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Sechstes Kapitel.

Als Jansen diesen Brief erhielt, arbeitete er gerade im Atelier an einer Büste seines Kindes. Julie saß bei ihm und sah ihm zu, das Fränzchen kauerte auf einem hohen Stuhl und that eine Menge drolliger und sinniger Fragen, und es war trotz des grauen Herbsthimmels behaglicher in dem weiten Raum, als früher, wo zu den weitgeöffneten Fenstern noch die Sommerluft hereinwehte. Auch flog noch hie und da ein Spatz durch die einzige offene Scheibe aus und ein, und ein großer Strauß von Herbstblumen stand auf dem Fenstersims. Im Ofen flackerte ein kleines Feuer, und Juliens schönes Gesicht und die klugen Augen des Kindes strahlten eine Wärme aus, an der es sonst hier gefehlt hatte. Dennoch blieb Jansen's Stirn verdüstert, und er überließ es, während er stumm fortarbeitete, seiner Freundin, die Fragen des Kindes zu beantworten.

Sie hatte seit Wochen schon, ohne die Ursache ergründen zu können, diese Verdunkelung seiner Stimmung wahrgenommen, und eben um ihn aufzuheitern, ihn um die Büste des Kindes gebeten. Bisher war sie nie ohne Angelica's Begleitung in sein Atelier gekommen. Nun brachte sie täglich das Kind, das leidenschaftlich an ihr hing, blieb den ganzen Vormittag und nahm Fränzchen dann zu Tische mit in ihre Wohnung, was jedesmal ein neues Fest für die Kleine war. Aber so glücklich ihr Freund über den Einfall selbst und die trauliche Nähe seiner Geliebten war, – der Schatten auf seinem Gemüth wollte nicht weichen. Sie fragte ihn endlich geradezu, was ihn bedrücke. Sie forderte es mit inniger, inständiger Bitte als ihr gutes Recht, da sie sonst fürchten müsse, sie selbst sei der Grund seiner Schwermuth. Hierüber hatte sie nun freilich durch ein neues gewaltsames Ausströmen seiner Leidenschaft, die sie selbst stets in Schranken gehalten, sich beruhigen können. Aber seine wunderliche Verstörung wurde ihr nicht erklärt. Sie solle Geduld mit ihm haben, hatte er sie wieder und wieder beschworen. Es werde besser werden und endlich gut. Er liebe sie viel zu sehr, um mit all dem Widrigen, das ihm zu schaffen mache, auch ihr das Leben zu verderben. Wenn sie ihm irgend helfen könnte, würde er sie wahrlich nicht schonen, sich nicht schämen, ihren Beistand anzurufen.

Als er jetzt Felix' Brief gelesen hatte, reichte er ihn stillschweigend seiner Geliebten und trat, während sie las, ans Fenster. Es war eine Zeitlang ganz still in dem weiten Raum; Fränzchen war von dem hohen Sitz herabgestiegen und beschäftigte sich, eine Puppe aus- und anzuziehen, die ihr Julie erst heute geschenkt hatte. Man hörte nur das Singen der Flamme im eisernen Ofen und das Hüpfen der Vögel oben auf der Borte, wo die Gipsabgüsse standen.

Auch nachdem Julie den Brief zu Ende gelesen, brach sie nicht sogleich das Schweigen. Erst nach einer Weile schickte sie das Kind mit einem Gruß an Tante Angelica hinauf und mit der Frage, ob es eine Viertelstunde bei ihr bleiben dürfe. Dann trat sie an das Fenster zu dem Schweigsamen, legte ihre Hand auf seine Schulter und sagte:

Wenn ich es nun errathen hätte, was Ihnen heimlich Noth macht, mein geliebter Freund, würden Sie es mir dann eingestehen?

Sie hatten ausgemacht, sich »Sie« zu nennen, da ihre Verlobung noch nicht öffentlich bekannt werden sollte und das »Du«, wenn sie sich unter vier Augen daran gewöhnt hätten, auch wohl unter Fremden ihnen entschlüpft und zum Verräther geworden wäre. Er aber übertrat alle Augenblicke diese Schranken.

