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Abraham Gotthelf Kästner: 1719-1800

 

Vom Erfinder des Schachspiels

Hat Salomo zur Füllung leerer Stunden
(Rabbiner sagen es) das Königsspiel erfunden?
Für seinen Witz wars freilich nicht zu viel;
Und eifrig, wie man weiß, trieb er das Damenspiel.

 

Aus der Hölle

Im Dunkel jener Zeit, von der mit kühnem Dichten
Kein feiler Hozier uns wagt zu unterrichten,
Verlor sich Arnulfs Stamm; den wilden Saladin
Sah, an des Jordans Strand, sein tapfrer Ahnherr fliehn
Und dieser Ahnherr ward beim großen Karl zum Grafen;
Es zitterten vor ihm die Sachsen und die Slaven.
Ein Heiliger selbst war ihm vom Vater her verwandt,
Doch Arnulf kam nicht hin, wo er den Heiligen fand;
Er half sein Vaterland bei zwanzig Jahr verderben,
War Liebling seines Herrn und starb – wie Reiche sterben.
Hochselig pries ihn zwar geweihter Lippen Spruch,
Doch wahrer sprach von ihm gepreßter Laien Fluch;
Wo Baur und Exzellenz der Taten Lohn empfinden,
Mußt er zum schlechten Trost, noch seinen Kutscher finden.
Der fragt erstaunensvoll nach Arnulfs Missetat.
Ein Sohn, war Arnulfs Wort, für den ich alles tat;
Ihn, und mein alt Geschlecht durch ihn, erhöht zu wissen,
War mir kein Unrecht groß, und dafür muß ich büßen.
Du aber, guter Hanns, weswegen bist du hier?
»Herr,« sprach der Kutscher drauf, »der Sohn, der war von mir.«

Die Fabel wird wohl nicht auf unsern Adel passen;
Denn der verdammt sich nicht, um Kinder reich zu lassen.

*


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