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Thomas Moore: 1779 – 1852

Geboren zu Dublin – also Irländer und Katholik – befreundet mit Byron. Man kann ihn den englischen Béranger nennen, ein Salondichter, bekannt durch seine Irischen Melodien, die meist recht hübsch sind, ohne bedeutend zu sein, durch Lalla Rooth, vier morgenländische, durch Byrons Einfluß hervorgerufene Erzählungen, von denen Das Paradies und die Peri durch Robert Schumanns Musik unsterblich geworden ist.

 

Liebesnacht

Wenn durch die Piazzetta
Die Abendluft weht,
Dann weißt du, Ninetta,
Wer wartend hier steht.
Du weißt, wer trotz Schleier
Und Maske dich kennt,
Wie Amor die Venus
Am Nachtfirmament.

Ein Schifferkleid trag ich
Zur selbigen Zeit,
Und zitternd dir sag ich:
»Das Boot liegt bereit!
O, komm! Jetzt, wo Lunen
Noch Wolken umziehn,
Laß durch die Lagunen,
Mein Leben, uns fliehn!«

 

Willst du?

Willst du kommen zur Laube, so schattig und kühl?
Da dienen uns Rosen voll Taues zum Pfühl.
Willst du! willst du, willst du, willst du
Kommen, mein Lieb?

Da ruhst du auf Rosen wohl unter dem Strauch,
Errötend die Wänglein, doch Lächeln im Aug.
Willst du! willst du, willst du, willst du
Lächeln, mein Lieb?

Doch röter als Rosen, mein Lieb, ist dein Mund,
Und süßer als Tau ist dein Küssen zur Stund.
Willst du! willst du, willst du, willst du
Küssen, mein Lieb?

Und, o, dann der Freuden, die süßer, fürwahr,
Als Tau und als Rosen und Küsse sogar!
Willst du! willst du, willst du, willst du
Willst nicht, mein Lieb?

 

Auf eine schöne Ostindierin

Wenn jeder, die ein Sonnenkind,
In Aug und Busen Feuer wohnt,
Dann sind, die so dich nennen, blind –
Dich sandte nur der bleiche Mond!

Und dennoch, zündend bliebe kalt
Dies Auge, feurig, süß und licht?
Ihr Lippen, die ihr purpurn wallt,
Euch ziemt Dianas Siegel nicht!

O, einen Strahl der Sonne nur,
Die deines Ganges Fluten kocht,
Zu wandeln dich, du Lichtnatur,
In alles, was mein Herz erpocht!

Ha – plötzlich lodern dich zu sehn
In deiner ganzen glühnden Pracht,
Und dann im Brande zu vergehn,
Den ich doch selber angefacht!

*


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