Er wandte sich zu ihr um und schloß sie heftig in die Arme. Julie! sagte er – was sollte es helfen? Es sind unüberwindliche Dinge. Ich kann mir nur einbilden, sie seien aus der Welt geschwunden, wenn ich dich am Herzen halte – meinen Mund auf deinen presse, meine Hand in deiner fühle –

Still! sagte sie lächelnd, indem sie sich ihm sanft entzog. Darum hab' ich Fränzchen nicht weggeschickt, daß Sie hier Alles vergessen sollen, was Sie mir so feierlich gelobt haben. Wir wollen vernünftig sein, theurer Freund, wir müssen es wohl. Setzen Sie sich dort hin und versuchen Sie einmal, mir zuzuhören, statt mich anzusehen. Wissen Sie, daß ich es nachgerade unartig finde, wenn Sie meine gescheidtesten Worte überhören, bloß weil Ihre Augen nach so langer Bekanntschaft noch immer etwas an mir zu »studiren« finden?

O Julie, sagte er, und ein trübes Lächeln flog über sein Gesicht, wenn Worte helfen könnten, wenn Sinn und Verstand und alle Seelenstärke eines edlen Weibes nicht erlahmen müßten an Tücke und Unvernunft der Götter und Menschen! Aber sprich, und ich will die Augen zudrücken und hören.

Wissen Sie, daß Sie und Ihr junger Freund an einem und demselben Uebel krank sind? sagte sie jetzt, da er die Hände vor die Augen gedrückt auf dem Sopha niedersaß, während sie am Fenstersims lehnte.

Ich und Felix? Ich verstehe dich nicht.

Ihr seid Beide zu spät in die Welt gekommen, Beide wandelnde Anachronismen, wie er es in seinem Briefe von sich allein sagt. Seine Thatkraft und Ihre Künstlerschaft, lieber Freund, finden heute nicht mehr den Boden und die Luft, die ihnen heilsam wären und die sie verdienten. Wenn ich mich hier umsehe, Liebster, mir sage: wo ist nun das Volk, der Fürst, das Jahrhundert, diese Kraft zu würdigen, diesem schöpferischen Geist Aufgaben, Lohn, Ehre und Bewunderung entgegenzubringen. – Sonette an die Thür seiner Werkstatt zu heften – Spalier zu bilden, wenn er durch die Menge schreitet, wie man es von den Alten lies't, den Großen unter der Herrschaft großer Päpste und prachtliebender Fürsten – o mein liebster Freund, blutige Thränen könnt' ich weinen, wenn ich denke, wie du nun statt dessen hinlebst, nur von einem Häuflein guter Freunde und begeisterter Schüler erkannt, in allen öffentlichen Blättern die Zielscheibe stumpfsinniger Bosheit oder blinden Unverstandes – und wenn es gilt, irgend ein Werk hinzustellen, zum Schmuck von Plätzen oder Gebäuden, laufen armselige Pfuscher, die nicht werth sind, dir die Schuhriemen aufzulösen, auf Hintertreppen und Schleichwegen dir den Rang ab, und du bleibst im Dunkeln. Schüttle nur nicht den Kopf. Ich weiß, wie du vom Ruhm bei dem großen Haufen denkst, wie du ihn den armen Schleichern gönnst, die in sich selbst keine göttliche Stimme hören. Aber nicht wahr, wenn jetzt dies Monument – sie nannte den Namen eines Mannes, dem eben ein Denkmal gesetzt werden sollte, wobei Jansen wie gewöhnlich mit seiner Bewerbung abgewiesen worden war, – wenn jetzt dir dieser Auftrag zugefallen wäre – und so einer nach dem anderen – wie anders ständest du in deinem eigenen Gefühl mitten in deiner Zeit! Zu geschweigen, daß du dann die Fabrik da nebenan, wie du sie nennst, schließen könntest und nicht einen Strich zu thun brauchtest, der dir nicht von Herzen ginge.

