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Aus dem Liederbuche einer Braut

 

1.

Mein Bräutigam ist in der weiten Welt;
Habe nun keinen,
Den ich herzen und küssen kann.
Ohne Küssen mag ich nicht leben;
Was fang ich an?

Du wilder Knabe, spiel mit mir!
Deine Augen lachen.
Bin dir von Herzen gut,
Möchte dir tausend Küsse geben...
Weißt du, wies tut?

Ach, mein Bräutigam ist nicht so wie du!
Du lieber Junge!
Ist nicht halb so frech und verwegen,
Ernst stets wie ein Geheimer Rat;
Darf bei ihm sich keiner regen.
Du, das ist fad!

Wollt ich ihn küssen so wie dich,
Sprang er zur Seite.
Hu, sein garstiges Gesicht:
»Aber, Kind, das tut man nicht!«
Küß ich dich, wenn ers nicht will...
Du, halte still!

 

2.

All die selbstgerechten Leute
Sehn mich von der Seite an.
Der bei Vater um mich freite,
Ist ja doch noch nicht mein Mann.
Ist ers erst, bin ich ihm treu!
Lach nicht, Schlingel, so beiseite...
Unsinn! – Komm, uns blüht der Mai!
Küsse mich, nur heut noch, heute!

 

Unterwegs

Meine Geige hab ich um drei böhmische Gulden versetzt,
Was schiert mich das!
Hat mich dafür doch goldener Tokaier geletzt.
Wirt, und fürder mußt du kreiden!
Was brauch ich Geige und Fiedelbogen!
Kann singen und pfeifen!
Sind mir nur die kleinen Mädel gewogen,
Komm ich schon wieder zu Vesper und vollem Glas.
Ei ja!
Von rotblühenden Lippen ein schwellender Kuß
Ist fahrender Leute Zehrpfennig und Reisepaß.
Du zierliche Braune, magst mich leiden?
Kleine, Feine, laß dich greifen!
Wenn der Vollmond über die Kirche verzogen,
Will ich dich erwarten
Links bei der Pforte am Haselnuß
Unten im Garten:
Werd dir ein lustiges Stücklein pfeifen!
Tralera ...!
Aber laß mich nicht vergebens warten!

*


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