Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Gotthold Ephraim Lessing: 1729-1781

 

An den Salomon

Hochweiser Salomon! dein Spruch,
»Daß unter tausenden kein gutes Weib zu finden,«
Gehört – gerad heraus – zu deinen Zungensünden;
Und jeder Fluch ist minder Fluch,
Als dieser schöne Sittenspruch.
Wer sie bei tausenden will auf die Probe nehmen,
Wie du getan, hochweiser Mann,
Muß sich bei tausenden der Probe freilich schämen,
Wird drüber wild, und lästert dann.

 

Auf ebendenselben

Daß unter tausend ein weiser Mann
Kein gutes Weibchen finden kann:
Das wunder mich recht sehr.
Doch wundert mich noch mehr,
Daß, unter tausenden, ein weiser Mann
Nicht eine gut sich machen kann.

 

Die Haushaltung

Zankst du schon wieder? sprach Hans Lau
Zu seiner lieben Ehefrau.
»Versoffner, unverschämter Mann« – – –
Geduld, mein Kind, ich zieh mich an – –
»Wo nun schon wieder hin?« Zu Weine.
Zank du alleine.
»Du gehst? – – Verdammtes Kaffeehaus!
Ja! blieb er nur die Nacht nicht aus.
Gott! ich soll so verlassen sein? –
Wer pocht? – – Herr Nachbar? – – nur herein!
Mein böser Teufel ist zu Weine:
Wir sind alleine.«

 

Die Gespenster

 

Der Alte

Auch weiß ich nicht, was manche Nacht
In meiner Tochter Kammer
Sein Wesen hat, bald seufzt, bald lacht;
Oft bringt mirs Angst und Jammer.
Ich weiß, das Mädchen schläft allein;
Drum müssen es Gespenster sein.

 

Der Jüngling

Ich wende nichts dawider ein;
Doch wünscht ich ihr Gespenst zu sein.

 

Auf die Genesung einer Buhlerin

Dem Tode wurde jüngst vom Pluto anbefohlen,
Die Lais unsrer Stadt nach jener Welt zu holen.
Sie war so alt doch nicht, und reizte manchen noch
Durch Willigkeit und Scherz in ihr gemächlich Joch.
»Was?« sprach der schlaue Tod, der ökonomisch denket,
Und nicht, wie man wohl glaubt, den Wurfpfeil blindlings schwenket,
»Die Lais brächt ich her? das wäre dumm genug!
Nein! Arzt und Huren – nein! die hol ich nicht so jung!«

 

Auf die Iris

Der Iris blühend volle Brust
Reizt uns, o Freund, zu welcher Lust!
Doch ihr erbärmliches Gesichte,
O Freund, macht Reiz und Lust zunichte.
Sieh, Freund, so liegen Frost und Flammen,
Und Gift und Gegengift beisammen.

 

Auf die Magdalis

Die alte reiche Magdalis
Wünscht mich zum Manne, wie ich höre.
Reich wäre sie genug, das ist gewiß;
Allein so alt! – Ja, wenn sie älter wäre!

 

Auf die Phasis

Von weitem schon gefiel mir Phasis sehr:
Nun ich sie in der Nähe
Von Zeit zu Zeiten sehe,
Gefällt sie mir – auch nicht von weitem mehr.

 

Der Irrtum

Den Hund im Arm, mit bloßen Brüsten,
Sah Lotte frech herab.
Wie mancher ließ sichs nicht gelüsten,
Daß er ihr Blicke gab.

Ich kam gedankenvoll gegangen,
Und sahe steif heran.
Ha! denkt sie, der ist auch gefangen,
Und lacht mich schalkhaft an.

Allein, gesagt zur guten Stunde,
Die Jungfer irrt sich hier.
Ich sah nach ihrem bunten Hunde:
Es ist ein artig Tier.

 

Auf Lorchen

Lorchen heißt noch eine Jungfer. Wisset, die ihrs noch nicht wißt:
So heißt Luzifer ein Engel, ob er gleich gefallen ist.

 

Auf die feige Mumma

Wie kommts, daß Mumma vor Gespenstern flieht,
Sie, die doch täglich eins im Spiegel sieht?

 

Auf einen Brand zu ***

Ein Hurenhaus geriet um Mitternacht in Brand.
Schnell sprang zum Löschen oder Retten
Ein Dutzend Mönche aus den Betten.
Wo waren die? Sie waren – bei der Hand.
Ein Hurenhaus geriet in Brand!

*


 << zurück weiter >>