Sie hatte sich in immer steigende Wärme hineingesprochen; als er jetzt zu ihr aufblickte, entzückte ihn die leuchtende Helle ihres Blicks und die sanfte Glut ihrer Wangen. Er überwand sich aber und blieb sitzen.

Du sprichst sehr kluge und wahre Dinge, sagte er. Aber sie treffen doch noch nicht den eigentlichen wunden Fleck. Das habe ich ja Alles gewußt, seit ich überhaupt sehen lernte, was um mich her vorging, was einige Leute schufen und andere Leute bewunderten. Und ich bin trotzdem geworden, was nicht zu werden so wenig in meiner Macht stand, wie etwa nicht aus die Welt zu kommen. Nimm noch hinzu, wie viel besser ich's habe, als Freund Felix. Nach außen hin ist uns freilich alles Wirken gehemmt. Die Zeit ist so wenig für die große Kunst empfänglich, wie für das große persönliche Handeln, zu dem ihn all seine Kräfte und Wünsche drängen. Ich aber kann wenigstens mir selbst und einem Halbdutzend guter Freunde vor die Augen stellen, was allenfalls in mir lebt und freilich sich nicht voll ausleben kann, während die Kräfte unseres Freundes sich nur darin offenbaren, daß sie ihn mit allen bestehenden Verhältnissen in Zwiespalt bringen. Ich, wenn ich mich hier umsehe – diese meine stummen Geschöpfe bleiben wohl auf immer meine Lebensgefährten. Ich komme mir dabei vor wie ein Vater, der eine Menge Töchter hat, alle wohlgerathen und jede seinem Herzen theuer; und doch, so ungern er eine Jede aus seinen Augen ließe, so schwer und mit den Jahren schwerer wird es ihm, wenn keine an den Mann kommt, er sie alle unversorgt unter seinem Dache behält. Indessen – das ist Schicksal, und Alles, was die unverantwortlichen Mächte verhängen – man lernt es hinnehmen. Das aber, was von Menschen kommt –

Er sprang plötzlich auf, zerwühlte sich das Haar mit den Händen und trat so dicht vor seine Geliebte hin, daß Julie, so wenig sie ihn selbst im Zorn fürchtete, unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.

Felix hat Recht, sagte er dumpf. Es bleibt kein anderer Ausweg. Diese oder andere Ketten – frei werden wir nur jenseits des Meeres. Julie, wenn du dich entschließen könntest, wenn es dir so heiliger Ernst mit unserm Glück ist, wie mir, –

Mein Freund, unterbrach sie ihn, ich weiß, was Sie sagen wollen. Aber je ernster ich es mit Ihrem – mit unserem Glücke nehme, je mehr möchte ich darauf bestehen, daß wir es auf die ganz philiströse bürgerliche Art uns zu schaffen suchen. Ihr Freund ist ein geborner Abenteurer, ein Weltumsegler und Welteroberer. Ihre Welt und die meine ist diese Werkstatt. Können wir die mit einschiffen? Und glauben Sie, bei den Yankees oder Rothhäuten einen feineren Kunstsinn anzutreffen, als hier unter unsern lieben Landsleuten? Nein, liebster Jansen, ich denke, mit Muth und Klugheit werden wir auch diesseits des Meers uns befreien können. Ihr Männer seid Meister im Verzweifeln, wir Frauen im Hoffen. Und unser Probejahr ist ja noch lang genug.

