar auf den Gast heftete.
Führen Sie mich fort, nur fort! flüsterte sie Rosenbusch zu und ergriff seinen Arm. Das wüthende Thier – sehen Sie nicht, wie es mich anstiert? Mein Gott, wie bin ich erschrocken!
Sei'n Sie ganz ruhig, Gnädigste; es ist nur der alte Homo. Hier im Paradiese, wo Lämmer friedlich neben Löwen grasen –
Sie hielt seinen Kuttenärmel krampfhaft fest und zog ihn von den Fenstern weg. Aber es schien in der That, als ob der wunderliche alte Geselle, der den übrigen Masken nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt, an dem Doppelgänger des Kapuziners ein besonderes Interesse nähme. Mit großen, bedächtigen Tritten verfolgte er das Paar, wohin es sich auch wandte, von Zeit zu Zeit die schweren Ohren schüttelnd und jenes heisere Murren ausstoßend, das immer eine tiefere Gemüthsbewegung bei ihm ankündigte.
Befreien Sie mich um Gotteswillen von diesem Ungethüm! flehte die geängstigte Frau mit erstickter Stimme. Ich habe einen unbezwinglichen Abscheu vor Hunden, auch wenn sie zahm sind. Und dieser – wenn Sie ihn nicht hinausschaffen, zwingen Sie mich dazu, den Saal zu verlassen.
Kusch, Homo! Kusch, mein Alter! machte der Schlachtenmaler, sich in wachsender Verlegenheit nach Jansen umsehend, da er es nicht wagte, auf eigene Faust den alten Ehrengast des Paradieses hinauszuweisen. Das Thier aber schien die Stimme seines Freundes und Hausgenossen nicht mehr zu kennen. Als Rosenbusch jetzt die Hand ausstreckte, ihn am Halsband zu fassen und mit sanfter Gewalt hinauszuführen, brach ein Heulen aus seiner Kehle, so unheimlich drohend, daß alle Näherstehenden betroffen zurückwichen.
Der wohlbekannte Ton erreichte auch Jansen's Ohr. Was nur in den alten Herrn gefahren ist? sagte er aufhorchend. Ich muß einmal nachsehen.
Er verließ Julie, die mit Angelica im Begriff war, das junge Paar aufzusuchen, dessen Verschwinden ihnen endlich doch auffiel. Die Musik, die eben wieder beginnen wollte, brach plötzlich ab, da das Heulen sich von Neuem hören ließ. Indessen hatte Jansen die Gruppe erreicht, die sich um den Hund gebildet, und rief ihn beim Namen. Das Thier wendete gehorsam den Kopf nach seinem Herrn. Als aber die Verfolgte den Moment benutzen und rasch im Gewühl verschwinden wollte, stieß der Hund ein noch zornigeres Gebrüll aus, sprang mit einem mächtigen Satz der Fliehenden nach und packte den Saum ihrer Kutte mit seinen Zähnen.
Zurück, Homo! hierher! zurück! rief Jansen gebieterisch.
Das Thier hielt unerbittlich die Ergriffene fest. Ein leiser Schrei war aus der Kapuze hervorgedrungen, die kleine Hand, die sie vor dem Gesicht sorgfältig zusammenzog, zitterte heftig, die andere suchte das Mönchsgewand loszureißen.
In diesem Augenblick drängte sich Stephanopulos durch die bestürzt Umherstehenden. Mit raschem Griff packte er das wüthende Thier beim Halse, um es zurückzureißen. Die Zähne ließen plötzlich die Kutte fahren, aber während ein wildes Geheul aus dem mächtigen Schlunde drang und die Augen dem kecken Angreifer feindlich entgegenfunkelten, hatten die schweren Vordertatzen sich des Strickes, der die Stelle des Gürtels vertrat, bemächtigt, und zwar mit solchem Ungestüm, daß die Vermummte strauchelte und zu Boden glitt. Sofort stellte das Thier eine seiner Pfoten auf die hingesunkene Gestalt, und ein lautes Gewinsel des Triumphs ausstoßend, stand es, den Schweif lebhaft schlagend, bei seiner Beute, daß selbst Jansen zurückfuhr.
Freilich, – nicht die plötzlich ausbrechende Wildheit seines alten Gefährten war's, was ihn zurücktaumeln und mit entsetzter Geberde auf die Hingesunkene starren ließ. In der Verwirrung der Angst hatte die Fremde die Kapuze fallen lassen, – zugleich war der weiße Bart von den Wangen geglitten, – ein paar Secunden lang hatte man ein blasses Frauengesicht aus der Vermummung hervorglänzen sehen – lang genug, um von Jansen und dem jungen Griechen neben ihm erkannt zu werden.
Sind Sie von Sinnen? rief dieser, durch die plötzliche Entdeckung noch mehr zur Hülfe angefeuert. Was stehen Sie wie eine Statue? Schaffen Sie die tolle Bestie hinaus, eh ein Unglück geschieht, oder bei allen Teufeln –!
Jansen regte sich nicht. Sein Gesicht war aschfarben, man sah die Zähne hinter den geöffneten Lippen aufeinandergepreßt. Ringsum eine athemlose Stille, durch die man die rauhe Brust des Hundes keuchen hörte.
So helfen wir uns, wie wir können! rief Stephanopulos. Zur Hölle mit dem Höllenhund!
Im Nu hatte er den langen Dolch an seinem Gürtel aus der Scheide gerissen und, ehe Einer dazwischenspringen konnte, den scharfen Stahl in die weilgeöffnete Kehle des alten Thieres gestoßen.
Ein furchtbares Gebrüll, im nächsten Augenblick durch einen vorschießenden Blutstrahl erstickt, – dann taumelte das gewaltige Thier zurück und brach mit dumpfem Röcheln neben der Frau in der Kutte zusammen.