Hoffen! knirschte er. Wenn eine Tigerin mich in den Klauen hätte, könntest du mir mit besserm Recht zurufen, die Hoffnung erst mit dem Leben fahren zu lasten. Aber dieses Weib –! Kennst du einen furchtbareren Feind alles Menschenglücks, als die Lüge, die kalte, geschminkte, herz- und naturlose Lüge? Wenn sie mich so unergründlich haßte, wie sie mich zu lieben heuchelt, wahrhaftig, ich selbst fände es voreilig, zu verzweifeln. Auch des Hasses wird ein Mensch satt, auch die Schadenfreude kann ihm entleidet werden. – Was aber ist zu hoffen, wo Alles nur ein Spiel ist und die innerste Natur des Feindes eine Komödianten-Natur? In diesem armseligen Weibe ist jeder Funken einer eignen Empfindung seit frühester Jugend erloschen; ihr Leben ist ihr nur eine Rolle, ihr Lieben und Hassen nur eine Costümfrage geworden – Beifall und Gage sind ihre höchsten und heiligsten Begriffe. Und für Beide fürchtet sie, wenn sie mich frei gäbe. Es ist ihr schmeichelhaft – ein Erfolg mehr –, sich als die gekränkte Unschuld, das beraubte Weib, die Mutter, der man ihr Kind vorenthält, vor sich und der Welt darstellen zu können, darum weist sie all meine Bitten und Anerbietungen mit sittlicher Entrüstung ab, da sie wohl weiß, daß ich eher auf jedes Lebensglück verzichtete, als ihr das Kind zu überlassen. Wenn du die Briefe gelesen hättest, die ich in diesen Wochen an sie verschwendet, Briefe, wahrlich mit meinem heißesten Herzblut geschrieben – eine Tigerin hätten sie menschlich gemacht – und dieses Weib – lies, was sie mir antwortet! Ich habe diesen kläglichen Briefwechsel hinter deinem Rücken fortgesponnen, in der Hoffnung, alles Bittre und Entwürdigende – denn zu welchen guten Worten hab' ich mich nicht herabgelassen! – alle Qual dieser Wochen auf mein Theil zu nehmen, um dir zuletzt nur den reinen Gewinn zu Füßen zu legen. Lies nun, was für ein Wiederhall mir von diesem steinernen Herzen kam, und sage dann, ob man geradezu ein Meister im Verzweifeln sein muß, um hier jede Hoffnung verloren zu geben.

Er war nach dem großen Schrank hingestürzt, hatte ein Schubfach aufgeschlossen und einige zierliche Briefe herausgenommen, die einen süßlichen Wohlgeruch verbreiteten. Julie las einen nach dem andern, während er sich wieder auf das Sopha geworfen hatte und nach der Decke starrte. Die Briefe waren mit einer gleichmäßig feinen, klaren Hand geschrieben, in einem Stil, der als ein Muster diplomatischer Kunst gelten konnte. Keine Spur von Declamation, von Klagen und Anklagen. Die Schreiberin hatte sich darein ergeben, ein unglückliches Schicksal hinzunehmen, da sie sich zu schwach und nicht kaltherzig genug fühlte, den Kampf mit ihm aufzunehmen, einen Kampf, in welchem der Mann, dem sie Alles gegeben, ihr gegenüber stand. Das konnte sie über sich gewinnen, da es nur ihr eignes Glück betraf, was sie opferte. Aber auf ihr Kind zu verzichten, würde sie nie vermögen. Der Tag möchte kommen, wo im Herzen dieses armen Kindes das Verlangen nach einem Mutterherzen erwachte. Dann sollte man ihm nicht entgegnen dürfen: deine Mutter hatte kein Herz für dich, sie hat dich Fremden überlassen. – An diese Stellen, die in jedem Briefe sich wiederholten, war eine besondere Kunst gewendet, die hie und da an die Bühne und den letzten rhetorischen Trumpf vor dem Abgang erinnerte, und das jüngste Blatt, das erst vor wenigen Tagen gekommen war, schloß folgendermaßen:

»Ich weiß Alles, weiß, was du mir so sorgfältig verhehlen möchtest. Nicht der Wunsch, ein für alle Mal mit dem Vergangenen abzuschließen, auch mir die Freiheit zurückzugeben – wie du meinen Charakter dir vorstellst, würde es mich ja keine Ueberwindung kosten, zu leben, als ob ich dir nichts mehr schuldig wäre, zumal ich deinen Namen an der Bühne nicht führe, – nein, ich weiß, was dir die vollständige Trennung von mir nicht nur wünschenswerth, sondern jeden Aufschub unerträglich macht. Du bist in die Netze einer gefährlichen Schönheit gefallen. Wenn meine alte Liebe zu dir nicht stärker wäre, als die Eigenliebe, würde ich nichts lebhafter wünschen und aus allen Kräften mitbefördern helfen, als deine Vermählung mit diesem Mädchen. Sie würde mich rechtfertigen, mich in deinen Augen zu Ehren bringen, dir das Geständniß abringen, daß du dein Heil verscherzt, deine einzige wahre Freundin von dir gewiesen, um eine Schlange an deinem Busen zu nähren. Aber ich bin edler, als mein Vortheil erheischte: nicht – das gestehe ich – deinetwegen allein. Die Hoffnung, dich zu mir zurückkehren zu sehen, ist zu verlockend, als daß ich nicht dazu helfen sollte, dich diese Erfahrung machen zu lassen. Unser Kind aber dieser Fremden, die so klug wie schön, so schön wie herzlos sein soll, mein tausendmal gesegnetes, in all meinen Träumen mich besuchendes Engelskind dieser Schlange –«

Julie hatte die letzten Zeilen unwillkürlich laut gelesen, gleichsam um die Anklage nicht zu vertuschen, die gegen sie selbst gerichtet war. Sie brachte es vor Ekel und Empörung nicht bis zum Schlusse – das Blatt fiel ihr aus der Hand.

Lieber Freund, sagte sie, lassen wir es damit genug sein. Ich muß dir in der That Recht geben: dies ist hoffnungslos. Güte erlahmt an einem so naturlosen Naturell, wie du es so richtig genannt hast, und Gewalt – wo könnten wir die aufbieten? Aber uns ergeben – wehrlos und hoffnungslos – wenn ich sonst noch so viel Talent zum Verzweifeln hätte, dieser Frau gegenüber würde ich sterben oder siegen wollen.

Er sprang auf und ergriff ihre Hand. Julie! rief er, du giebst mir das Leben wieder. Nicht wahr, den Triumph ihr zu gönnen – lieber ans Ende der Welt flüchten, wohin ihre Hand nicht reicht – lieber zu Yankees und Rothhäuten, aber dich an meinem Herzen und das Kind in unsern Armen –

Sie schüttelte ernst das Haupt. Nein, nein, nein! sagte sie. Keine Selbstverbannung! Es ist nun doch gut, daß ich meine einunddreißig Jahre hinter mir habe. Dieser jugendliche Schwärmer risse mich sonst am Ende mit sich fort, und wir begingen eine große Thorheit, die dann nach kurzer Zeit ihn und mich sehr unglücklich machte. Du taugst nicht über's Meer, geliebter Meister. Du hast den modernen sentimentalen Unsinn in unsrer alten Welt nicht mitmachen wollen, – wie würdest du dich erst gegenüber all dem Humbug der neuen ausnehmen? Und deine Künstlerschaft an den Nagel hängen und bloß für Weib und Kind leben – wie lange hieltest du das wohl aus? Wie bald würde dir die Frau, um die du das gethan, zur Last werden? Selbst wenn du an einem solchen Leben ein Genügen fändest, glaubst du, daß ich mich damit befriedigt fühlte? Zwar, ich hab' es dir gestanden, ich liebe diesen Menschen da, diesen heftigen, bösen, guten, einzigen Hans Jansen; aber ich will ihn so groß, so gefeiert, so stolz und glücklich sehen, wie es nur irgend in dieser armen Welt möglich ist, nicht bloß den zärtlichen Hausvater und Gatten in ihm lieben, sondern den großen Meister, der außer mir noch eine Welt dazu zwingt, ihn zu lieben und zu bewundern. Thu' mir den Gefallen, liebster Freund, und stecke diese Correspondenz dort in den Ofen und versprich mir, nicht mehr zu schreiben. Ich verspreche dir dagegen, daß ich Tag und Nacht darüber nachsinnen werde, wie wir uns befreien können. Wenn unser Probejahr verstreicht, ohne daß es gelingt vor Gott und Menschen: hier meine Hand darauf! so bin ich die Deine, ohne nach den Menschen zu fragen, aber gewiß nach dem Willen Gottes, und ich denke, ich bin nachgerade alt genug, um zu wissen, was ein rechtschaffenes Weib thun und verantworten kann.


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